Adelung Wörterbuch
Köper
, des -s, plur. ut nom. sing. die Art und Weise zu weben, wo der Eintrag über einige Fäden des Aufzuges lieget; welche Art zu wirken auch gezogene Arbeit genannt wird. Ein Zeug, welcher einen Körper hat. Daher das Zeitwort köpern, ein solches Gewebe machen. Geköperte Zeuge, dergleichen der Rasch ist. Geköpertes Tuch, geköperter Flanell, leinenes Zeug. Taffer u.s.f. Nach dem Frisch stammet es von dem Holländ. Keper, ein Winkelhaken, und k pern, nach dem Winkelhaken, nach der Schnur verfertigen, daher er es wider die Aussprache auch Keper geschrieben haben wollte. Im Schwed. bedeutet Koppa, und im Plural Koppar, die Pocken, Blattern.
1. Der Kopf
, des -es, plur. die Köpfe, Diminut. Das Köpfchen, Oberd. Köpflein, ein Wort, welches überhaupt, ein vertieftes Gefäß bedeutet, aber nur noch in einigen Fällen üblich ist. 1) Die Ober Tasse wird in Ober- und Niederdeutschland ein Köpfchen genannt. Das Theeköpfchen, die Ober-Tasse einer Theeschale. Das Kaffehköpfchen. Nieders. Kopjen, Kopken, Holländ. Kop, welche auch überhaupt von einer kleinen tiefen Schüssel, von einem Näpfchen gebraucht werden. 2) Die Köpfe, Schröpfköpfe oder Laßköpfe der Bader sind kleine cylindrische Gefäße von Glas oder Messing, welche man über dem Licht erwärmet, um die Luft in denselben auszudehnen, worauf man sie geschwinde über die Stelle deckt, wo man die Haut eingehacket hat, da sie denn das Blut an sich ziehen. Köpfe setzen, schröpfen. Sich Köpfe setzen lassen. Nieders. Kopp, Engl. Cup, im mittlern Lat. Cufa, Cuphia, Scupha, im mittlern Griech. κουφα. Im Schwedischen ist koppa Köpfe setzen, und im Niedersächsischen Koppsetter ein Bader. 3) Ein Becher; in welcher Bedeutung es nur in einigen Oberdeutschen Gegenden üblich ist. Darnach soll der König in Peheim uff einen Pferd kommen, und soll kriegen ein silbern Kopf von zwölf Mark Silbers mit Wyn, in der goldnen Bulle. Da ist ein Hafen, da ist ein güldin Kof edler dann der Hafen. Der Kopf ist us Gold gemacht u.s.f. Kaisersberg bey dem Frisch. Am häufigsten ist es noch so wohl im Ober- als Nieder-Deutschen von einem gewissen Maße so wohl flüssiger als trockner Dinge, welches aber nicht überall von gleichem Gehalte ist. Es lautet alsdann in einigen Gegenden auch Köpf und Küpf. In Zürch hält ein Kopf flüssiger Dinge 2 Maß, 4 Quärtle und 8 Stotzen; 8 Köpfe aber machen ein Viertel und 32 einen Eimer. In Österreich hat 1 Köpf 22/5 Seidel, und 12/3 Köpfe machen daselbst ein Maß. In Regensburg hält ein Köpf zwey Seidel. In Aachen, Basel und Holland ist es ein Maß trockner Dinge. In Aachen machen 4 Köpfe ein Faß, und 24 Köpfe ein Malter Getreide. In Basel hält ein Küpflein zwey Becher; 4 Küpflein aber machen einen Scheffel oder eine Müdde, 32 aber einen Sack Getreide. In Holland gehen 32 Kopf auf einen Scheffel.
Anm. In der Bedeutung eines Bechers oder Trinkgeschirres schon in dem alten Fragmente auf Carln den Großen bey dem Schilter Koffe, im Schwed. Kopp und Kappe, im Ital. Coppa, im Franz. Couppe, im mittlern Lat. Cupa, Cupellus, im Pers. Cub, Cobba, im Dalmat. und Hungar. Kuppa, im Wallis. Cup, im Griech. bey dem Hesych. Κυββα. Man siehet hieraus, wie alt dieses Wort ist, welches mit dem Lat. Scyphus zu dem zahlreichen Geschlechte dieser Wörter gehöret, welche einen hohlen Raum bedeuten. S. Kaue, Kober, Koffer, Kappe, Kufe, Hafen u.s.f. Durch Vorsetzung des Zischlautes ist daraus das Oberdeutsche Schoppen gebildet. S. auch das folgende.
