Adelung Wörterbuch
Höschen
, des -s, plur. ut nom. sing. S. die folgenden.
1. Die Hose
, plur. die -n, Diminut. das Höschen, ein altes Wort, ein hohles Gefäß, etwas Hohles zu bezeichnen, welches noch hin und wieder in einigen einzelnen Fällen vorkommt. 1) Die zarten Häute an den Wurzeln des Flachses, welche, wenn sie abgestreift werden, hohlen Röhren gleichen, heißen in der Landwirthschaft Höschen. Wenn der Flachs die Höschen fallen lässet, so ist er genug geröstet. 2) In den Orgeln ist die Hose ein Fuß an der Menschenstimme, welche das Trompeten-Mundstück und die Krücke in sich verbirgt. 3) Eine Lufterscheinung, welche in einem Wirbelwinde bestehet, welcher sich in Gestalt einer Säule bis auf die Meeresfläche herunter lässet, das Meerwasser in einem hohlen wirbelnden Kreise in die Höhe ziehet, und es hernach wieder fallen lässet, ist den Schiffern unter dem Nahmen der Hose, Meerhose oder Wasserhose bekannt. Dän. Ose. 4) Ein hölzernes hohles Gefäß, in welchem Verstande es noch hin und wieder üblich ist. In dem Salzwerke zu Halle hat man kleine hölzerne Fässer, welche unter dem Nahmen der Hosen bekannt sind. Hat eine solche Hose einen Stiel, so daß sie zum Schöpfen gebraucht werden kann, so wird sie eine Schaufelhose genannt, dergleichen Gefäß an andern Orten eine Gelte heißt. Im Nieders. heißt es Öhse, Öhsefaß, ein Faß zum Ösen, d.i. Schöpfen. S. die Anmerkung. In Meißen ist die Hose, und so fern sie besonders zur Butter gebraucht wird, die Butterhose, ein längliches Fäßchen, in welches die Landleute die Butter drücken, und solche darin zu Markte tragen; welche Butter daher auch Hosenbutter genannt wird.
Anm. In der Bedeutung eines hohlen Dinges ist dieses Wort sehr alt, besonders so fern es zugleich den Nebenbegriff der Bedeckung mit annimmt. S. Aus, Haus, Schoß, Schuh u.s.f. Das Latein. Os, so fern es den Mund, ja eine jede Öffnung bedeutet, gehöret gleichfalls dahin, so wie Cassis, das Macedonische Causia, ein Helm, das Schwed. Hös, Isländ. Haus, der Hirnschädel, und andere mehr. So fern es ein Gefäß bedeutet, scheinet das Schwed. hösa, Dän. öse, Nieders. ösen, schöpfen, davon abzustammen; wohin auch das Lat. haurire gehöret, welches sein ursprüngliches s noch in hausi, haustum, behalten hat. S. auch das folgende.
2. Die Hose
, plur. die -n, Diminut. das Höschen, ein gleichfalls sehr altes Wort, eine Bekleidung, eine Bedeckung des menschlichen Leibes zu bezeichnen. 1. * Überhaupt, ein jedes Kleid, in welcher längst veralteten Bedeutung das mittlere Lat. Housia, Houcia, Hussia, Franz. Housse, ein langes Kleid, vorkommt. Im Isländ. ist Kausung ein Rock, so wie κασας schon im Griechischen eine Art eines Kleides bedeutete; S. Casakin. 2. In engerer Bedeutung, eine hohle Bekleidung des untern Leibes und einzelner Theile desselben, wiederum unter mancherley Einschränkungen. 1) Eine Art der Unterkleidung, wo Beinkleider und Strümpfe nur ein einziges Stück ausmachen; dergleichen Kleidungsstück man noch in manchen Fällen unter dem Nahmen der Streifhosen, im Plural, kennet. Im Ital. Vosa. 2) Ein Strumpf, eine sehr alte, und so wohl im Ober- als Niederdeutschen noch nicht ganz veraltete Bedeutung; bey dem Golius Kniehose, daher ein Strumpfstricker noch an einigen Orten ein Hosenstricker genannt wird. Das Nieders. Hase, Fries. Husse, Engl. Hose, mittlere Lat. Hosa, Osa, Hossa, Houcia u.s.f. bedeuten gleichfalls einen Strumpf, anderer zu geschweigen. 3) Eine Rüstung der Beine, metallene Fußschienen, und in den folgenden Zeiten ein Stiefel, eine lederne Bekleidung der Beine. Der eherne Beinharnisch 1 Sam. 17, 6 heißt in einer alten handschriftlichen Übersetzung der Bibel bey dem Frisch eren Hosen, und im Gemma Gemmar. werden die Stiefeln Lederhosen genannt; isen hose, bey dem Stryker. Im Ital. ist Usatto ein Bauernstiefel, kurzer Stiefel, im mittlern Lat. Osa, wovon auch unser Schuh und Schuster, Franz. Chaussetier, abstammen; S. diese Wörter. 