Adelung Wörterbuch
Köhren
, verb. irreg. act. et neutr. Imperf. ich kohr, Mittelw. gekohren, ein außer den Zusammensetzungen gleichfalls veraltetes Wort. Es bedeutete ehedem so wie kiesen, 1) überhaupt, durch die Sinne empfinden, und in weiterer Bedeutung erfahren. Grosses Lait chüren, in Eckards Script. bey dem Frisch. Du must des Dothes bekoren, in dem alten Gedichte auf Carls Feldzug bey dem Schilter. Das Lat. cernere, sehen, welches in discernere, secernere, ausköhren, auslesen, unterscheiden bedeutet, ist damit verwandt. 2) In engerer Bedeutung, vermittelst der Sinne untersuchen, kiesen, kosten. Gicoran, kosten, im Tatian und den Monseeischen Glossen. Im Schwed. kora. Im weitern Verstande, versuchen, untersuchen, prüfen überhaupt; in welcher Bedeutung es von Keros Zeiten an sehr häufig vorkommt. Corot atume, prüfet die Geister, Kero. S. Köhrherr. Chorunga ist daher bey dem Kero, Ottfried und Notker, und Bekohring, bey den spätern Schriftstellern, die Versuchung im theolgischen Verstande. 3) In noch engerm Verstande, beobachten, Acht geben, lauern. Si churen mih, Notker, sie beobachten mich, lauern auf mich. In einigen Gegenden sagt man noch nach Hasen kuhren, wofür in andern Gegenden lauschen, und in Thüringen auf die Lusche gehen üblich ist. Das Hochdeutsche niedrige scheren, in der R.A. was scher ich mich darum, was bekümmere ich mich darum, ist vermittelst, des vorgesetzten Zischlautes daraus entstanden, so wie auch das Lat. curare zu dem Geschlechte dieses Wortes zu gehören scheinet. Selbst kehren, scheinet in seinen figürlichen Bedeutungen mehr von diesem Worte, als von kehren, verrere und vertere, abzustammen. 4) Nach geschehener Untersuchung billigen, genehm halten; bey dem Kero kechoron, der es auch in weiterer Bedeutung für wollen überhaupt gebraucht. Ni curi thu forhtan, fürchte dich nicht, noli timere, im Tatian. Etwas gut köhren, sagt man noch jetzt in Niedersachsen, für gut heißen, billigen. Verkoren ist daher bey dem Notker verwerfen. 5) Wählen, eine Bedeutung, welche sich noch am längsten erhalten hat, auch in den gemeinen Mundarten, besonders Niedersachsens, noch gangbar ist. Die Hochdeutschen haben es in den Mittelwörtern erkohren und auserkohren gleichfalls noch. Köhrgot ist im Nieders. auserlesen gut, Dän. kaare, Schwed. kora, Isländ. kiora. S. auch Chur und Willkühr. Anm. Köhren und kiesen sind ursprünglich Ein Wort, weil die Verwechselung des r und s in allen Europäischen Sprachen etwas sehr gewöhnliches ist. Die Niedersachsen haben noch ein anderes, mit diesem vermuthlich auch verwandtes Wort, welches köhren, kähren und kühren lautet, und sprechen, schwatzen plaudern bedeutet; in Schwaben karen. Beköhren ist im Nieders. beschwatzen, Weiberköhre, ein Weibergeschwätz. Im Griech. ist εγκουρειν erzählen. Vermittelst der vorigen Vertauschung des r und s gehöret hierher auch das alte Alemannische chosan, reden, sprechen, welches noch in unserm liebkosen vorhanden ist, S. Kosen.
, verb. irreg. act. et neutr. Imperf. ich kohr, Mittelw. gekohren, ein außer den Zusammensetzungen gleichfalls veraltetes Wort. Es bedeutete ehedem so wie kiesen, 1) überhaupt, durch die Sinne empfinden, und in weiterer Bedeutung erfahren. Grosses Lait chüren, in Eckards Script. bey dem Frisch. Du must des Dothes bekoren, in dem alten Gedichte auf Carls Feldzug bey dem Schilter. Das Lat. cernere, sehen, welches in discernere, secernere, ausköhren, auslesen, unterscheiden bedeutet, ist damit verwandt. 2) In engerer Bedeutung, vermittelst der Sinne untersuchen, kiesen, kosten. Gicoran, kosten, im Tatian und den Monseeischen Glossen. Im Schwed. kora. Im weitern Verstande, versuchen, untersuchen, prüfen überhaupt; in welcher Bedeutung es von Keros Zeiten an sehr häufig vorkommt. Corot atume, prüfet die Geister, Kero. S. Köhrherr. Chorunga ist daher bey dem Kero, Ottfried und Notker, und Bekohring, bey den spätern Schriftstellern, die Versuchung im theolgischen Verstande. 3) In noch engerm Verstande, beobachten, Acht geben, lauern. Si churen mih, Notker, sie beobachten mich, lauern auf mich. In einigen Gegenden sagt man noch nach Hasen kuhren, wofür in andern Gegenden lauschen, und in Thüringen auf die Lusche gehen üblich ist. Das Hochdeutsche niedrige scheren, in der R.A. was scher ich mich darum, was bekümmere ich mich darum, ist vermittelst, des vorgesetzten Zischlautes daraus entstanden, so wie auch das Lat. curare zu dem Geschlechte dieses Wortes zu gehören scheinet. Selbst kehren, scheinet in seinen figürlichen Bedeutungen mehr von diesem Worte, als von kehren, verrere und vertere, abzustammen. 4) Nach geschehener Untersuchung billigen, genehm halten; bey dem Kero kechoron, der es auch in weiterer Bedeutung für wollen überhaupt gebraucht. Ni curi thu forhtan, fürchte dich nicht, noli timere, im Tatian. Etwas gut köhren, sagt man noch jetzt in Niedersachsen, für gut heißen, billigen. Verkoren ist daher bey dem Notker verwerfen. 5) Wählen, eine Bedeutung, welche sich noch am längsten erhalten hat, auch in den gemeinen Mundarten, besonders Niedersachsens, noch gangbar ist. Die Hochdeutschen haben es in den Mittelwörtern erkohren und auserkohren gleichfalls noch. Köhrgot ist im Nieders. auserlesen gut, Dän. kaare, Schwed. kora, Isländ. kiora. S. auch Chur und Willkühr. Anm. Köhren und kiesen sind ursprünglich Ein Wort, weil die Verwechselung des r und s in allen Europäischen Sprachen etwas sehr gewöhnliches ist. Die Niedersachsen haben noch ein anderes, mit diesem vermuthlich auch verwandtes Wort, welches köhren, kähren und kühren lautet, und sprechen, schwatzen plaudern bedeutet; in Schwaben karen. Beköhren ist im Nieders. beschwatzen, Weiberköhre, ein Weibergeschwätz. Im Griech. ist εγκουρειν erzählen. Vermittelst der vorigen Vertauschung des r und s gehöret hierher auch das alte Alemannische chosan, reden, sprechen, welches noch in unserm liebkosen vorhanden ist, S. Kosen.