2. Der Kopf
, des -es, plur. die Köpfe, Diminut. das Köpfchen, Oberd. Köpflein.
1. In der weitesten Bedeutung, ein jedes hervor ragendes Ding, in welchem Verstande es nur noch in einigen wenigen Fällen vorkommt. So wird in der Mechanik, der kurze Theil eines Hebels der Kopf genannt, im Gegensatze der Zunge oder des längern Theiles. In dem Hüttenbaue heißen die Hebearme oder die kurzen dicken Hölzer an der Welle, welche die Stämpel heben, auch Hebeköpfe und Köpfe; wo aber auch wohl zunächst auf das heben gesehen werden kann. Feldköpfe sind im Oberdeutschen kleine Gehölze oder Gebüsche, welche auf dem Felde stehen und sonst auch Feldbüsche genannt werden. In etwas engerer Bedeutung des obersten hervor ragenden Theiles eines Dinges ist der Kopf eines Berges dessen Gipfel, S. Koppe. Auch an den Mark- und Grenzsteinen wird der obere spitzige Theil der Kopf, der dickere untere Theil oder Fuß aber der Bock genannt.
2. In engerer Bedeutung, der runde oberste Theil eines Dinges. Der Kopf einer Stecknadel, welcher auch der Knopf genannt wird. Der Distelkopf, Mohnkopf, wegen ihrer runden Gestalt. Die Köpfchen an einigen Mosarten. Der Kopf eines Nagels. Der Kopf an einem Stücke Geschütz, der vordere erhabene Theil an der Mündung. Der Kopf an einer Tobakspfeife, der Pfeifenkopf; wo aber auch die Bedeutung eines hohlen Gefäßes Statt findet, S. 1. Kopf. Bey den Perruckenmachern führen die Wurzeln der Haare, welche sonst Kolben heißen, den Nahmen der Köpfe, hundert anderer Fälle zu geschweigen.
3. In der engsten Bedeutung, der gemeiniglich runde oder rundliche oberste Theil eines thierischen Körpers. Einem Ochsen den Kopf abhauen, ihn vor den Kopf schlagen. Einer Taube den Kopf eindrücken. Besonders des menschlichen Körpers.
1) Eigentlich, wo dieses Wort in der vertaulichen Sprechart am üblichsten ist, und besonders von solchen Personen gebraucht wird, welchen man keine vorzügliche Achtung schuldig zu seyn glaubt; dagegen in den entgegen gesetzten Fällen Haupt üblicher ist. Der Kopf thut mir weh, schmerzet mir. Das Wasser schlug ihm über dem Kopfe zusammen. Die Hände über den Kopf zusammen schlagen, ein Zeichen der Verzweilung. Mit bloßem Kopfe da stehen, mit unbedecktem Kopfe. Er ist einen ganzen Kopf kleiner als du. Jemanden den Kopf vor die Füße legen, ihn enthaupten. Den Kopf hängen, zum Zeichen der Traurigkeit, der Muthlosigkeit, siehe Kopfhänger. Den Kopf schütteln, zum Zeichen der Mißbilligung, der Verneinung. Sich den Kopf zurechte machen, den Kopfputz.
Daher so viele figürliche Redensarten, welche doch größten Theils nur in der vertraulichen Sprechart üblich sind. Über Hals und Kopf, in der größten Geschwindigkeit und Unordnung. Jemanden vor den Kopf stoßen, ihn beleidigen; doch nur von Beleidigungen geringerer Art. Jemanden bey dem Kopfe nehmen lassen, ihn in Verhaft nehmen lassen. Den Kopf aus der Schlinge ziehen, sich aus einer gefährlichen oder bedenklichen Sache heraus wickeln. Jemanden den Kopf biethen, ihm Widerstand leisten. Überall mit dem Kopfe durch wollen, alles mit Gewalt durchsetzen wollen. Jemanden etwas auf den Kopf Schuld geben, gerade zu, ohne alle Umschweife. Einem das Haus über dem Kopfe anstecken, eine pleonastische R.A. Einem zu Kopfe wachsen, ihm über den Kopf wachsen, eigentlich von Kindern, welche der Zucht ihrer Vorgesetzten entwachsen. Stand er etwa da, als wenn er vor den Kopf geschlagen wäre? Less. Und wenn ihr euch auf den Kopf setztet, sollt ihr sie nicht sehen, Weiße.
