Adelung Wörterbuch
Leiste
, plur. die -n, in einigen Gegenden auch der Leist des -en, plur. die -en, oder der Leisten, des-s, plur. ut nom. sing. Diminut. das Leistchen, Oberdeutsch Leistlein, ein Wort, welches nur noch in einigen Fällen üblich ist, einen langen und nach Verhältniß seiner Länge dünnen oder schmahlen Körper zu bezeichnen. 1. In weiterer Bedeutung. 1) Einen langen und nach Verhältniß seiner Länge dünnen Körper. So ist an den Rüstwagen die Leiste, Stämmleiste oder das Leistenholz, ein langes unten gerades, oben aber gekrümmtes rundliches Holz, unten mit einem Ringe, vermittelst dessen es hinter der Lünse an die Achse gesteckt wird. Das obere Ende ist spitzig und trägt den einen Ring des Leistbügels. Sie dienet bey Lastwagen die Leitern zu tragen, damit nicht die ganze Last auf den Rungen allein ruhe. Die Sperrleiste ist ein horizontales an beyden Enden mit Ringen versehenes Holz, welches die Leitern aus einander hält. Hierher gehöret auch das mittlere Latein. Licia, Franz. Lice, Ital. Lizza, Liccia, ein Pfahl, eine Pallisade, und Liciae, Franz. Lices, Schranken, und andere ähnliche Wörter mehr. Die leisten des helmes bey dem Stryker scheinen die Stangen zu seyn, welche das gitterförmige Visier ausmachen. 2) Einen langen schmalen Körper, oder einen solchen Theil eines Körpers. In diesem Verstande ist die Leiste oder Querleiste bey den Holzarbeitern ein langes schmales Holz, welches in die Quere über zwey Breter befestiget wird, sie zusammen zu halten, oder auch über ein Bret, das Werfen zu verhindern. Nieders. Klaspe, Engl. Clasp. Die breiten Säume, ingleichen die Borten an den Kleidern wurden ehedem häufig Leisten genannt, und an einigen Orten führen sie diesen Nahmen noch. Goldene Leisten, goldene Borten. Ein Kleid mit Leisten verbrämen, mit Borten. Der grobe Rand oder angeschrotene Saum an den Tüchern führet bey den Tuchmachern noch den Nahmen der Leiste oder Sahlleiste, dagegen er von andern die Anschrote, das Schrot, das Zettelende, und im Nieders. die Egge, Sulfegge genannt wird; im mittlern Lat. Lista. Ja ehedem wurde ein jeder Rand, Rahm oder Saum eine Leiste, Nieders. Liste, genannt, in welcher Bedeutung dieses Wort mit dem Dänischen Liste, Schwed. Angels. und Engl. List, Franz. Le, Lez und Lisiere, Finnländ. Liewe, überein kommt, und, obgleich ohne Grund, von einigen von unserm letzt, Griech. λοισθος, abgeleitet worden. Bey den Buchdruckern werden lange und nach Verhältniß schmale Stöcke, oder in Holz geschnittene Figuren, Leisten, und, so fern sie für das Ende eines Buches oder Abschnittes bestimmt sind, Schlußleisten oder Final-Leisten genannt. Im mittlern Lateine ist Lista terrae ein langes schmales Stück Landes oder Feldes, im Böhmischen List, das Blatt an einer Pflanze, vermuthlich zunächst ein solches langes schmales Blatt, und im Schwed. La, Lad, ein Schleyer, eine Binde, Isländ. Land.
2. In engerer Bedeutung. 1) Mit dem Nebenbegriffe der Erhabenheit, lange schmale erhabene Theile eines Körpers. Dergleichen zur Zierde dienende Einfassungen, so wohl in der Mitte als am Rande eines Körpers, führen sehr häufig den Nahmen der Leisten; Engl. Ledge, Pohln. Listwa. Und sollt eine Leiste umher machen (um den Tisch) einer Hand breit hoch, und einen güldenen Kranz um die Leiste her, 2 Mos. 25, 25; Kap. 37, 12, 14. Es war aber das Gestühle also gemacht, daß es Seiten hatte zwischen den Leisten, 1 Kön. 7, 28, 29, 35. In den Säulenordnungen und daher entlehnten Bauzierathen bekommen diese Leisten nach Maßgebung ihrer runden oder flachen Erhabenheit, Größe u.s.f. allerley besondere Nahmen. Bey den Pferden wird der erhabene Theil des hintern Schenkels, welcher sich im Gehen dem Bauche nähert, so wohl die große Maus oder der große Muskel, als auch die Leiste oder der Leist genannt. In einem andern Verstande ist die Leiste oder der Leist eine Krankheit des Pferdefußes, wenn die Knorpeln an dem obern Rande des Hufbeines zu Knorpeln werden, an der Fessel so wohl der Vorder- als Hinterfüße, welche das Pferd oft lahm macht. Einem Pferde wächset der Leist, wenn es diese Krankheit bekommt. Da dieselbe im Franz. la Forme genannt wird, so muß entweder die Franz. Benennung aus einer Verwechselung dieses Wortes mit dem folgenden Leisten entstanden seyn, oder es ist auch der Deutsche Nahme selbst nichts weiter als eine Figur des folgenden Wortes. Indessen werden in einigen Oberdeutschen Gegenden alle harte Schwielen an den Händen oder Füßen Leisten, Ital. Liste callose genannt. 2) Mit dem Nebenbegriffe der Vertiefung, lange schmale Vertiefungen. Dahin gehören die Hohlleisten, Kehlleisten oder Hohlkehlen, eingebogene Rinnen zur Zierde an oder um einen Körper. Das Geleise, oder die dem Wege von dem Rade eingedrückte tiefe Spur, heißt in vielen Gegenden Oberdeutschlandes die Leiste. Fotläst ist im Angels. die Spur, der Eindruck des Fußes in die Erde. Die tiefen Rinnen an dem menschlichen Unterleibe nach den Schamtheilen zu sind im gemeinen Leben unter dem Nahmen der Leisten bekannt, daher die dünne Seite des Unterleibes, die Weiche, auch wohl in weiterer Bedeutung die Leiste genannt wird. S. Leistenbruch.
