Adelung Wörterbuch
Mähfêld
, des -es, plur. die -er. 1) Auf dem Schwarzwalde, Felder welche abgeschwendet werden, d.i. welche durch Verbrennung des darauf gewachsenen Holzes urbar gemacht werden; vermuthlich von mähen, hauen, weil das darauf befindliche Holz vorher niedergehauen werden muß. 2) Im Niedersächsischen ist das Mähfeld der mit Gras bewachsene Grund eines Deiches, weil dasselbe abgemähet werden kann.  
1. * Das Mahl
, des -es, plur. die -e, ein Wort, welches ehedem eine jede Verbindung, eine Vereinigung, einen Vertrag bedeutete, in engerer Bedeutung aber ein eheliches Verlöbniß und dessen Vollziehung. Angels. Mala, Isländ. Maele, Schwed. Mål. Es ist in dieser Bedeutung veraltet, hat aber noch die Zusammensetzungen Gemahl, Mahlschatz und Vermählen zurück gelassen, S. diese Wörter. Schilter leitet dieses Mahl von Mahl, eine Zusammenkunft, Ihre aber von dem folgenden Mahl, die Sprache, Rede, ein mündlicher Vertrag her. Allein bey dem Worte Gemahl ist schon gezeiget worden, daß es von machen abstamme, so fern es ehedem in engerer Bedeutung verbinden bedeutete, welches durch den starken Hauchlaut, welcher in Gemächt für Gemahl und gemächeln, vermächeln für vermählen, ehedem üblich war, bestätiget wird.
 
2. * Das Mahl
, des -es, plur. die -e, ein im Hochdeutschen völlig veraltetes Wort, welches ehedem den Schall, die Stimme, den Ton bedeutete, und vornehmlich in einem doppelten Verstande vorkommt. 1) Die Sprache, wie noch das Schwed. Male und Isländ. Mal. Daher ist im Schwed. måla sprechen, im Isländ. maela, maelga. Das hohe Alter dieses Wortes erhellet aus der letzten Hälfte des Latein. promulgare, aus dem Griech. μελος, ein lieblicher Gesang, ὁμελειν, predigen, und dem Hebr. ללמ, sprechen, reden. Allem Ansehen nach ist es eine sinnliche Nachahmung des Schalles selbst, da es denn, wenn man die gewöhnliche Verwechselung der Lippenbuchstaben mit in Anschlag bringt, zu bellen gehören würde. Diejenigen, welche es mit Wachtern von dem folgenden Mahl, ein Zeichen, ableiten, weil die Sprache und Worte Zeichen der Gedanken sind, trauen unsern rohen Vorfahren, denen wir die Sprache zu danken haben, zu viel Abstraction zu. Wir haben von dieser veralteten Bedeutung noch das Zeitwort melden, S. dasselbe. So fern dieses Wort ehedem Geräusch überhaupt bedeutet hat, kann auch das noch Nieders. mall, wild, unbesonnen, mallen, ausgelassen seyn, wild in den Tag hinein leben, und sein Geld vermallen, liederlich durchbringen, hierher gehören. 2) Eine Versammlung, besonders eine öffentliche Versammlung des Volkes, ingleichen eine gerichtliche Versammlung; eine ehedem sehr übliche Bedeutung, in welcher im mittlern Lateine Mallus und Mallum, mit vielen Ableitungen vorkommen. In Thüringen wird das Feldgericht noch jetzt das Hägemahl, d.i. das gehägte Mahl oder Gericht, genannt. Daher war ehedem die Mahlstätte, oder der Mahlplatz, derjenige Platz, auf welchem sich das Volk, oder auch nur die Gerichtspersonen mit den Parteyen versammelten, der, wenn es ein Berg war, der Mahlberg genannt wurde. Bey dem Raban Maurus ist Mahal der Gerichtshof. Um Bremen ist die Möllenvogtey und das Möllenamt bekannt, welche von diesem Mahl, das Gericht, ihren Nahmen haben, und im Hochdeutschen in Mühlenamt und Mühlenvogtey verderbt werden, als wenn sie von dem Worte Mühle abstammeten. Ja eine jede Feyerlichkeit wurde ehedem Mal genannt, weil sie gemeiniglich mit einer Versammlung mehrerer Menschen verbunden ist.