Es lernte Jost ohn Unterlaß,
Daß ihm der Kopf fast rauchte,
Haged.
Es ist schwer, viele Köpfe unter Einen Hut zu bringen, viele Personen Eines Sinnes zu machen. Der Scham den Kopf abgebissen haben, Fertigkeit besitzen keine Scham mehr zu empfinden. Einem den Kopf waschen, ihm einen derben Verweis geben. Sie haben sich die Köpfe in den Niederlanden wacker gewaschen, Less. sich geschlagen, Franz. Laver la tête à quelqu'un; entweder von dem Waschen des Kopfes in den Bädern, oder auch von dem Waschen der Köpfe der Kinder vor der Firmelung in der Römischen Kirche, welches ehedem am Palmsonntage geschahe, der daher auch Capitilavium genannt wurde, welches Wort im mittlern Lat. gleichfalls von einem bittern Verweise gebraucht wird.
Besonders so fern der Kopf der Sitz des Erkenntniß- und Begehrungsvermögens ist. Er weiß nicht, wo ihm der Kopf stehet, er ist sich seiner selbst fast nicht bewußt. Der Wein steigt in den Kopf, nimmt den Kopf ein, wenn er den Gebrauch des Verstandes hindert. Jemanden den Kopf zurechte rücken oder setzen, ihn durch Ernst auf bessere Gedanken bringen. Im Kopfe nicht richtig seyn, im Kopfe verrückt seyn, des gesunden Verstandes beraubt seyn. Mit dem Kopfe arbeiten, durch Nachdenken. Ich habe den Kopf so voll, daß ich unmöglich auf alles denken kann, habe so viele Dinge zu bedenken. Sich etwas in den Kopf setzen, den festen Vorsatz haben, darauf zu beharren. Ich weiß nicht, wer ihr den wunderlichen Gedanken von der Freyheit in den Kopf gesetzt hat, Gell. Der Kopf stehet ihm nicht recht, er ist übel aufgeräumet. Auf seinem Kopfe bestehen, seine Meinung hartnäckig vertheidigen, hartnäckig bey einem Vorsatze bleiben. Komme ich einmahl auf meinen Kopf, setze ich es mir einmahl hartnäckig vor. Mache mir den Kopf nicht warm, mache mich nicht ungeduldig, zornig.
2) Figürlich. (a) Die Gedanken, Vorstellungen. Das gehet mir in dem Kopfe herum, macht mir allerley Gedanken, Sorgen. Ich kann diese Sache nicht wieder aus dem Kopfe bringen. Schlagen sie sich die Sache aus dem Kopfe. (b) Das Gedächtniß. Aus dem Kopfe reden, schreiben. Etwas aus dem Kopfe hersagen. Ein Bild aus dem Kopfe zeichnen. Das habe ich schon im Kopfe, habe ich schon behalten, gemerket. (c) Die gesammte Fähigkeit etwas zu begreifen und einzusehen, das bestimmte Verhältniß der erkennenden Seelenkräfte. Einen guten, gelehrigen, offenen Kopf haben. Einen harten, schweren Kopf haben, etwas nicht leicht begreifen können. Ein glücklicher Kopf für die Dichtkunst. Nach seinem Kopfe leben, nach seinen Einsichten, nach seinem Gutdünken. Bey jedem Gegenstande unserer Leidenschaften wird zuletzt der Kopf stumpf, Zimmerm. Was die Gefühle des Herzens mehr als den kalten Beyfall des Kopfes interessiret. Er hat Kopf, sagt man im engern Verstande von jemanden, bey welchem sich ein glückliches Verhältniß der obern Erkenntnißkräfte gegen die untern befindet. S. Genie. Kopf für die Dichtkunst, für die Musik u.s.f. haben, natürliches Geschick. (d) Die Gemüthsart, die Gesinnung. Einen wunderlichen Kopf haben. Sich nach eines andern Kopfe richten. Ein Starrkopf, ein unbiegsamer, harter Mensch. (e) Das Leben, in einigen R.A. zunächst freylich als eine Anspielung auf die Strafe des Schwertes, zuweilen aber auch ohne dieselbe. Das wird dir den Kopf kosten. Darauf stehet der Kopf, die Strafe des Schwertes, und in weiterer Bedeutung die Lebensstrafe. Es wird ja den Kopf nicht kosten. Auf seinem Kopfe stehet eine Belohnung. (f) Ein mit einem Kopfe begabtes Geschöpf; wo es von Thieren nicht üblich