Adelung Wörterbuch
Laden
, des -s, plur. die Läden, Diminut. das Lädchen, Oberd. Lädlein, ein Wort, welches ursprünglich so wohl eine Decke, einen Deckel, als auch einen bedeckten Ort bedeutet, aber nur noch in einigen einzelnen Fällen gebraucht wird. 1) In der Bedeutung einer Decke oder eines Deckels kommt es nur noch von den breternen Flügeln vor, mit welchen die Glasfenster entweder von außen oder auch von innen bedecket werden, und welche auch Fensterläden heißen. Die Läden oder Fensterläden zumachen, öffnen oder aufmachen. Ein Fenster mit Läden. In vielen Gegenden, selbst im Hochdeutschen lautet der Plural in dieser Bedeutung ohne Veränderung des reinen Selbstlautes Laden. In Franken werden solche Läden Grembsen genannt. Bey dem Pictorius und Dasypodius aber ist Laden auch ein Bret, S. Latte. 2) In der Bedeutung eines eingeschlossenen Raumes, werden nur noch die Boutiquen der Krämer und kramenden Handwerker in den Häusern Läden genannt, wo dieses Wort vornehmer ist, als das geringere Bude oder Boutique, aber geringer als das vornehmere Gewölbe. Einen offenen Laden haben oder halten, d.i. seine Waaren in einem solchen Laden feil biethen. Einen Laden öffnen, auch einen öffentlichen Kram in einem solchen Laden anfangen. Den Laden aufmachen, schließen. Ein Kramladen, Gewürzladen, Tuchladen, Goldschmidsladen, Buchladen, Schusterladen u.s.f. Im Oberdeutschen heißt ein solcher Laden ein Gaden. Anm. Frisch glaubt, daß es in der letzten Bedeutung eine bloße Figur der ersten sey, und daß damit auf die hölzernen beweglichen Tische gesehen würde, welche vor den Öffnungen gewisser kleinerer Läden dieser Art zuweilen befindlich sind, und bey Tage zur Auslage, zur Nachtzeit aber zur Verschließung der auf die Gasse gehenden Öffnung dienen, und zuweilen auch Läden genannt werden. Es kann seyn. Indessen findet auch hier die ältere allgemeinere Bedeutung Statt. S. die Lade, von welchem Worte es bloß im Geschlechte und im Gebrauche verschieden ist. Im Oberdeutschen heißt ein jedes ungehobeltes Bret ein Laden, plur. die Läden.
 
1. Laden
, verb. irreg. act. du lädest, lädst, er lädet, lädt, besser ladest, ladet; Imperf. ich lud; Mittelw. geladen; Imperat. lade. Es wird in zwey dem Ansehen nach verschiedenen Bedeutungen gebraucht.
1. Schwere Körper zur Fortschaffung auf einen andern bringen. 1) Eigentlich. Die Waaren auf den Wagen, in das Schiff laden. Wasser auf das Kamehl, Holz auf den Esel laden. Abigail nahm zwey hundert Brote und zwey Lägel Weins- und luds auf Esel, 1 Sam. 25, 18. Oft wird das Fuhrwerk oder fortschaffende Ding verschwiegen. Mist laden, Korn laden, Holz laden, nehmlich auf den Wagen. Steine Laden, in das Schiff. Was hast du geladen? d.i. was für Waaren oder Lasten führest du auf deinem Fuhrwerke oder in deinem Schiffe? Der Schiffer hat Korn, der Fuhrmann hat Wein geladen, sie führen Korn oder Wein. Der Fuhrmann kann nicht mehr als zehen Zentner laden, auf seinem Wagen fortbringen. Ein geladener Wagen, besser ein beladener. 2) Figürlich, sich den Wirkungen einer beschwerlichen Sache, welche als eine Last angesehen wird, aussetzen. Jemandes Haß, Feindschaft auf sich laden.
 
Auf sich den Haß der Niedern laden,
Dieß stürzet oft den größten Mann,
Gell.
 