Man hat von Mahl in dieser zweyten Bedeutung mehrere Ableitungen. Einige leiten es von Mahl, Mahlzeit, ab, weil die Alten ihre Versammlungen gern mit einem Schmause beschlossen, die meisten aber von dem folgenden Mahl, ein Zeichen, da sie es denn zunächst von dem Versammlungsorte verstehen, und es durch einen bezeichneten und zur Versammlung bestimmten Ort erklären. Mit mehrerer Wahrscheinlichkeit rechnet man es zu Mahl, Sprache, und zwar entweder so fern damit zunächst auf den in allen solchen Versammlungen nöthigen mündlichen Vortrag gesehen wird, auf welche Art noch jetzt in Niedersachsen verschiedene Arten öffentlicher Versammlungen die Sprache, in Frankreich der höchste Gerichtshof, und in England die Versammlung der Abgeordneten der Reichs- und Landstände das Parlament, von parler, sprechen, genannt werden; oder auch so fern überhaupt das mit der Versammlung mehrerer verbundene Geräusch dadurch ausgedruckt wird. S. Mahlstatt.
 
3. * Das Mahl
, des -es, plur. die -e, ein gleichfalls veraltetes Wort, welches ehedem Steuer, Geschoß, Abgabe bedeutete. In einer Urkunde Kaiser Otto I vom Jahr 985 heißt es bey dem Schilter: omnem justitiam ac censum, qui Saxonice Mal vocatur. In einer alten Bremischen Urkunde in dem Bremisch-Nieders. Wörterbuche kommt das jetzt veraltete Malscoldt (vielleicht Malscodt) von einer jetzt unbekannten Art der Steuer vor. Im Schwed. ist Måla gleichfalls so wohl eine Abgabe, eine Steuer, als auch eine freywillige Gabe, Isländ. Mala, Schottl. Mail, Angels. Male, welches letztere auch den Zoll bedeutet. Es ist ungewiß, welches hier die erste und eigentliche Bedeutung ist; indessen leitet Ihre das Latein. Miles von diesem Worte her, welches alsdann eigentlich einen Söldner oder Soldaten bedeuten würde. Mit eben dem Rechte würde sich auch das Lat. Multa, eine Geldstrafe, dahin rechnen lassen.
 
4. Das Mahl
, des -es, plur. die Mähler, im Oberdeutschen und in der höhern Schreibart der Hochdeutschen die Mahle, die Handlung da man Speise zu sich nimmt, mit Inbegriff der Speisen selbst. So wohl von feyerlichen Handlungen dieser Art. Und Abraham machte ein groß Mahl am Tage, da Isaac entwöhnet ward, 1 Mos. 21, 8. Salomo machte ein groß Mahl allen seinen Knechten, 1 Kön. 3, 15. Da nun der König und Haman zu dem Mahl kamen, das Esther zugerichtet hatte, Esth. 5, 5. Als auch von dem gewöhnlichen Genusse der Speise. Jesus sprach zu seinen Jüngern: kommt und haltet das Mahl, Joh. 21, 12. Loth machte den zwey Engeln ein Mahl und buch ungesäuerte Kuchen, 1 Mos. 19, 3. In beyden Fällen ist es in dem gemeinen Sprachgebrauche veraltet, indem von vollständigen Handlungen dieser Art das zusammen gesetzte Mahlzeit üblicher geworden, S. dasselbe. Doch gebraucht man das einfache Wort noch zuweilen in der höhern Schreibart. Mit Entzücken und mit Freudenthränen genoß er da sein Mahl, Geßn. Auch ist es noch in vielen Zusammensetzungen üblich, das Mittagsmahl, das Nachtmahl, Abendmahl, das Frühmahl, in der anständigern Sprechart für Frühstück, das Gastmahl, Hochzeitmahl, Ehrenmahl, Freudenmahl, Trauermahl, Opfermahl, Henkermahl, u.s.f. wovon doch viele auch nur noch in der anständigern Schreibart vorkommen.