ist, indem von denselben Haupt gebraucht wird, wohl aber zuweilen von Menschen, für Person. Die Compagnie besteht aus hundert Köpfen, aus hundert Mann. Es sind viele unruhige Köpfe in der Gesellschaft. Viel Köpfe viel Sinne. Besonders in Ansehung des Erkenntniß- und Begehrungsvermögens. Ein seltsamer, wunderlicher Kopf, ein Mensch von einer seltsamen, wunderlichen Gemüthsart. Ein lustiger Kopf. Durch die Nachlässigkeit der Lehrer werden oft die besten Köpfe versäumt, Leute von den besten Fähigkeiten. Gemeine Köpfe sind die beste Gesellschaft für schlechte Köpfe, Zimmerm. Ein dichterischer Kopf, eine Person, welche Fähigkeit für die Dichkunst hat.
Anm. In der zweyten Hauptbedeutung im Nieders. Kop, im Ital. Capo, im Lat. Caput, im Griech. κεφαλƞ, welche alle mit Kopf aus Einer Quelle herstammen. Der Begriff der Hervorragung, besonders aber der Ründe, ist in allen der herrschende; und dieser Begriff der Ründe ist vermuthlich auch die Ursache, warum Kopf in manchen Fällen unedler ist, als Haupt, welches von heben, erheben abstammet, und folglich einen edlern Nebenbegriff hat. Da diejenigen Wörter, welche eine Hervorragung bedeuten, auch alle Mahl ursprünglich eine Vertiefung bezeichnen, so gehöret auch Kopf in der Bedeutung eines Gefäßes hierher, so wie das Lat. Gibbus, die Deutschen Giebel, Gipfel, Hübel, Schopf, Zopf, und hundert andere mehr. S. auch Koppe und Kuppe.
1. Der Kopf
, des -es, plur. die Köpfe, Diminut. Das Köpfchen, Oberd. Köpflein, ein Wort, welches überhaupt, ein vertieftes Gefäß bedeutet, aber nur noch in einigen Fällen üblich ist. 1) Die Ober Tasse wird in Ober- und Niederdeutschland ein Köpfchen genannt. Das Theeköpfchen, die Ober-Tasse einer Theeschale. Das Kaffehköpfchen. Nieders. Kopjen, Kopken, Holländ. Kop, welche auch überhaupt von einer kleinen tiefen Schüssel, von einem Näpfchen gebraucht werden. 2) Die Köpfe, Schröpfköpfe oder Laßköpfe der Bader sind kleine cylindrische Gefäße von Glas oder Messing, welche man über dem Licht erwärmet, um die Luft in denselben auszudehnen, worauf man sie geschwinde über die Stelle deckt, wo man die Haut eingehacket hat, da sie denn das Blut an sich ziehen. Köpfe setzen, schröpfen. Sich Köpfe setzen lassen. Nieders. Kopp, Engl. Cup, im mittlern Lat. Cufa, Cuphia, Scupha, im mittlern Griech. κουφα. Im Schwedischen ist koppa Köpfe setzen, und im Niedersächsischen Koppsetter ein Bader. 3) Ein Becher; in welcher Bedeutung es nur in einigen Oberdeutschen Gegenden üblich ist. Darnach soll der König in Peheim uff einen Pferd kommen, und soll kriegen ein silbern Kopf von zwölf Mark Silbers mit Wyn, in der goldnen Bulle. Da ist ein Hafen, da ist ein güldin Kof edler dann der Hafen. Der Kopf ist us Gold gemacht u.s.f. Kaisersberg bey dem Frisch. Am häufigsten ist es noch so wohl im Ober- als Nieder-Deutschen von einem gewissen Maße so wohl flüssiger als trockner Dinge, welches aber nicht überall von gleichem Gehalte ist. Es lautet alsdann in einigen Gegenden auch Köpf und Küpf. In Zürch hält ein Kopf flüssiger Dinge 2 Maß, 4 Quärtle und 8 Stotzen; 8 Köpfe aber machen ein Viertel und 32 einen Eimer. In Österreich hat 1 Köpf 22/5 Seidel, und 12/3 Köpfe machen daselbst ein Maß. In Regensburg hält ein Köpf zwey Seidel. In Aachen, Basel und Holland ist es ein Maß trockner Dinge. In Aachen machen 4 Köpfe ein Faß, und 24 Köpfe ein Malter Getreide. In Basel hält ein Küpflein zwey Becher; 4 Küpflein aber machen einen Scheffel oder eine Müdde, 32 aber einen Sack Getreide. In Holland gehen 32 Kopf auf einen Scheffel.
