Adelung Wörterbuch
Kosten
, sing. inus. 1) Der Aufwand, welchen man zur Erreichung einer Absicht macht, besonders so fern derselbe in barem Gelde bestehet. Der Prozeß macht mir viele Kosten. Die Kosten tragen, sie über sich nehmen, das nöthige Geld aus seinem Vermögen geben. Für die Kosten stehen; in einigen Gegenden auch nur, die Kosten stehen. Wovon soll ich die Kosten bestreiten? Er hat die Kosten nicht dazu. Auf meine, auf seine Kosten. Große, schwere Kosten. Jemanden viele Kosten verursachen. Die Kosten vorschießen, auslegen, berechnen, überschlagen. Die Kosten scheuen. Ich komme dabey nicht auf meine Kosten. Wovon will er die Kosten bestreiten? Einem die Kosten erleichtern. So auch die Baukosten, Gerichtskosten, Zehrungskosten u.s.f. 2) Figürlich, Nachtheil, Abbruch, Schaden. Man muß nicht einen Freund auf Kosten des andern loben. Man hat die Lobsprüche der Freundschaft oft auf Kosten der allgemeinen Menschlichkeit übertrieben, Gell. S. auch Unkosten. Anm. Im Oberd auch die Kösten, im Nieders. die Kost, im Schwed. und Dän. Kost, im Engl. Cost, im Pohln. Koszt, im mittlern Lat. Costa, Costus, Costagium, Custangia, im Ital. Costo, im Franz. Coust, Cout, im Span. Costa. In den gemeinen Mundarten Deutschlandes ist es gleichfalls im Singular üblich, im Oberd. Die Kost und der Kosten, im Nieders. die Kost.
Was laßt ihr Marmor hauen,
Mit solcher großen Kost?
Opitz.
Welches auch Luther in der Deutschen Bibel nachgeahmet hat. Die Kost soll vom Hause des Königes gegeben werden. Esra 6 4. Wer ist unter euch, der einen Thurm bauen will und sitzet nicht zuvor und überschlägt die Kost, ob ers habe auszuführen? Luc. 14, 28. Wage die Kost an sie, daß sie ihr Haupt bescheren, Apostelg. 21, 24. Und an andern Orten hat er der Kosten. Er vermochte den großen Kosten nicht länger zu tragen, 1 Macc. 3, 30. Der König will den Kosten auch legen von seinem Eigenthum, 1 Macc, 10, 45. So auch B. 2, Kap. 3, V. 3. Im Hochdeutschen hat man den Singular die Kost veralten lassen, vermuthlich um die Verwechselung mit Kost, Unterhalt, zu vermeiden. Aus der Übereinstimmung aller mit dem Deutschen verwandten Sprachen, wo Kost so wohl Unterhalt, als auch den Aufwand bedeutet, wird es sehr wahrscheinlich, daß es in der letzten Bedeutung eine Figur der ersten ist. In den alten Zeiten der Einfalt und Armuth bestand der Aufwand bey einem jeden Geschäfte hauptsächlich, wo nicht allein, in der Reichung der Nahrungsmittel an diejenigen, welche als Mittelspersonen gebraucht wurden. S. das folgende.
1. Kosten
, verb. reg. neutr. welches das Hülfswort haben erfordert, Kosten verursachen, erfordern.
1. Eigentlich, Aufwand an barem Gelde erfordern, von der Summe, welche man für eine Sache bezahlet, oder zur Erreichung einer Absicht aufwendet oder aufwenden muß; mit der vierten Endung des Preises. Was oder wie viel kostet das Haus? welches ist der Preis desselben, wie viel ist dafür bezahlet worden, oder wie viel soll dafür bezahlet werden? Das Gut kostet zehen tausend Thaler. Es kostet nicht viel. Er will es haben, es koste was es wolle. Dieses kostet nicht halb so viel als jenes.