Anm. Im Schwed. Mål, im Angels. Maele, im Engl. Meal, im Holländ. Mael. Im Lettischen ist Malkas und Malks, und im Finnischen Malja, ein Trinkgelag zu Ehren eines andern. Wachter leitet dieses Mahl von Mahl, Versammlung, ingleichen von den dabey üblichen Gesprächen her, andere von dem folgenden Mahl, eine Zeit, eine bestimmte Zeit, als wenn dadurch vornehmlich auf die Zeit, zu welcher man speiset, gesehen würde; welche Ableitung dadurch wahrscheinlich wird, daß auch Zeit in ähnlichem Verstande vorkommt, S. Mahlzeit. Allein, alsdann wäre dieses letzte Wort eine Tavtologie. Über dieß hat man Spuren, daß Mahl ehedem eine jede Speise, ein eßbares Ding, und mahlen essen bedeutet hat. Bey den Lappländern ist Males eine jede Art der Speise, und bey den Ungarn ist Male eine Art süßer Kuchen. Alsdann würde dieses Mahl zu dem Geschlechte des Wortes 2. Mahlen, molere, gehören, so daß damit zunächst auf die Zermalmung der Speisen gesehen würde.
 
5. * Das Mahl
, des -es, plur. die Mahle, und die Mähler, ein altes aber großen Theils veraltetes Wort, welches ehedem so wohl den Begriff der Tiefe, der Vertiefung und Aushöhlung, als auch der Höhe hatte; zwey sehr genau mit einander verwandte Bedeutungen, welche sich fast bey allen Wörtern dieser Art beysammen befinden. 1) Der Tiefe, der Vertiefung, wo ehedem verschiedene Arten hohler und tiefer Behältnisse diesen Nahmen führten. Noch Hornegk nennt eine Tasche Malch und Malchen. Bey den Schwäbischen Dichtern ist Malhe ein Koffer, eine Kiste. Bey dem Ottfried ist Mal, Malaha, eine Reisetasche, ein Mantelsack, Franz. Malle, im mittlern Lat. Mala, in welchem Verstande das Wort Mallen noch bey dem Pictorius vorkommt. Das Nieders. Mule, Holländ. Muyl, bedeutet einen Pantoffel, und das Angels. Mele eine Schüssel. So fern hohle Gefäße zum Maße anderer Körper gebraucht wurden, gehöret auch das Schwedische Mål, das Maß, und måla, messen, hierher. Unter den Deutschen Wörtern sind noch Maul, Malter, Mulde u.a.m. Zeugen von dieser übrigens veralteten Bedeutung. 2) Der Höhe, in welchem Verstande es mit dem veralteten michel, groß, Griech. μεγας, μεγλαƞ, Macht, u.a. verwandt zu seyn scheinet. Dahin gehören nicht nur unser Meiler und Maulwurf, sondern auch das Wendische Mohl, Pohln. Mohila, Mogila, ein Hügel, das Epirotische Mal und Albanische Malli, ein Berg, das Latein. Mala; die Backe, Moles, die Last, und vielleicht auch Mulus, Maulesel, eigentlich Lastesel, Malus, der Mastbaum, anderer zu geschweigen.
 
6. Das Mahl
, des -es, plur. die Mähler, in der anständigern Schreibart nach dem Muster der Oberdeutschen die Mahle, die Figur, das Bild eines Dinges, in weiterer Bedeutung, ein Erinnerungszeichen einer Sache, und besonders der Zeit, in welcher ein Ding ist oder geschiehet, und in engerer Bedeutung, ein Flecken, Makel, Fehler.
1. Das Bild eines Dinges, eine Figur; eine größten Theils veraltete Bedeutung. Die Kinder auf dem Lande pflegen noch mit Stücken Geld, Würfeln, oder andern mit Figuren versehenen Körpern Mahl oder Unmahl zu spielen, wo denn Mahl die mit einer Figur versehene Seite, und wenn mit Münzen gespielet wird, die Bildseite des Münzherren, Unmahl aber die entgegen gesetzte oder leere Seite bedeutet. In dem Straßburgischen Stadtrechte bey dem Schilter bedeutet Mal das Gepräge auf einer Münze. Das Zeichen des Kreuzes, welches man mit den Fingern macht, heißt im Schwed. Mål, und sich damit bezeichnen, måla. Das wichtigste Überbleibsel dieser Bedeutung einer Figur, eines Bildes, ist unser Zeitwort mahlen, pingere, S. dasselbe.
2. Ein sichtbares Erinnerungszeichen einer Sache.
1) Eigentlich, wo es ein jedes Zeichen dieser Art bedeuten kann und bedeutet hat, es sey nun geschnitten, gehauen, gestochen, gezeichnet, oder von welcher Art es wolle. Indessen ist es doch in dieser ganzen Bedeutung nur noch in einigen übrig gebliebenen Fällen üblich.