Anm. In der Bedeutung eines Bechers oder Trinkgeschirres schon in dem alten Fragmente auf Carln den Großen bey dem Schilter Koffe, im Schwed. Kopp und Kappe, im Ital. Coppa, im Franz. Couppe, im mittlern Lat. Cupa, Cupellus, im Pers. Cub, Cobba, im Dalmat. und Hungar. Kuppa, im Wallis. Cup, im Griech. bey dem Hesych. Κυββα. Man siehet hieraus, wie alt dieses Wort ist, welches mit dem Lat. Scyphus zu dem zahlreichen Geschlechte dieser Wörter gehöret, welche einen hohlen Raum bedeuten. S. Kaue, Kober, Koffer, Kappe, Kufe, Hafen u.s.f. Durch Vorsetzung des Zischlautes ist daraus das Oberdeutsche Schoppen gebildet. S. auch das folgende.
2. Der Kopf
, des -es, plur. die Köpfe, Diminut. das Köpfchen, Oberd. Köpflein.
1. In der weitesten Bedeutung, ein jedes hervor ragendes Ding, in welchem Verstande es nur noch in einigen wenigen Fällen vorkommt. So wird in der Mechanik, der kurze Theil eines Hebels der Kopf genannt, im Gegensatze der Zunge oder des längern Theiles. In dem Hüttenbaue heißen die Hebearme oder die kurzen dicken Hölzer an der Welle, welche die Stämpel heben, auch Hebeköpfe und Köpfe; wo aber auch wohl zunächst auf das heben gesehen werden kann. Feldköpfe sind im Oberdeutschen kleine Gehölze oder Gebüsche, welche auf dem Felde stehen und sonst auch Feldbüsche genannt werden. In etwas engerer Bedeutung des obersten hervor ragenden Theiles eines Dinges ist der Kopf eines Berges dessen Gipfel, S. Koppe. Auch an den Mark- und Grenzsteinen wird der obere spitzige Theil der Kopf, der dickere untere Theil oder Fuß aber der Bock genannt.
2. In engerer Bedeutung, der runde oberste Theil eines Dinges. Der Kopf einer Stecknadel, welcher auch der Knopf genannt wird. Der Distelkopf, Mohnkopf, wegen ihrer runden Gestalt. Die Köpfchen an einigen Mosarten. Der Kopf eines Nagels. Der Kopf an einem Stücke Geschütz, der vordere erhabene Theil an der Mündung. Der Kopf an einer Tobakspfeife, der Pfeifenkopf; wo aber auch die Bedeutung eines hohlen Gefäßes Statt findet, S. 1. Kopf. Bey den Perruckenmachern führen die Wurzeln der Haare, welche sonst Kolben heißen, den Nahmen der Köpfe, hundert anderer Fälle zu geschweigen.
3. In der engsten Bedeutung, der gemeiniglich runde oder rundliche oberste Theil eines thierischen Körpers. Einem Ochsen den Kopf abhauen, ihn vor den Kopf schlagen. Einer Taube den Kopf eindrücken. Besonders des menschlichen Körpers.
