Adelung Wörterbuch
Hure
, plur. die -n. 1) Im engsten und vielleicht eigentlichen Verstande, eine jede weibliche Person, welche ihren Leib jeder Mannsperson gegen Lohn, oder um Gewinstes willen, Preis gibt; eine offenbare, oder öffentliche Hure. 2) In weiterer Bedeutung, eine geschwächte Person andern Geschlechtes, eine unverheirathete geschwängerte Weibesperson; in der harten Sprechart und im gemeinen Leben. Zur Hure werden. Eine Person zur Hure machen, sie schwängern. 3) In noch weiterer Bedeutung, eine jede weibliche Person, welche durch unerlaubten Beyschlaf die Keuschheit verletzet, gleichfalls nur in der harten Schreibart und mit beleidigender Verachtung; da es denn so wohl von verehlichten weiblichen Personen, wenn sie auf solche Art wider die eheliche Treue handeln, als auch, und zwar am häufigsten, von unverheiratheten gebraucht wird. Anm. 1. Bey dem Ottfried, der es von einer Ehebrecherinn gebraucht, Huru, in den Monseeischen Glossen Huor, im Nieders. Hore, im Angels. Hor, im Engl. Whore, im Dän. Hore, im Schwed. und Isländ. Hora, im Finnischen Huora, in der Normandie Hore, im Span. Gorrona, im Alban. Kurbar, in den Slavonischen Mundarten Kurwa und Kürwa, bey den Tschuwassen, einer Tatarischen Nation, Cher; alle in der ersten eingeschränktesten Bedeutung. Im mittlern Lat. war auch Curia eine Hure. Johann von Genua:
Curia jus curat, meretrix est Curia dicta.
Wo es aber aus dem Griech. κυρια, Gebietherinn, Frau, entlehnet zu seyn scheinet, wofür die spätern Lateiner gleichfalls Curia gebrauchten. Bey einem so hohen Alter ist es vielleicht eine vergebliche Mühe, nach dem Ursprunge dieses Wortes zu forschen. Indessen gibt es unter den Ableitungen, welche man davon versucht hat, doch vornehmlich drey, welche angeführet zu werden verdienen, obgleich keine derselben eine überwiegende Wahrscheinlichkeit für sich hat. 1) Eckard und Ihre leiten es von dem alten Her, Koth, ab, besonders so fern man die Laster ehedem mehrmahls mit körperlichen Unreinigkeiten verglich. So war von dem Isländ. Saur, Schmutz, bey den ältern Schweden Saurlifi, Hurerey. Im Deutschen ist Unreinigkeit in engerer Bedeutung eben das. Das Latein. Stuprum bedeutete, dem Festus zu Folge, ehedem eine jede schändliche Sache, und selbst Scortum würde die Ableitung von dem Nieders. Scharn, Angels. Scearn, Scyrn, Dän. Skarn, Griech. σκωρ, Koth, Mist, aushalten, welches bloß durch Vorsetzung des Zischlautes aus Gahre und Hor gebildet worden. Hierzu kommt noch, daß Huor, im ungewissen Geschlechte, in unsern ältesten Denkmählern sehr oft für Unzucht und Ehebruch vorkommt, so daß Hure, und im männlichen Geschlechte Hurer, eigentlich Beywörter zu seyn scheinen, welche ursprünglich unrein bedeutet haben, wie das Schwed. Skör noch jetzt ein solches Beywort ist. 2) Nach dem Frisch und andern hat Hure einen anständigern Ursprung und bedeutet eigentlich ein Mädchen, da es denn mit dem Griechischen κορƞ, puella, genau überein kommen würde. Was diese Ableitung unterstützet, ist, daß man bey feinern Sitten diesen Personen auch in andern Fällen anständigere Nahmen gegeben, wie aus dem Franz. Maitresse, Fille de joye, dem Deutschen Mädchen, Gebietherinn, Liebste u.s.f. erhellet. Selbst die öffentlichen Huren nannte man im Deutschen ehedem nur Frauen, und wenn man sie näher bestimmen mußte, gemeine Frauen, ingleichen Hübscherinnen, von hübsch u.s.f. 3) Wachter endlich leitete es von dem noch im Nieders. üblichen heuern, dingen, miethen, her, welches in groben Mundarten noch jetzt huren lautet, und da wäre eine Hure eigentlich eine um Lohn zur Befriedigung der Wollust gedungene Weibesperson; eine Ableitung, welche mit der ersten engsten Bedeutung sehr gut überein kommt.