Daher die biblischen Ausdrücke, Sünde, eine Blutschuld, unschuldig Blut auf sich laden, sich der darauf gesetzten Strafe schuldig machen.
2. Von Feuergewehren, das zum Schusse gehörige Pulver und Bley in ein Gewehr bringen, wo es von allen Arten von Schießgewehren gebraucht wird. Eine Schlüsselbüchse, Pistole, Büchse, Flinte, Kanone, Mörser u.s.f. laden. Eine geladene Flinte, Kanone. Scharf laden, so wohl mit Pulver, als auch mit Bley, oder Kugeln. Blind laden, mit Pulver allein.
Daher die Ladung, S. solches an seinem Orte besonders.
Anm. Schon bey dem Ottfried und im Tatian laden, im Nieders. gleichfalls Laden, im Holländ. laden, und zusammen gezogen laeyen, im Angels. ladan, hladan, im Engl. to load, im Pohln. laduje, im Dän. lässe, (S. Last,) im Isländ. hlada, im Schwed. lada und ladda, im Finnischen ladan. Es läßt sich dieses Wort mit gleichem Rechte zu verschiedenen Stammbegriffen rechnen. Man kann den Begriff der Schwere, des Unangenehmen, für den ersten halten, und da würde es zu Leid, Last u.s.f. gehören. Siehet man zunächst auf den hohlen Raum, in welchen die Sachen geladen werden, so würde man es zu Lade rechnen müssen. Es lässet sich aber auch der Begriff des Aufhäufens mit in Anschlag bringen; denn im Schwed. ist lada auch aufhäufen, und Lad, Isländ. Hlad, ein Haufen, S. Kloß. Allein, da der Begriff der Schwere mit diesem Worte unzertrennlich verbunden ist, so scheinet die erste Ableitung den Vorzug zu verdienen, S. Last. In der zweyten Bedeutung, wo es von Feuergewehren gebraucht wird, verschwindet zwar der Begriff der Last; allein er kann doch ehedem da gewesen seyn. Laden stammet in derselben vermuthlich von der ehemahligen Art Krieg zu führen vor Erfindung des Pulvers her, wo man schwere Lasten vermittelst allerley Wurfzeuge in die Ferne warf, welche denn freylich in eigentlichem Verstande auf das Wurfzeug geladen werden mußten. S. Loth.
 
2. Laden
, verb. irreg. act. welches in der Conjugation dem vorigen gleich ist, nur daß man hier im Präsenti wohl nicht leicht mit Veränderung des reinen Vocals du lädest oder lädst, er lädet oder lädt sagt. Es bedeutete ursprünglich rufen, in welchem Verstande es noch in den alten Schriftstellern bis in das 14te Jahrhundert häufig vorkommt. Jetzt ist es noch von einer doppelten Art des Rufens üblich. 1) Jemanden vor Gericht rufen, ihm in Nahmen des Richters vor Gericht zu erscheinen befehlen, wofür im gemeinen Leben der Hochdeutschen das ausländische citiren beynahe üblicher ist. Jemanden vor Gericht laden oder laden lassen. 2) Höflich ersuchen, bey einer Feyerlichkeit, bey einer Mahlzeit, oder zu einem freundschaftlichen Besuche zu erscheinen, wo es im gemeinen Leben der Hochdeutschen gemeiniglich durch das fremde invitiren verdränget wird, aber im Oberdeutschen in dieser Bedeutung noch völlig gangbar ist. Jemanden zu Gaste, zur Hochzeit, zum Tanze, zum Essen laden. Die geladenen Gäste. Ich bin auf heute schon geladen, d.i. zum Essen, oder zum Besuche.
 
Laue Lüfte, Wohlgerüche
Laden uns zum Tanz,
Raml.
 
S. auch Einladen.
Daher die Ladung, S. solches hernach besonders.
Anm. Bey dem Kero keladen für einladen, bey dem Willeram laden, bey dem Ottfried und im Tatian giladan für rufen, bey dem Ulphilas lathon, im Dän. ladde. Es ist wohl kein Zweifel, daß die Bedeutung des Rufens die erste und älteste ist, so daß dieses Wort zu unserm laut und dem Wallis Llais, die Stimme, gehöret. S. Laut.
 
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