Adelung Wörterbuch
Kühn
, -er, -ste, adj. et adv. keine Gefahr und keine Einschränkung scheuend, und in dieser Fertigkeit gegründet. 1) Eigentlich. Sich kühn in die Gefahr begeben. Den Feind kühn angreifen. Eine kühne That, eine kühne Unternehmung. Aller Hand, die bey dir sind, wird desto kühner werden, 2 Sam. 16, 21. Kühn, wie ein junger Löwe, 1 Macc. 3, 4.  
Ihm hohlet über Meer
Die Früchte fremder Himmel der kühne Schiffer her,
Dusch.
 
Frisch, Lucie, schreite kühn von einem Laster zum andern fort. Auf etwas kühn seyn, 1 Cor. 11, 21; Hiob 29, 24. Kühn läßt die Sittlichkeit des Mangels der Furcht vor Gefahr unentschieden, indessen wird es dich am häufigsten im guten Verstande gebraucht, so wie keck am häufigsten, verwegen aber nur allein im nachtheiligen Verstande üblich ist. Indessen gebraucht man es auch zuweilen als einen gelindern Ausdruck für verwegen. Ein kluges Herz handelt bedächtiglich, aber die kühnen Narren handeln närrisch, Sprichw. 15, 14. S. Tollkühn. 2) Figürlich in den schönen Künsten. Ein kühner Gedanke, welcher die Regeln der Kunst, oder Schranken des Denkens zu überschreiten scheinet. Ein kühner Pinsel, welcher sich durch die gewöhnlichen Gesetze der Mahlerey nicht einschränken lässet. Eine kühne Zeichnung. Ein kühnes Gewölbe.
Anm. Bey dem Ottfried, wo es aber auch tapfer bedeutet, chuan, bey dem Notker chon, in dem alten Gedichte auf den heil. Anno cün, bey dem Hornegk chuen, im Angels. con, coone, cene, im Schwed. kon, kyne, wo es aber auch für schnell, geschwinde, gebraucht wird, dagegen im Isländ. kiän faul, träge, bedeutet. Man hat es bald zu dem Lat. conari, bald zu dem Griech. καων, hitzig, (S. Kien,) bald zu χαινος, stolz, gerechnet. Allein es scheinet wohl von können abzustammen, wenigstens mit demselben Eines Geschlechtes zu seyn, zumahl da es bey den ältern Schriftstellern am häufigsten für tapfer gebraucht wird. Im Bergbaue ist kaufkühn begierig, hitzig, etwas zu kaufen.
 
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