Anm. 2. In der zweyten und dritten Endung des Singulars lautet dieses Wort statt der Hure noch mehrmahls der Huren. Mit einer Huren handeln, 1 Mos. 34, 31. Die Lippen der Huren sind süße, – und ihre Kehle ist glätter denn Öhl, Sprichw. 5, 3. Welches ein Überbleibsel der Oberdeutschen Mundart ist, nach welcher auch Frau, Erde, Glaube, Grube u.a.m. noch zuweilen abgeändert werden. Da übrigens dieses Wort in allen seinen Bedeutungen nunmehr ein sehr harter und beleidigender Ausdruck ist, so gilt solches auch von den folgenden Ableitungen und Zusammensetzungen, welche daher auch in der edlern und anständigern Schreib- und Sprechart fremd sind. Eine heimliche Hure, in der ersten Bedeutung, welche ihr Handwerk im Verborgenen treibet, heißt in Niedersachsen eine Gluphure, eine in höchsten Grade freche und gemeine Hure, eine Strahlhure, in den niedrigen Sprecharten anderer Gegenden aber eine Erzhure, Gassenhure, Hällerhure u.s.f.
Curia jus curat, meretrix est Curia dicta.
Wo es aber aus dem Griech. κυρια, Gebietherinn, Frau, entlehnet zu seyn scheinet, wofür die spätern Lateiner gleichfalls Curia gebrauchten. Bey einem so hohen Alter ist es vielleicht eine vergebliche Mühe, nach dem Ursprunge dieses Wortes zu forschen. Indessen gibt es unter den Ableitungen, welche man davon versucht hat, doch vornehmlich drey, welche angeführet zu werden verdienen, obgleich keine derselben eine überwiegende Wahrscheinlichkeit für sich hat. 1) Eckard und Ihre leiten es von dem alten Her, Koth, ab, besonders so fern man die Laster ehedem mehrmahls mit körperlichen Unreinigkeiten verglich. So war von dem Isländ. Saur, Schmutz, bey den ältern Schweden Saurlifi, Hurerey. Im Deutschen ist Unreinigkeit in engerer Bedeutung eben das. Das Latein. Stuprum bedeutete, dem Festus zu Folge, ehedem eine jede schändliche Sache, und selbst Scortum würde die Ableitung von dem Nieders. Scharn, Angels. Scearn, Scyrn, Dän. Skarn, Griech. σκωρ, Koth, Mist, aushalten, welches bloß durch Vorsetzung des Zischlautes aus Gahre und Hor gebildet worden. Hierzu kommt noch, daß Huor, im ungewissen Geschlechte, in unsern ältesten Denkmählern sehr oft für Unzucht und Ehebruch vorkommt, so daß Hure, und im männlichen Geschlechte Hurer, eigentlich Beywörter zu seyn scheinen, welche ursprünglich unrein bedeutet haben, wie das Schwed. Skör noch jetzt ein solches Beywort ist. 2) Nach dem Frisch und andern hat Hure einen anständigern Ursprung und bedeutet eigentlich ein Mädchen, da es denn mit dem Griechischen κορƞ, puella, genau überein kommen würde. Was diese Ableitung unterstützet, ist, daß man bey feinern Sitten diesen Personen auch in andern Fällen anständigere Nahmen gegeben, wie aus dem Franz. Maitresse, Fille de joye, dem Deutschen Mädchen, Gebietherinn, Liebste u.s.f. erhellet. Selbst die öffentlichen Huren nannte man im Deutschen ehedem nur Frauen, und wenn man sie näher bestimmen mußte, gemeine Frauen, ingleichen Hübscherinnen, von hübsch u.s.f. 3) Wachter endlich leitete es von dem noch im Nieders. üblichen heuern, dingen, miethen, her, welches in groben Mundarten noch jetzt huren lautet, und da wäre eine Hure eigentlich eine um Lohn zur Befriedigung der Wollust gedungene Weibesperson; eine Ableitung, welche mit der ersten engsten Bedeutung sehr gut überein kommt.
Anm. 2. In der zweyten und dritten Endung des Singulars lautet dieses Wort statt der Hure noch mehrmahls der Huren. Mit einer Huren handeln, 1 Mos. 34, 31. Die Lippen der Huren sind süße, – und ihre Kehle ist glätter denn Öhl, Sprichw. 5, 3. Welches ein Überbleibsel der Oberdeutschen Mundart ist, nach welcher auch Frau, Erde, Glaube, Grube u.a.m. noch zuweilen abgeändert werden. Da übrigens dieses Wort in allen seinen Bedeutungen nunmehr ein sehr harter und beleidigender Ausdruck ist, so gilt solches auch von den folgenden Ableitungen und Zusammensetzungen, welche daher auch in der edlern und anständigern Schreib- und Sprechart fremd sind. Eine heimliche Hure, in der ersten Bedeutung, welche ihr Handwerk im Verborgenen treibet, heißt in Niedersachsen eine Gluphure, eine in höchsten Grade freche und gemeine Hure, eine Strahlhure, in den niedrigen Sprecharten anderer Gegenden aber eine Erzhure, Gassenhure, Hällerhure u.s.f.