Anm. Aus allem erhellet, daß der Begriff der Länge und Dünne oder Schmäle in diesem Worte der herrschende ist, und daß es allem Ansehen nach zu dem Geschlechte der Wörter Latte, Laden, lang, Lehne, so fern es eine Lünse bedeutet u.a.m. gehöret. S und t gehen, wie bekannt ist, sehr häufig in einander über, und das n ist in sehr vielen Fällen nichts andres, als ein Einschiebsel nieselnder Mundarten. S. auch Liste.
2. In engerer Bedeutung. 1) Mit dem Nebenbegriffe der Erhabenheit, lange schmale erhabene Theile eines Körpers. Dergleichen zur Zierde dienende Einfassungen, so wohl in der Mitte als am Rande eines Körpers, führen sehr häufig den Nahmen der Leisten; Engl. Ledge, Pohln. Listwa. Und sollt eine Leiste umher machen (um den Tisch) einer Hand breit hoch, und einen güldenen Kranz um die Leiste her, 2 Mos. 25, 25; Kap. 37, 12, 14. Es war aber das Gestühle also gemacht, daß es Seiten hatte zwischen den Leisten, 1 Kön. 7, 28, 29, 35. In den Säulenordnungen und daher entlehnten Bauzierathen bekommen diese Leisten nach Maßgebung ihrer runden oder flachen Erhabenheit, Größe u.s.f. allerley besondere Nahmen. Bey den Pferden wird der erhabene Theil des hintern Schenkels, welcher sich im Gehen dem Bauche nähert, so wohl die große Maus oder der große Muskel, als auch die Leiste oder der Leist genannt. In einem andern Verstande ist die Leiste oder der Leist eine Krankheit des Pferdefußes, wenn die Knorpeln an dem obern Rande des Hufbeines zu Knorpeln werden, an der Fessel so wohl der Vorder- als Hinterfüße, welche das Pferd oft lahm macht. Einem Pferde wächset der Leist, wenn es diese Krankheit bekommt. Da dieselbe im Franz. la Forme genannt wird, so muß entweder die Franz. Benennung aus einer Verwechselung dieses Wortes mit dem folgenden Leisten entstanden seyn, oder es ist auch der Deutsche Nahme selbst nichts weiter als eine Figur des folgenden Wortes. Indessen werden in einigen Oberdeutschen Gegenden alle harte Schwielen an den Händen oder Füßen Leisten, Ital. Liste callose genannt. 2) Mit dem Nebenbegriffe der Vertiefung, lange schmale Vertiefungen. Dahin gehören die Hohlleisten, Kehlleisten oder Hohlkehlen, eingebogene Rinnen zur Zierde an oder um einen Körper. Das Geleise, oder die dem Wege von dem Rade eingedrückte tiefe Spur, heißt in vielen Gegenden Oberdeutschlandes die Leiste. Fotläst ist im Angels. die Spur, der Eindruck des Fußes in die Erde. Die tiefen Rinnen an dem menschlichen Unterleibe nach den Schamtheilen zu sind im gemeinen Leben unter dem Nahmen der Leisten bekannt, daher die dünne Seite des Unterleibes, die Weiche, auch wohl in weiterer Bedeutung die Leiste genannt wird. S. Leistenbruch.
Anm. Aus allem erhellet, daß der Begriff der Länge und Dünne oder Schmäle in diesem Worte der herrschende ist, und daß es allem Ansehen nach zu dem Geschlechte der Wörter Latte, Laden, lang, Lehne, so fern es eine Lünse bedeutet u.a.m. gehöret. S und t gehen, wie bekannt ist, sehr häufig in einander über, und das n ist in sehr vielen Fällen nichts andres, als ein Einschiebsel nieselnder Mundarten. S. auch Liste.