Wenn die Person, welche die Kosten hergegeben hat, oder hergibt, ausgedruckt wird, so ist es gewisser Maßen noch streitig, welche Endung ihr gebühre. Im gemeinen Leben ist die dritte fast durchgängig üblich, und sie scheint die Natur der Sache und die Analogie so vieler andern Zeitwörter für sich zu haben. Der Prozeß wird dir viel kosten. Das Haus kostet mir tausend Thaler. Es kostet mir einen Gulden. Wenn er ihren Grund leget, das koste ihm seinen ersten Sohn, Jos. 6, 26. Es kostete ihm seinen ersten Sohn, 1 Kön. 16, 34. Die Sprachlehrer des vorigen und jetzigen Jahrhundertes, welche in der Lateinischen Sprache Zeitwörter mit doppelten Accusativis fanden, welche doch im Deutschen so selten sind, und sich vielleicht durch die Niedersächsische Mundart irre machen ließen, wo die dritte und vierte Endung in vielen Fällen gleichlautend sind, erforderten die vierte Endung, welche auch seitdem von vielen guten Schriftstellern gebraucht wird. Ich weiß nicht mehr, wie viel sie mich kosten, Gell. Kostet er sie so viel? ebend. Es kostet ihn nur ein einiges Wort, in der Kirchen-Post. S. gleich im folgenden.
2. In weiterer und figürlicher Bedeutung. 1) Zu etwas erfordert werden. Diese Kleidertracht kostet viel Zeug. Eine Mode, welche mehr Band als Spitzen kostet. Der Bau hat mir (oder mich) vieles Holz gekostet. Das Nachdenken kostet Kräfte. Das kostet Mühe. Es kostet sie nur ein Wort, Raben. Der Sieg hat viel Blut gekostet. Dieß hat mir (oder mich) die meiste Zeit gekostet. Das wird ein Bißchen Mühe kosten. Aret ist mit so vielem schwerfälligen Ernste dienstfertig, daß man glaubt, seine Dienstfertigkeit koste ihm viele Überwindung, Gell. Wo die Hauptwörter Mühe, Überwindung, unangenehme Empfindung, zuweilen ausgelassen werden. Was kostet es nicht, (für Mühe,) ehe man es so weit bringet! Sonnenf. Nie hat mir ein Entschluß so viel (so viele Überwindung) gekostet. Es mag ihrem Herzen viel kosten, dieß zu verschweigen. Ich habe, so viel es mich auch kostete, mit ihm gesprochen, Hermes. 2) Den Verlust einer Sache nach sich ziehen. Es wird den Kopf nicht kosten. Das hat ihm (oder ihn) seine Gesundheit, seine Ehre, sein Leben gekostet. Der Staar hat mich manches Thränchen gekostet, Weiße. Wenn es meinen Hals, mein Vermögen kosten sollte. Sich durch Ungestüm und Wuth die Bahn der Ungebundenheit öffnen, es koste Ehre oder Blut, Gell.
Anm. Im Nieders. gleichfalls kosten, im Dän. koste, im Schwed. kosta, im Engl. to cost, im Ital. costare, im Franz. couster, couter, im mittlern Latein. costare, custare, im Böhm. kosstowati, im Pohln. kosztuje. So sehr auch einige auf die Abstammung von dem Latein. constare dringen, so scheinet es doch von dem vorigen Worte, so fern es im Singular Kost lautet, herzukommen, so wie von Geld, ehedem Gelt gelten gebildet worden.
2. Kosten
, verb. reg. act. vermittelst des Geschmackes untersuchen oder versuchen. 1) Eigentlich. Den Wein kosten. Die Speisen kosten. Koste es, ob es mürbe genug ist. Einem etwas zu kosten geben, es ihn kosten lassen. Laß mich kosten das rothe Gericht, 1 Mos. 25, 30. 2) In weiterer Bedeutung, ein wenig von einer Speise oder von einem Getränke zu sich nehmen. Sie essen nicht, sie kosten nur. Daß ich ein wenig dieses Honigs gekostet habe, 1 Sam. 14, 29. Wo ich Brot oder etwas koste, ehe die Sonne untergehet, 2 Sam. 3, 35. 3) Figürlich, dem Anfange nach empfinden. Das Kind (nicht dem Kinde) die Ruthe kosten lassen. Das Pferd die Sporen kosten lassen. Ich habe es gekostet, wie es thut.
