Adelung Wörterbuch
Kratze
, plur. die -n, ein Werkzeug zum Kratzen. Bey den Wollarbeitern ist es eine Art Kämme, die Wolle zu kämmen, welche in Ansehung der Feine unmittelbar auf die Reiß- oder Brechkämme folgen und auch Kratzkämme, ingleichen Krämpeln in der engsten Bedeutung genannt werden. Bey den Minierern ist es eine vornen gekrümmte Schaufel, die Erde an sich zu ziehen, welche auch Krücke genannt wird. Die Kratze der Bergleute ist eine ähnliche Art einer Krücke. Die Hutmacher haben eine Kratze, Franz. Carrelet, welches eine kleine Krämpel ist, das Haar an den gefärbten und rein gestrichenen Hüten damit wieder aufzukratzen. S. Kratzen.  
1. * Die Krätze
, plur. die -n, Diminut. das Krätzlein, ein nur in einigen Oberdeutschen Gegenden übliches Wort, ein geflochtenes Gefäß, einen Korb zu bezeichnen, wo es auch im männlichen Geschlechte, der Krätz, oder der Krätzen, gebraucht wird, und auch wohl Krächzen lautet. Im Schwabenspiegel Kräntz, vielleicht nach einer falschen Leseart für Krätz. Bey dem Frischlin, Altensteig und Dasypodius der Krätt und Kratten. Es ist mit dem Lat. Crates, unserm Hürde und Ruthe, Eines Geschlechtes, S. diese Wörter, ingleichen Kräbe. In einigen Gegenden werden auch die Wiegen Krätzen genannt, vermuthlich so fern sie auf dem Lande oft aus geflochtenen Körben bestehen.
 
2. Die Krätze
, plur. doch nur von mehrern Arten, die -n, im Bergbaue und bey den Metallarbeitern, alles was unter den Händen der Hüttenarbeiter und Künstler von den Metallen abgehet, und in kleinen Stückchen bestehet, und zuweilen auch das Krätz, das Gekrätz genannt wird. Die Krätze waschen, im Hüttenbaue. Etwas in die Krätze werfen. Das geht in die Krätze, figürlich, das geht verloren, wird verderbt; im Nieders. britsch gehen.
Anm. Im Franz. wird auch der Abgang von der Wolle im Kämmen Gratuise und Gratuse und im mittlern Lt. Gratus genannt, wo es unmittelbar von kratzen herkommt. So fern es von Metallen gebraucht wird, scheinet es zunächst den Begriff der Kleinheit der Theile auszudrucken, und zu Graus und reißen zu gehören. Im Isländ. ist kras, dilaceratio, im Engl. to crash in Stücke brechen, im Franz. écraser zerreiben. S. Graus, Grus, Schroten, 1. Kreisen. Die Schweden haben die R.A. gå i kras auch, welche Ihre durch in Stücken gehen, erkläret. Bey den Goldschlägern heißt der Abgang die Schabine, vermuthlich von dem Zusammenschaben oder Fegen, so wie einige die Krätze von dem Zusammenkratzen herleiten.
 
3. Die Krätze
, plur. inus. eine ansteckende Krankheit, welche von kleinen lebendigen Insecten oder Milben (Acari L.) herrühret, welche sich zwischen der Oberhaut einnisteln, sich daselbst vermehren, und ein empfindliches Jucken verursachen. Die Krätze haben.
Anm. Ohne Zweifel von dem Kratzen, der natürlichen Folge dieser ekelhaften und empfindlichen Krankheit, daher sie auch im Nieders. und Holländ. Krauwasie, Krauwasje genannt wird, von krauen, kratzen, woraus im gemeinen Leben oft Kurasche wird, als wenn es das Franz. Courage wäre. In andern Nieders. Gegenden heißt sie Kley, Klegge, im Dän. Kloe, von kleyen, kratzen, Jök, das Jucken, Purrjack; im Hoch- und Oberdeutschen die Gnatz, die Gnätze, entweder von dem Niederdeutschen gniden, reihen, oder auch von dem damit verbundenen Rössen, die Räude, weil sie eine rauhe Haut macht, und bey den Pferden die Schabe. Im Engl. Cratches. In einigen alten Bibel Übersetzungen steht 5 Mos. 28, 27 auch das Wort Knibbe, welches mit dem Griech. κνιθƞ bey den siebenzig Dolmetschern überein kommt.
 
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