(a) Überhaupt. Jacob nahm den Stein, den er zu seinen Häupten gelegt hatte, und richtete ihn auf zu einem Maal, 1 Mos. 28, 18, 22. Jetzt ist in diesem Verstande das zusammen gesetzte Denkmahl üblicher. Siehe das ist der Hause und das ist das Maal, das ich aufgerichtet habe zwischen mir und dir, Kap. 32, 51, 52, das Denkmahl. Und Jacob richtete ein Mahl auf über ihrem Grabe, Kap. 35, 20, ein Grabmahl. Ihr sollt kein Mahl um eines Todten willen an eurem Leibe reissen, 3 Mos. 19, 28. Bey der Trauer über einen Todten sollt ihr euch keine Schnitte geben, und kein buntes Mahl einbrennen, Michael. Wird aber an der Glatze oder da er kahl ist, ein weiß oder röthlich Maal, so ist ihm Aussatz an der Glatze, 3 Mos. 13, 42. f. Zeiget sich aber ein weißes oder röthliches Mahl, Michael. wo aber die folgende Bedeutung eines Fleckens am meisten hervor sticht. Blaue Mähler, Franz. Bleymies, blaue Flecken auf dem Pferdehufe, welche von geronnenem Blute entstehen; dagegen die dürren Mähler ähnliche Flecken sind, welche durch Austrocknung des Hufes verursacht werden. Ähnliche Bedeutungen sind noch in den zusammen gesetzten Brandmahl, das Zeichen auf der Haut von einem Brande, ingleichen ein eingebranntes Zeichen, Wundenmahl, im Oberdeutschen für Narbe, Muttermahl, ein mit auf die Welt gebrachter Flecken, oder ein solches Gewächs auf der Haut, Eisenmahl, Flecken von Eisenrost in der Wäsche, Merkmahl, in der weitesten Bedeutung u.s.f. üblich. Es sey denn, daß ich in seinen Händen sehe die Nägelmaal, Joh. 20, 21, die Zeichen, Spuren von den Nägeln, welches Wort in der Theologie noch jetzt üblich ist, alsdann aber den Oberdeutschen Plural die Nägelmahle behält. Andere Flecken am Leibe heißen bey Gellerten und in der vertraulichen Sprechart im Plural Mähler.
Im Forstwesen, dem Mühlenbaue u.s.f. ist das Mahl das in einen Baum gehauene, geschlagene oder gebrannte Zeichen, S. Mahlbaum und andere der folgenden Zusammensetzungen. In verschiedenen ländlichen Spielen ist das Mahl so wohl das Zeichen des Ruhe- oder Standortes, ingleichen des Zieles, als auch dieser Ort und das Ziel selbst, daher Opitz Mahl für Ziel überhaupt gebraucht:
 
In Summa allen ist sein Mahl und Ziel bestimmt.
 
Auch die Gränzzeichen, sie seyen nun von welcher Art sie wollen, und die Gränzen selbst, werden im gemeinen Leben häufig Mähler und im Oberd. Mahle genannt, S. viele der folgenden Zusammensetzungen. Auf den Flüssen einiger Länder werden die Zeichen, womit die gefährlichen Örter in einem Flusse angezeiget werden, Mahle oder Mähler genannt; ist es ein Bündel Stroh an einem eingeschlagenen Pfahle, so heißt es ein Strohmahl, ist es aber ein Pfahl ohne Stroh, ein Bloßmahl.
(b) In engerer Bedeutung, eine fehlerhafte Stelle von andrer Farbe, ein Flecken, Makel. Im Oberdeutschen werden, wenigstens in manchen Gegenden, alle Flecken dieser Art Mahle und Mähler genannt. Ein Obstmahl, Blutmahl, Weinmahl, ein Flecken von Obst, Blut, oder Wein. Ein Mahl aus der Wäsche machen, einen Flecken. Wo es ehedem auch Mail und Meil lautete, und einen jeden Schmutzflecken bedeutete. Das Latein. Macula und Deutsche Makel ist genau damit verwandt, indem sich der Gaumenlaut auch in den alten Oberdeutschen Zeitwörtern mailigen, bemailigen, vermeiligen, vermalgen, beflecken, besudeln und beschmutzen, befindet. Sich mit Schande bemeiligen, Matthes. Im Ital. lautet es in dieser Bedeutung Macchia, im Engl. Mole, im Holländ. Mael. Das Griech. μελας, schwarz, scheinet damit verwandt zu seyn. S. Mehlthau, Molch, Maser. Figürlich bedeutete es ehedem auch einen Fehler. Ane Mal und ane Scharten, sagt Stryker von einem Schwerte. Ganz gesundt an alle Meyl, Theuerd. Kap. 34. Im Hochdeutschen ist es in dieser Bedeutung veraltet, denn ob man gleich Flecken im Gesichte noch zuweilen Mähler nennt, so geschiehet solches doch nur in der vorigen allgemeinern Bedeutung ohne den Nebenbegriff des Fehlerhaften oder Schändlichen.
