Adelung Wörterbuch
Lêcke
, plur. die -n. 1) In einigen, besonders Oberdeutschen Gegenden, wie das vorige Leck. 2) Von dem Zeitworte lecken, lambere, ist in der Landwirthschaft die Lecke oder Salzlecke, der Trog, ja ein jeder Ort, wo man dem Rind- und Schafviehe Salz zu lecken gibt.  
1. Lêcken
, springen, S. Läcken.
 
2. Lêcken
, verb. reg. neutr. welches auf doppelte Art gebraucht wird. 1) Mit dem Hülfsworte seyn, tropfenweise aus einem Gefäße fließen, von flüssigen Körpern, besonders wenn sie durch einen Leck, einen Spalt, dringen. Aller Wein ist aus dem Fasse geleckt. Auf welche Art es doch nur selten vorkommt. 2) Am häufigsten mit dem Hülfsworte haben, im gemeinen Leben, von Gefäßen, den flüssigen Körper durch einen Leck ein- oder ausrinnen lassen; rinnen, bey den Böttchern drahnen, d.i. thränen. Das Faß leckt. Das Schiff hat geleckt. Figürlich sagt man auch wohl leckende Augen haben, für triefende, rinnende. Die Lichter lecken, wenn sie den geschmolzenen Talg an dem Lichte herab rinnen lassen, welches auch laufen und rinnen genannt wird.
Anm. Im Oberdeutschen lechen, im Schwed. läcka, im Isländ. lecka, ohne Zweifel von Leck, eine Spalte, Ritze. S. auch Lechzen; oder auch, besonders in der ersten Bedeutung von Lache, Lauge, so daß der Begriff der Flüssigkeit der herrschende ist. Im Braunschweigischen ist es auch in thätiger Gestalt für sprengen üblich. Da kommt der Amtmann, heißt es daselbst zuweilen, den muß man lecken, d.i. Wasser sprengen, damit sich der Staub setze; über welchen Ausdruck ein Hochdeutscher freylich allerley Glossen macht.
 
3. Lêcken
, verb. reg. act. mit der Zunge an etwas hin und her fahren. Der Hund leckt sich die Wunde. An etwas lecken. Besonders um auf solche Art etwas in sich zu ziehen. Der Hund leckt das Wasser. Die Hunde sollen dein Blut lecken, 1 Kön. 21, 19. Den Staub lecken, Ps. 72, 9. Die Teller lecken, für ablecken. Die Finger nach etwas lecken, in der niedrigen Sprechart, es mit dem lebhaftesten Vergnügen genießen. In den niedrigen Sprecharten und im verächtlichen Verstande wird es auch für oft und viel küssen gebraucht. Bey den Mahlern heißt ein Gemählde geleckt, wenn die Farben auf eine gezwungene, ängstliche Art vertrieben und verschmolzen sind.
Anm. Bey dem Ulphilas laiguan, bey dem Ottfried und Notker lechon, im Griech. λειχειν, im Nieders. licken, im Engl. to lick, im Angels. liccan, im Ital. leccare, im Franz. licher, im Lettischen lakti, schon im Hebr. קקל, und im Lateinischen mit dem eingeschobenen Nasenlaute lingere, so wie lambere auf ähnliche Art mit dem Nieders. labben, schlabben überein kommt. Ohne Zweifel als eine Nachahmung des durch Einleckung des Wassers verursachten Schalles, welches in den niedrigen Sprecharten auch mit dem vorgesetzten Zischlaute schlecken genannt wird.
 
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