Statt des Hauptwortes die Kostung ist der Infinitiv das Kosten üblich.
Anm. Im Nieders. kosten, im Böhm. kosstowati, wo auch Kost der Geschmack ist, im Lat. gustare. Es ist das Intensivum oder Iterativum von kiesen, Imperf. ich kost, welches ehedem auch, so wie das kaussjan des Ulphilas, für kosten gebraucht wurde. Im Tatian bedeutet costen versuchen, im theologischen Verstande, Costari ist daselbst der Versucher, und Costunga die Versuchung. S. Kören und Kiesen.
Was laßt ihr Marmor hauen,
Mit solcher großen Kost?
Opitz.
Welches auch Luther in der Deutschen Bibel nachgeahmet hat. Die Kost soll vom Hause des Königes gegeben werden. Esra 6 4. Wer ist unter euch, der einen Thurm bauen will und sitzet nicht zuvor und überschlägt die Kost, ob ers habe auszuführen? Luc. 14, 28. Wage die Kost an sie, daß sie ihr Haupt bescheren, Apostelg. 21, 24. Und an andern Orten hat er der Kosten. Er vermochte den großen Kosten nicht länger zu tragen, 1 Macc. 3, 30. Der König will den Kosten auch legen von seinem Eigenthum, 1 Macc, 10, 45. So auch B. 2, Kap. 3, V. 3. Im Hochdeutschen hat man den Singular die Kost veralten lassen, vermuthlich um die Verwechselung mit Kost, Unterhalt, zu vermeiden. Aus der Übereinstimmung aller mit dem Deutschen verwandten Sprachen, wo Kost so wohl Unterhalt, als auch den Aufwand bedeutet, wird es sehr wahrscheinlich, daß es in der letzten Bedeutung eine Figur der ersten ist. In den alten Zeiten der Einfalt und Armuth bestand der Aufwand bey einem jeden Geschäfte hauptsächlich, wo nicht allein, in der Reichung der Nahrungsmittel an diejenigen, welche als Mittelspersonen gebraucht wurden. S. das folgende.
1. Kosten
, verb. reg. neutr. welches das Hülfswort haben erfordert, Kosten verursachen, erfordern.
1. Eigentlich, Aufwand an barem Gelde erfordern, von der Summe, welche man für eine Sache bezahlet, oder zur Erreichung einer Absicht aufwendet oder aufwenden muß; mit der vierten Endung des Preises. Was oder wie viel kostet das Haus? welches ist der Preis desselben, wie viel ist dafür bezahlet worden, oder wie viel soll dafür bezahlet werden? Das Gut kostet zehen tausend Thaler. Es kostet nicht viel. Er will es haben, es koste was es wolle. Dieses kostet nicht halb so viel als jenes.
Wenn die Person, welche die Kosten hergegeben hat, oder hergibt, ausgedruckt wird, so ist es gewisser Maßen noch streitig, welche Endung ihr gebühre. Im gemeinen Leben ist die dritte fast durchgängig üblich, und sie scheint die Natur der Sache und die Analogie so vieler andern Zeitwörter für sich zu haben. Der Prozeß wird dir viel kosten. Das Haus kostet mir tausend Thaler. Es kostet mir einen Gulden. Wenn er ihren Grund leget, das koste ihm seinen ersten Sohn, Jos. 6, 26. Es kostete ihm seinen ersten Sohn, 1 Kön. 16, 34. Die Sprachlehrer des vorigen und jetzigen Jahrhundertes, welche in der Lateinischen Sprache Zeitwörter mit doppelten Accusativis fanden, welche doch im Deutschen so selten sind, und sich vielleicht durch die Niedersächsische Mundart irre machen ließen, wo die dritte und vierte Endung in vielen Fällen gleichlautend sind, erforderten die vierte Endung, welche auch seitdem von vielen guten Schriftstellern gebraucht wird. Ich weiß nicht mehr, wie viel sie mich kosten, Gell. Kostet er sie so viel? ebend. Es kostet ihn nur ein einiges Wort, in der Kirchen-Post. S. gleich im folgenden.