2) Figürlich, die Zeit, wie oft eine Sache ist oder geschiehet, daher es nur allein mit Zahlwörtern oder doch ihren ähnlichen Bey- und Fürwörtern gebraucht wird. Es scheinet hier zunächst das geschnittene oder gemachte Zeichen dieser Art bedeutet zu haben, bis es nach einer gewöhnlichen Figur von der Wiederhohlung selbst gebraucht worden. Es wird alsdann mit seinen Bestimmungswörtern bald zusammen gesetzt, bald aber auch nicht, je nachdem die in der Sprachlehre angegebenen Regeln der Zusammensetzung es erfordern oder verbiethen. Verhalten sich die Bestimmungswörter des Wortes Mahl, so wie sich jedes andere Adjectiv zu seinem Substantiv verhält, so ist die Zusammenziehungen unerlaubt. Dieses Mahl oder dieß Mahl, kein Mahl, jedes Mahl, das erste Mahl, das letzte Mahl; so wie man schreibt, dieses Haus, dieß Jahr, jeder Mensch u.s.f. So auch mit Hauptzahlen: Ein Mahl, zwey Mahl, drey Mahl, hundert Mahl; nur daß Mahl mit bestimmten Zahlwörtern, wie Pfund, Loth, und so viele andere welche eine Zahl, Maß und Gewicht bedeuten, im Plural sein e verlieret: sechs Mahl, nicht sechs Mahle. Im Dative hingegen wird es ordentlich declinirt: Er gab es mir zu vier Mahlen. Ist hingegen die Bedeutung elliptisch oder figürlich: es ist nun einmahl nicht anders, es wird schon einmahl geschehen, oder ist ein gemeinschaftlicher Ableitungslaut vorhanden, wie in den Adverbien jemahls, vormahls, nachmahls, nochmahls, niemahls, mehrmahls, damahls, und in den Adjectiven zweymahlig, dreymahlig, mehrmahlig, so ist die Zusammenziehung nicht allein erlaubt, sondern auch nothwendig. Von allemahl ist bereits an seinem Orte gehandelt worden.
Ein Fehler ist es, wenn manche statt des s ein en anhängen, damahlen, niemahlen, jemahlen u.s.f. für damahls, niemahls und jemahls. Eben so fehlerhaft sind allzu harte Zusammenziehungen und Ausdrücke dieser Art, wie genugmahl oder genugmahls, für oft genug, manchmahl für manches Mahl.
Die meisten zusammen gezogenen Nebenwörter dieser Art lassen sich vermittelst der Sylbe ig in Beywörter verwandeln, da denn die auf mahls das s wieder hinweg werfen. Sein zweymahliger, dreymahliger, oftmahliger Besuch. Dein mehrmahliger Antrag. Ihr vormahliges Betragen. Mein nachmahliger Zustand. Allemahl, keinmahl, niemahls, jemahls, dießmahl und manchmahl leiden solches nicht.