1) Eigentlich, wo dieses Wort in der vertaulichen Sprechart am üblichsten ist, und besonders von solchen Personen gebraucht wird, welchen man keine vorzügliche Achtung schuldig zu seyn glaubt; dagegen in den entgegen gesetzten Fällen Haupt üblicher ist. Der Kopf thut mir weh, schmerzet mir. Das Wasser schlug ihm über dem Kopfe zusammen. Die Hände über den Kopf zusammen schlagen, ein Zeichen der Verzweilung. Mit bloßem Kopfe da stehen, mit unbedecktem Kopfe. Er ist einen ganzen Kopf kleiner als du. Jemanden den Kopf vor die Füße legen, ihn enthaupten. Den Kopf hängen, zum Zeichen der Traurigkeit, der Muthlosigkeit, siehe Kopfhänger. Den Kopf schütteln, zum Zeichen der Mißbilligung, der Verneinung. Sich den Kopf zurechte machen, den Kopfputz.
Daher so viele figürliche Redensarten, welche doch größten Theils nur in der vertraulichen Sprechart üblich sind. Über Hals und Kopf, in der größten Geschwindigkeit und Unordnung. Jemanden vor den Kopf stoßen, ihn beleidigen; doch nur von Beleidigungen geringerer Art. Jemanden bey dem Kopfe nehmen lassen, ihn in Verhaft nehmen lassen. Den Kopf aus der Schlinge ziehen, sich aus einer gefährlichen oder bedenklichen Sache heraus wickeln. Jemanden den Kopf biethen, ihm Widerstand leisten. Überall mit dem Kopfe durch wollen, alles mit Gewalt durchsetzen wollen. Jemanden etwas auf den Kopf Schuld geben, gerade zu, ohne alle Umschweife. Einem das Haus über dem Kopfe anstecken, eine pleonastische R.A. Einem zu Kopfe wachsen, ihm über den Kopf wachsen, eigentlich von Kindern, welche der Zucht ihrer Vorgesetzten entwachsen. Stand er etwa da, als wenn er vor den Kopf geschlagen wäre? Less. Und wenn ihr euch auf den Kopf setztet, sollt ihr sie nicht sehen, Weiße.
Es lernte Jost ohn Unterlaß,
Daß ihm der Kopf fast rauchte,
Haged.
Es ist schwer, viele Köpfe unter Einen Hut zu bringen, viele Personen Eines Sinnes zu machen. Der Scham den Kopf abgebissen haben, Fertigkeit besitzen keine Scham mehr zu empfinden. Einem den Kopf waschen, ihm einen derben Verweis geben. Sie haben sich die Köpfe in den Niederlanden wacker gewaschen, Less. sich geschlagen, Franz. Laver la tête à quelqu'un; entweder von dem Waschen des Kopfes in den Bädern, oder auch von dem Waschen der Köpfe der Kinder vor der Firmelung in der Römischen Kirche, welches ehedem am Palmsonntage geschahe, der daher auch Capitilavium genannt wurde, welches Wort im mittlern Lat. gleichfalls von einem bittern Verweise gebraucht wird.
Besonders so fern der Kopf der Sitz des Erkenntniß- und Begehrungsvermögens ist. Er weiß nicht, wo ihm der Kopf stehet, er ist sich seiner selbst fast nicht bewußt. Der Wein steigt in den Kopf, nimmt den Kopf ein, wenn er den Gebrauch des Verstandes hindert. Jemanden den Kopf zurechte rücken oder setzen, ihn durch Ernst auf bessere Gedanken bringen. Im Kopfe nicht richtig seyn, im Kopfe verrückt seyn, des gesunden Verstandes beraubt seyn. Mit dem Kopfe arbeiten, durch Nachdenken. Ich habe den Kopf so voll, daß ich unmöglich auf alles denken kann, habe so viele Dinge zu bedenken. Sich etwas in den Kopf setzen, den festen Vorsatz haben, darauf zu beharren. Ich weiß nicht, wer ihr den wunderlichen Gedanken von der Freyheit in den Kopf gesetzt hat, Gell. Der Kopf stehet ihm nicht recht, er ist übel aufgeräumet. Auf seinem Kopfe bestehen, seine Meinung hartnäckig vertheidigen, hartnäckig bey einem Vorsatze bleiben. Komme ich einmahl auf meinen Kopf, setze ich es mir einmahl hartnäckig vor. Mache mir den Kopf nicht warm, mache mich nicht ungeduldig, zornig.