2. In weiterer und figürlicher Bedeutung. 1) Zu etwas erfordert werden. Diese Kleidertracht kostet viel Zeug. Eine Mode, welche mehr Band als Spitzen kostet. Der Bau hat mir (oder mich) vieles Holz gekostet. Das Nachdenken kostet Kräfte. Das kostet Mühe. Es kostet sie nur ein Wort, Raben. Der Sieg hat viel Blut gekostet. Dieß hat mir (oder mich) die meiste Zeit gekostet. Das wird ein Bißchen Mühe kosten. Aret ist mit so vielem schwerfälligen Ernste dienstfertig, daß man glaubt, seine Dienstfertigkeit koste ihm viele Überwindung, Gell. Wo die Hauptwörter Mühe, Überwindung, unangenehme Empfindung, zuweilen ausgelassen werden. Was kostet es nicht, (für Mühe,) ehe man es so weit bringet! Sonnenf. Nie hat mir ein Entschluß so viel (so viele Überwindung) gekostet. Es mag ihrem Herzen viel kosten, dieß zu verschweigen. Ich habe, so viel es mich auch kostete, mit ihm gesprochen, Hermes. 2) Den Verlust einer Sache nach sich ziehen. Es wird den Kopf nicht kosten. Das hat ihm (oder ihn) seine Gesundheit, seine Ehre, sein Leben gekostet. Der Staar hat mich manches Thränchen gekostet, Weiße. Wenn es meinen Hals, mein Vermögen kosten sollte. Sich durch Ungestüm und Wuth die Bahn der Ungebundenheit öffnen, es koste Ehre oder Blut, Gell.
Anm. Im Nieders. gleichfalls kosten, im Dän. koste, im Schwed. kosta, im Engl. to cost, im Ital. costare, im Franz. couster, couter, im mittlern Latein. costare, custare, im Böhm. kosstowati, im Pohln. kosztuje. So sehr auch einige auf die Abstammung von dem Latein. constare dringen, so scheinet es doch von dem vorigen Worte, so fern es im Singular Kost lautet, herzukommen, so wie von Geld, ehedem Gelt gelten gebildet worden.
2. Kosten
, verb. reg. act. vermittelst des Geschmackes untersuchen oder versuchen. 1) Eigentlich. Den Wein kosten. Die Speisen kosten. Koste es, ob es mürbe genug ist. Einem etwas zu kosten geben, es ihn kosten lassen. Laß mich kosten das rothe Gericht, 1 Mos. 25, 30. 2) In weiterer Bedeutung, ein wenig von einer Speise oder von einem Getränke zu sich nehmen. Sie essen nicht, sie kosten nur. Daß ich ein wenig dieses Honigs gekostet habe, 1 Sam. 14, 29. Wo ich Brot oder etwas koste, ehe die Sonne untergehet, 2 Sam. 3, 35. 3) Figürlich, dem Anfange nach empfinden. Das Kind (nicht dem Kinde) die Ruthe kosten lassen. Das Pferd die Sporen kosten lassen. Ich habe es gekostet, wie es thut.
Statt des Hauptwortes die Kostung ist der Infinitiv das Kosten üblich.
Anm. Im Nieders. kosten, im Böhm. kosstowati, wo auch Kost der Geschmack ist, im Lat. gustare. Es ist das Intensivum oder Iterativum von kiesen, Imperf. ich kost, welches ehedem auch, so wie das kaussjan des Ulphilas, für kosten gebraucht wurde. Im Tatian bedeutet costen versuchen, im theologischen Verstande, Costari ist daselbst der Versucher, und Costunga die Versuchung. S. Kören und Kiesen.