Obgleich Mel schon bey dem Ulphilas die Zeit überhaupt, und Mål und Mal im Schwed. und Isländ. eine bestimmte Zeit bedeuten, so ist es doch als ein Zahlwort der Zeit, wie oft eine Sache ist oder geschiehet, im Deutschen neuern Ursprunges. Die Alten hatten dafür andere Wörter. Ottfried gebraucht dafür Stunt, Vuarba und Sinthe, welches letztere eigentlich den Weg bedeutet; trizzug stunton, dreyßig Mahl, thria stunta zuene, drey Mahl zwey, thia uuarba und thes sinthes, dieß Mahl. In eben diesem Verstande kommt Sintha bey dem Ulphilas und Sinthe im Angels. vor, so wie die Niedersachsen und Holländer auf ähnliche Art das Wort Reise gebrauchen, twe Reise, zwey Mahl. Warf ist im Nieders. so wie im Schwed. Hwarf, auch noch üblich; noch warf, nochmahls, dat ander warf, das andere Mahl, wohin auch das veraltete Neiders. werle, jewerle, jemahls, unwerle, newerle, niemahls, u.s.f. zu gehören scheinet. Auch Fahrt wurde ehedem im Hochdeutschen so gebraucht; zu dieser Fahrt, dieß Mahl, einfahrt, allefahrt, ein Mahl, alle Mahl, zu keiner Fahrt, Theuerd. niemahls. Es kann daher seyn, daß in dieser Bedeutung des Wortes Mahl auf ähnliche Art der Begriff der Bewegung der herrschende ist; es kann aber auch seyn, daß es zunächst das Zeichen ausdruckt, womit man die mehrmahlige Wiederhohlung zu bezeichnen pflegt. Merkwürdig ist indessen, daß im Schwed. Mål auch einen Fall bedeutet; Twiswelsmål, ein zweifelhafter Fall, Samwetsmål, ein Gewissensfall, Brottmål, ein strafbarer Fall. M und f sind Buchstaben eines und eben desselben Organi, welche sehr oft mit einander verwechselt werden. S. die folgende Anmerkung.
Anm. Auch im Schwed. ist Mål, und im Angels. Mael, ein jedes Zeichen, und in engerer Bedeutung ein Ziel. Mahl scheinet überhaupt zunächst ein geschnittenes, oder auf andere Art gemachtes vertieftes oder erhabenes Zeichen zu bezeichnen, da es denn nicht nur zu 5. Mahl mit dem Begriffe der Vertiefung und Erhöhung gehören, sondern auch mit demselben von mähen, schneiden, stoßen u.s.f. abstammen würde. Vermittelst der Ableitungssylbe el, ein Ding, bedeutet Mahel und zusammen gezogen Mahl, ein geschnittenes oder auf ähnliche Art gemachtes Ding. Da mähen in manchen Mundarten auch meiden, mähden lautet, Lat. metere, so erhellet daraus zugleich die Verwandtschaft mit dem Lat. Meta, ein Ziel.
Wenn man alle dem Anscheine nach verschiedenen Wörter, welche Mahl lauten, genau untersucht, so wird man finden, daß sich die meisten auf einen gemeinschaftlichen Stammbegriff zurück führen lassen, welcher der Begriff der Bewegung ist, daher man machen und mähen, so fern sie überhaupt ehedem bewegen bedeutet haben, als die Quelle derselben ansehen kann. S. das Zeitwort 2. Mahlen, molere, wo dieser Begriff der Bewegung noch mehr hervorsticht.
Gottsched, welcher die gleichlautenden Wörter so gern durch die Schreibart zu unterscheiden suchte, und daher die Regel gab, daß man die gleichlautenden Wörter von verschiedener Abstammung auch im Schreiben unterscheiden müsse, schrieb Mahl, convivium, -mal, bey den Zahlwörtern, und Maal, signum, so wie er malen, pingere, und mahlen, molere, geschrieben haben wollte. Allein, er sündigte dabey wider seine eigene Regel, indem Maal, signum, und malen, pingere, unstreitig von Einem Stamme sind, zu welchem auch sehr wahrscheinlich sein -mal an den Zeitwörtern gehöret; welche also seiner eigenen Regel nach auch auf einerley Art geschrieben werden müßten. Über dieß erschöpfen seine drey Schreibarten, wenn sie auch richtig wären, die Zahl dieser Wörter nicht, daher sie unzulänglich sind. Man thut also besser, man folget der allgemeinen und weit sicherern Regel, nach welcher das l nach einem gedehnten Selbstlaute ein h vor sich hat, zumahl da in den meisten dieser Wörter das h wirklich zum Stamme gehöret, indem die meisten dieser Art von mähen, sich bewegen, abstammen. S. 2. Mahlen, Anmerk. Übrigens spricht man ja alle diese Wörter auf einerley Art aus, ohne eine Mißdeutung zu besorgen, warum sollte man sie nicht auch auf einerley Art schreiben können? Gottsched kannte nur die wenigsten gleichlautenden Wörter; hätte er sie alle gekannt, so würde ihn schon dieß von der Unmöglichkeit seiner Regel haben überführen können. (S. zum Beyspiel Katze.) Noch verwerflicher aber ward sie bey ihm, da sie in der Anwendung sich immer auf offenbar falsche Ableitungen gründete.
 
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