Adelung Wörterbuch
Kieke
, S. Gieke.  
1. Der Kiel
, des -es, plur. die -e, ein nur bey den Gärtnern übliches Wort, wo die Zwiebeln der Blumengewächse auch Kiele, und im Collectivo Kielwerk, Zwiebelgewächse, genannt werden. Zwiebelgewächse durch die Kiele vermehren. Junge Setzlinge, welche sich an den alten Kielen ansetzen. Im Herbst, wenn sich der Saft in den Kiel gezogen hat. Es gehöret unstreitig zu Kaul, eine Kugel, kaulig, rundlich, und mit demselben zu kau, so fern es nicht eine runde Vertiefung, sondern auch eine solche Erhöhung bedeutet. S. Keule, Kolbe, Kaue, und das folgende; ingleichen Kielkropf.
 
2. Der Kiel
, des -es, plur. die -e, ein sehr altes, aber nunmehr vermuthlich veraltetes Wort, ein Schiff, ein Fahrzeug zu bezeichnen. Es kommt bey den Angelsachsen und Normannen schon sehr früh vor, deren Schiffe im mittlern Lat. Ceolae, Ciulae, Cyulae genannt werden. In andern Sprachen bedeutet es noch jetzt den Schiffsboden, den untersten Raum im Schiffe, wie das Engl. Keel, das Franz. Cale, das Schwed. Köle. Es ist in dieser Bedeutung keine Figur des folgenden Wortes, welche eben so hart und sprachwidrig seyn würde, als wenn man ein Schiff von dem Steuerruder oder andern Theilen benennen wollte, es müßte denn die Länge der herrschende Begriff seyn, weil die Angelsächsischen Schiffe als lange Fahrzeuge beschrieben werden. Es gehöret zu dem Stammworte hohl, von welchem auch die Gölle, die Galeere und andere Wörter ihren Ursprung haben. S. Kaue, Kelle, Keller u.s.f. Das Oberdeutsche Zeile, eine Art langer Donauschiffe zu bezeichnen, ist durch die gewöhnliche Verwechselung des Gaumen- und Zischlautes daraus entstanden. Eben dahin gehöret auch das Preußische Kiedel, gewisse große Fischerbothe zu bezeichnen. S. Köthe, Koth, ein Haus, Keutel u.s.f.
 
3. Der Kiel
, des -es, plur. die -e, Diminut. das Kielchen, ein Wort, welches überhaupt den Begriff der Länge und oft auch den damit verknüpften Begriff der Schärfe, der Dünne hat, aber nur noch in einigen Fällen üblich ist. 1) Der festere unten hohle Theil der Federn an den Vögeln und dem Federviehe, deren unterer hohler Theil die Spuhle, im Nieders. die Pose, Bose, und im Hessischen der Stahl genannt wird; der Federkiel. Ein Gänsekiel, Schwanenkiel, Rabenkiel. Die Kiele von geschlossenen Federn. Besonders so fern ein solcher Kiel zum Schreiben gebraucht wird, da denn figürlich und in der poetischen Schreibart auch wohl eine Schreibfeder ein Kiel genannt wird.
 
Wie oder setzt dein Kiel der rechten Wahrheit Grund?
Canitz.
 
Auch die zarten noch in der Haut liegenden Kiele der größern Federn führen diesen Nahmen, dagegen sie im gemeinen Leben auch Stoppeln, und in Niedersachsen Pylen, und mit dem Zischlaute Spylen genannt werden, S. Spuhle. Im Oberdeutschen lautet es in dieser Bedeutung auch Kengel, Kilch, im Ital. Canna, daher man es auch zu Kehle, Kelch, Canal rechnen könnte, so daß mit diesem Worte zunächst auf den untern hohlen Theil gesehen würde. Nimmt man den Begriff der Länge für den Hauptbegriff an, so gehöret auch das Lat. Caulis, und mit einem andern Ableitungslaute auch Halm dahin. Im Nieders. wird ein Federkiel auch Staal genannt, und im Oberdeutschen hieß er ehedem auch Bolz, Gänsebolz. 2) Der unterste lange Grundbalken eines Schiffes, in welchen die untern Theile des Schiffgebäudes eingezapfet werden. Der falsche Kiel, eine Unterlage unter dem wahren Kiele, diesen desto mehr zu verwahren.
 
Wenn dann vielleicht der Wellen schwarzer Rachen
Den Frachten droht und Mast und Kiel ereilt,
Haged.
 
Im Nieders. gleichfalls Kiel, im Franz. Quille, im Dän. Kiol, im Engl. Quill.
 
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