Adelung Wörterbuch
Lêttig
, adj. et adv. Letten enthaltend, aus Letten bestehend. Ein lettiger Boden.  
1. Die Lêtze
, plur. die -n, ein nur in einigen Oberdeutschen Gegenden übliches Wort, eine Vertheidigung an der Gränze, eine Landwehre, und hernach auch wohl eine jede Gränze zu bezeichnen. S. Frischens Wörterbuch. Wohl nicht, wie dieser glaubt, von lat, spät, und letzte, man müßte es denn von dem davon abstammenden noch im Niedersächsischen üblichen latten, hindern, ableiten wollen; sondern vermuthlich von letzen, welches nicht nur laedere, sondern auch wehren, vertheidigen, bedeutete. Im Theuerdanke kommt daher Lytz von einem Gewehr, einem Werkzeuge der Vertheidigung und des Angriffes vor. S. Verletzen.
 
2. Die Lêtze
, plur. die -n, ein im Hochdeutschen sehr ungewöhnlich gewordenes Wort. Es bedeutet, 1) ein Geschenk, welches man bey seinem Abschiede einem andern zum Andenken oder zur Ergetzlichkeit macht. Welches Geld man ihnen zur Letze verehrete, Bluntschli. Frisch führet eine Stelle aus Wurstisens Baseler Chronik an, worin dieses Wort Lezine lautet. Das laß ich dir zur Letze, in einem alten Kirchenliede, wofür man gemeiniglich singt, das laß ich dir zur Letzte, als wenn es das Wort letzt, ultimus, wäre. Vermuthlich gehöret auch die im gemeinen Leben übliche R.A. zu guter letzt hierher, da sie denn eigentlich zu guter Letze heißen müßte, d.i. zum freundlichen Abschiede. 2) Ein Überbleibsel, ein Überrest; eine nur noch im Oberdeutschen übliche Bedeutung, von welcher Frisch eine Stelle aus Ryffs Spiegel der Gesundheit anführet. S. 2. Letzen.
 
1. Lêtzen
, verb. reg. act. laedere, ingleichen sich wehren, siehe Verletzen.
 
2. Lêtzen
, verb. reg. act. vergnügen, erfreuen, belustigen; ein in dem gemeinen Sprachgebrauche der Hochdeutschen veraltetes Wort, welches nur noch zuweilen bey den Dichtern vorkommt. 1) Überhaupt.
 
Du letzest mir mein Leben,
Opitz.
 
Wer seinen Muth will letzen
Mit schneller Jagd und Hetzen,
Opitz.
 
Mein Auge wird sich wohl
An den Belügern letzen,
Opitz.
 
Sie wird sich wohl einmahl am Bilde letzen wollen,
Gell.
 
Wenn sie (die Götter) Ambrosia
Und Nectar letzen soll,
Weiße.
 
So können sie ja selbst
Mit eignen Augen sehn, wie uns der Kuß
Von ihren Schönen letzt,
Weiße.
 
2) In engerer Bedeutung, sich mit einem andern letzen, sich bey dem Abschiede noch Ein Mahl mit ihm vergnügen.
 
Mein Freund, ich komme bald, mich noch mit dir zu letzen,
Günth.
 
Wie einander umarmend, bey einem schleunigen Marsche
An den Ecken der Straßen die Krieger und Mägde sich letzen,
Zachar.
 
Daher die noch im Oberdeutschen gangbaren Wörter der Letzkuß, der Abschiedskuß, die Letzpredigt, die Abschiedspredigt, der Letzschmaus u.s.f.
Anm. Unsere Sprachforscher, welche nur allein die letzte engere Bedeutung von diesem Worte gekannt, oder solche doch für die erste eigentliche gehalten haben, leiten es von dem folgenden Worte letzt ab. Allein, es ist unstreitig von einem weitern Umfange, und stammet allem Ansehen nach mit laetari, lactus, u.s.f. aus Einer gemeinschaftlichen ältern Quelle her, so wie getzen, in ergetzen, zu dem Geschlechte des Wortes gaudere gehöret.
 
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