Adelung Wörterbuch
Lêcker
, -er, -ste, adj. et adv. 1) Sehr schmackhaft, im hohen Grade wohl schmeckend; leckerhaft. Eine leckere Speise. Hohle dir ferner Papageyen zum leckeren Fraß, Zachar. Lecker leben, in weiterer Bedeutung, sich die schmackhaftesten Nahrungsmittel zu verschaffen wissen. 2) Geneigt, nur schmackhafte Nahrungsmittel zu genießen. Lecker seyn. Ein leckerer Mensch, im gemeinen Leben ein Leckermaul. Auch figürlich, im vertraulichen Scherze, fein prüfend, geneigt nur das Beste zu wählen. S. Ekel, das Beywort. Anm. Im Nieders. gleichfalls lecker, im Schwed. lecker. Im Bretagnischen sind Lickeres Leckerbissen. Ohne Zweifel von lecken, lambere, wozu auch das Griech. γλυκερος, süß, und das Lat. mit der Vorsylbe de verlängerte delicatus zu gehören scheinet.
 
1. Der Lêcker
, des -s, plur. ut nom. sing. 1) Ein in den vertraulichen Sprecharten, besonders Niedersachsens übliches Wort, einen lebhaften Grad einer sinnlichen Begierde zu bezeichnen. Der Lecker steht ihm darnach, er ist darnach lüstern. 2) Ein leckerer oder leckerhafter Mensch, der sich nur die schmackhaftesten Speisen zu verschaffen sucht. Noch mehr in weiterer und figürlicher Bedeutung, ein Mensch, welcher aus der Befriedigung seiner sinnlichen Begierden sein vornehmstes Geschäft macht. Ein junger Lecker. Gemeiniglich im verächtlichen Verstande, von einem Menschen, welcher nur sinnliche Vergnügungen ohne Wahl so wohl der Gegenstände als der Mittel sucht; in welcher großen Theils veralteten Bedeutung dieses Wort im Angels. Licera, im Engl. Licker, im alt Franz. Lichard, im Ital. Leccardo, im mittlern Lat. Leccator lautet, welche auch oft einen nichtswürdigen Menschen, einen Lotterbuben bedeuten. Bey dem Pictorius ist Leckerbube so viel als Lotterbube, in einer alten handschriftlichen Übersetzung der Bibel Leckerinen eine Hure, bey dem Altenstaig lickeren mit List faben, und im Flandrischen lak wollüstig, geil; daher es noch dahin stehet, ob es nicht, wenigstens in einigen Fällen, nicht so wohl zu dem vorigen lecker, als vielmehr zu lügen, belugsen, oder andern ähnlichen Wörtern gehöret. Gottsched glaubte, es käme von läcken, springen, her, und erklärte einen jungen Lecker durch einen jungen Springer.
 
2. Der Lêcker
, des -s, plur. ut nom. sing. zunächst von dem Zeitworte lecken. 1) Die Zunge, das Werkzeug des Leckens; doch nur im Oberdeutschen, wo besonders die Zunge des Rindviehes diesen Nahmen führet. Auch bey den Jägern wird die Zunge des Hirsches eben so oft ein Lecker als ein Graser und Weidemesser genannt. 2) Eine Person, welche leckt, wo auch im weiblichen Geschlechte die Leckerinn üblich ist; doch beyde nur in den Zusammensetzungen Tellerlecker und Speichellecker, einen niedrigen Schmarotzer und Schmeichler zu bezeichnen, welche Bedeutung das Wort Lecker auch in dem zusammen gesetzten Hoflecker für sich allein zu haben scheinet. Im Altenstaigs Vocabulario bey dem Frisch wird Lickerung durch blanditiae übersetzt.
 
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