Adelung Wörterbuch
Mandāt
, des -es, plur. die -e, aus dem Lat. Mandatum, ein Befehl, doch nur von einem obrigkeitlichen oder landesherrlichen Befehle in einzelnen Fällen, oder eine verbindliche obrigkeitliche Bestimmung einer einzelnen Handlung, zum Unterschiede von einem Gesetze; im Oberd. ein Gebothsbrief. Daher der Mandats-Prozeß, in den Rechten, diejenige Art des gerichtlichen Verfahrens, welche von einem Mandate oder Befehle anfängt, vermöge dessen der Richter dem Beklagten befiehlet, dem Verlangen des Klägers Genüge zu leisten. Das Mandatum sine clausula ist die schärfste Art solcher Befehle. Das Wort kommt schon bey dem Ottfried vor: er in mandat tati, er ihnen befahl.  
1. Die Mandel
, plur. die -n, ein Werkzeug, das gewaschene und getrocknete leinene Geräth und andere Zeuge durch hin und her bewegen damit glatt und weich zu machen. Es bestehet aus einem starken hölzernen Gerüste, in welchem ein mit Steinen beschwerter beweglicher Kasten über die auf die Mandelhölzer oder zwey runde hölzerne Walzen gewundene Wäsche hin und her gezogen wird. Sie wird in andern Gegenden die Mange, die Mangel, noch häufiger aber die Rolle genannt. S. Mange. Ein kleineres Werkzeug dieser Art ist unter dem Nahmen des Mandelholzes bekannt, S. dieses Wort.
Anm. Da Mand in einigen Gegenden einen Korb bedeutet, so könnte man glauben, daß mit dieser Benennung zunächst auf den mit Steinen gefüllten Kasten gesehen würde, welcher das Hauptstück dieser Maschine ist. Allein es ist glaublicher, daß die Bewegung der Grund der Benennung ist, und da würde es zu unserm mahnen, so fern es eigentlich ziehen bedeutet, gehören, Schwed. mana, und vermittelst der Ableitungssylbe -el ein Werkzeug bedeuten, welches hin und her gezogen wird; wenn nicht vielmehr den cylindrischen Walzen dieser Nahme zunächst zukommt. Im mittlern Lat. ist Mandalus ein Riegel.
 
2. Die Mandel
, plur. die -n, ein sehr übliches Wort, eine Zahl von funfzehen zu bezeichnen. 1) Eigentlich. Eine Mandel Eyer, Käse, Nüsse u.s.f. Wenn ein Zahlwort oder ähnliches Beywort vorher gehet, so bleibt es im Plural, wie die meisten Wörter dieser Art, unverändert. Sechs Mandel Garben, nicht Mandeln. Wie viel Mandel sind das? 2) Figürlich, im Hoch- und Oberdeutschen, ein Haufen von funfzehen auf dem Felde zum Trocknen aufgesetzten Getreidegarben, welcher in Niedersachsen eine Hocke, und so fern er in manchen Gegenden aus zwanzig Garben bestehet, eine Stiege, um Frankenhausen eine Gloge, im Trierschen ein Kasten, Kornkasten, im Osnabrückischen ein Gast genannt wird. Und zündete also an die Mandeln samt dem stehenden Korn, Richt. 15, 5. Boas legte sich hinter eine Mandel, Ruth 3, 7. Und haben so viele Altäre, als Mandeln auf dem Felde stehen, Hos. 12, 12.
Anm. In der ersten Bedeutung einer Zahl von funfzehen gehöret es vermuthlich zu dem Worte Mand ein Korb, und in weiterer Bedeutung ein Gefäß, zu welchem auch das Lat. Manus, so fern es zunächst die hohle Hand bedeutet, gehören kann; so daß eine Mandel ursprünglich so viel Dinge Einer Art waren, als in einem gewissen Gefäße Raum hatten, oder wenn man zunächst auf Manus und Manipulus siehet, so viel als man in der Hand fassen konnte. Das mittlere Lat. Manna bedeutet gleichfalls eine Hand voll. Im Oberdeutschen und selbst in einigen Hochdeutschen Gegenden ist es in dieser Bedeutung ungewissen Geschlechtes, das Mandel.
Die zweyte Bedeutung kann so fern als eine Figur der ersten angesehen werden, als wirklich funfzehen Garben zu einer Mandel gerechnet werden. Indessen lässet sie sich auch füglich durch einen Haufen überhaupt erklären, da denn dieses Wort zu 5. Mahl und Malter gehören würde, indem das n gar oft ein müßiger Nasenlaut ist. Im mittlern Lateine bedeuten Maudualis einen Haufen, und Molonus, Modolon, Modulum, Meta u.s.f. einen solchen Haufen Garben, und auch unser Malter wird so wohl von einem Gefäße, als einem Haufen Holz von bestimmter Größe, als endlich auch von einer Zahl von funfzehen gebraucht.
 
3. Die Mandel
, plur. die -n, der eßbare oval-runde platte Kern der Steinfrucht des Mandelbaumes; Amygdalus L. Süße Mandeln, bittere Mandeln. Im gemeinen Leben einiger Gegenden führen die Mandeln den Nahmen der Mandelkerne. Figürlich führen diesen Nahmen auch, wegen der Ähnlichkeit in der Gestalt, zwey Drüsen am Anfange des Schlundes, am obern Theile der Luftröhre ein wenig unter dem Zäpfchen, in den menschlichen und thierischen Körpern; Lat. Amygdala, Ital. le Mandole, Dän. Mandel.
Anm. In der ersten Bedeutung im Dän. und Schwed. gleichfalls Mandel, im Engl. Almond, im Franz. Amande, alle aus dem Ital. Amandola, Mandola, Lat. Amygdalum, und dieß aus dem Griech. αμυγδαλον, welchen Nahmen dieser in dem wärmern Asien einheimische Baum vermuthlich aus seiner Heimath mit nach Griechenland und von da nach Italien gebracht hat. Indessen scheinet der Grund der Benennung in der Gestalt zu liegen, indem μαγδαλια, im mittlern Lat. Magdalium, von mehrern Arten walzenförmiger Dinge gebraucht wird.
 
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