2) Figürlich. (a) Die Gedanken, Vorstellungen. Das gehet mir in dem Kopfe herum, macht mir allerley Gedanken, Sorgen. Ich kann diese Sache nicht wieder aus dem Kopfe bringen. Schlagen sie sich die Sache aus dem Kopfe. (b) Das Gedächtniß. Aus dem Kopfe reden, schreiben. Etwas aus dem Kopfe hersagen. Ein Bild aus dem Kopfe zeichnen. Das habe ich schon im Kopfe, habe ich schon behalten, gemerket. (c) Die gesammte Fähigkeit etwas zu begreifen und einzusehen, das bestimmte Verhältniß der erkennenden Seelenkräfte. Einen guten, gelehrigen, offenen Kopf haben. Einen harten, schweren Kopf haben, etwas nicht leicht begreifen können. Ein glücklicher Kopf für die Dichtkunst. Nach seinem Kopfe leben, nach seinen Einsichten, nach seinem Gutdünken. Bey jedem Gegenstande unserer Leidenschaften wird zuletzt der Kopf stumpf, Zimmerm. Was die Gefühle des Herzens mehr als den kalten Beyfall des Kopfes interessiret. Er hat Kopf, sagt man im engern Verstande von jemanden, bey welchem sich ein glückliches Verhältniß der obern Erkenntnißkräfte gegen die untern befindet. S. Genie. Kopf für die Dichtkunst, für die Musik u.s.f. haben, natürliches Geschick. (d) Die Gemüthsart, die Gesinnung. Einen wunderlichen Kopf haben. Sich nach eines andern Kopfe richten. Ein Starrkopf, ein unbiegsamer, harter Mensch. (e) Das Leben, in einigen R.A. zunächst freylich als eine Anspielung auf die Strafe des Schwertes, zuweilen aber auch ohne dieselbe. Das wird dir den Kopf kosten. Darauf stehet der Kopf, die Strafe des Schwertes, und in weiterer Bedeutung die Lebensstrafe. Es wird ja den Kopf nicht kosten. Auf seinem Kopfe stehet eine Belohnung. (f) Ein mit einem Kopfe begabtes Geschöpf; wo es von Thieren nicht üblich ist, indem von denselben Haupt gebraucht wird, wohl aber zuweilen von Menschen, für Person. Die Compagnie besteht aus hundert Köpfen, aus hundert Mann. Es sind viele unruhige Köpfe in der Gesellschaft. Viel Köpfe viel Sinne. Besonders in Ansehung des Erkenntniß- und Begehrungsvermögens. Ein seltsamer, wunderlicher Kopf, ein Mensch von einer seltsamen, wunderlichen Gemüthsart. Ein lustiger Kopf. Durch die Nachlässigkeit der Lehrer werden oft die besten Köpfe versäumt, Leute von den besten Fähigkeiten. Gemeine Köpfe sind die beste Gesellschaft für schlechte Köpfe, Zimmerm. Ein dichterischer Kopf, eine Person, welche Fähigkeit für die Dichkunst hat.
Anm. In der zweyten Hauptbedeutung im Nieders. Kop, im Ital. Capo, im Lat. Caput, im Griech. κεφαλƞ, welche alle mit Kopf aus Einer Quelle herstammen. Der Begriff der Hervorragung, besonders aber der Ründe, ist in allen der herrschende; und dieser Begriff der Ründe ist vermuthlich auch die Ursache, warum Kopf in manchen Fällen unedler ist, als Haupt, welches von heben, erheben abstammet, und folglich einen edlern Nebenbegriff hat. Da diejenigen Wörter, welche eine Hervorragung bedeuten, auch alle Mahl ursprünglich eine Vertiefung bezeichnen, so gehöret auch Kopf in der Bedeutung eines Gefäßes hierher, so wie das Lat. Gibbus, die Deutschen Giebel, Gipfel, Hübel, Schopf, Zopf, und hundert andere mehr. S. auch Koppe und Kuppe.