4) Eine Fußsocke, welche Bedeutung noch das Dänische Hose hat. Die Schuster nennen dasjenige Stück Kalbleder, welches im Kleinen dem Oberleder gleicht, und den mittlern Theil der Sohle bedeckt, damit sich der Schuh desto leichter aus- und anziehen lasse, auch im Hochdeutschen und im Diminut. das Höschen. S. auch Schuh. 5) Am üblichsten ist dieses Wort im Hochdeutschen in der Bedeutung einer hohlen Bekleidung der Dickbeine und Hüften, wo es am häufigsten im Plural gebraucht wird, weil eine solche Bekleidung aus zwey hohlen Theilen für die beyden Schenkel bestehet; die Hosen. Schwed. Hosor, Franz. Chausses, Housseaux. (a) Eigentlich, wo dieses Wort nur im gemeinen Leben üblich ist, indem man in der anständigern Sprechart sich lieber des Ausdruckes Beinkleider bedienet. Enge, weite Hosen tragen. Die Hosen anlegen, anziehen. Dahin auch die figürlichen, aber nur in den niedrigen Sprecharten üblichen Redensarten gehören: das Herz ist ihm in die Hosen gefallen, von einem sehr zaghaften Menschen; die Frau hat die Hosen, trägt die Hosen, wenn sie die Herrschaft über den Ehemann hat, ein Ausdruck, welcher in den Französischen Fabliaux bereits 1190 vorkommt; sich die Hosen nehmen lassen, die Herrschaft im Ehestande; der Stand der geflickten Hosen, der Ehestand. S. auch Schlafhosen, Unterhosen, Schweizerhosen, Reithosen, Pumphosen, Pluderhosen. (b) Figürlich. α) Der untere Theil des Hinterfußes an einem Pferde, von den Hanken an bis an das Gelenk, wird die Hose genannt. β) Auch das Federvieh hat Hosen, wenn es an den Schenkeln rauch bewachsen ist. γ) In der Bienenzucht sind die Höschen linsenförmige Anhänge an den Hinterbeinen der Arbeitsbienen, welche eigentlich aus Bienenbrot oder Wachsmehl bestehen, daher dieses Bienenbrot selbst auch wohl die Höschen genannt wird.
Wir (Bienen) die wir in den warmen Tagen
Die Höschen in die Zellen tragen,
Gell.
Anm. Frisch leitet unser Hose sehr unbillig aus dem Franz. Chausses, und dieß von dem Latein. Caliga her. Hosen und Chausses zeugen vielmehr von der ältesten Übereinstimmung der Europäischen Sprachen. Die ältesten Hosen bedeckten, wie schon oben gesagt worden, so wohl die Hüften und Dickbeine, als auch die Füße, dergleichen noch jetzt die Schiffer, und die Landleute in manchen Gegenden tragen. Als die feinere Welt dieses Kleidungsstück zu theilen anfing, nannte man den obern Theil im Deutschen mit dem alten Nahmen die Hosen, und im Franz. le haut de chausse, den obern Theil der Hose; den untern aber im Deutschen die Strümpfe und im Franz. les Bas de Chausse, und nachmahls nur schlechthin les Bas. S. auch Schuster. Daß übrigens in diesem Worte der Begriff der Bekleidung, der Bedeckung der herrschende ist, erhellet aus dem Dithmarsischen, wo eine Hose, mit der gewöhnlichen Verwechselung des s und d, die Heyd heißet, woraus sich zugleich die Verwandtschaft mit unserm Haut ergibt; S. dasselbe, ingleichen Hut. So fern die Hose aber zunächst ein hohles Kleidungsstück bezeichnet, kommt es mit dem in Niedersachsen üblichen Büchse, Büxe überein, Dän. Buxer, Schwed. Byxa, enge Beinkleider zu bezeichnen, welches gleichfalls eine allgemeine Benennung eines hohlen Gefäßes ist.
1. Die Hose
, plur. die -n, Diminut. das Höschen, ein altes Wort, ein hohles Gefäß, etwas Hohles zu bezeichnen, welches noch hin und wieder in einigen einzelnen Fällen vorkommt. 1) Die zarten Häute an den Wurzeln des Flachses, welche, wenn sie abgestreift werden, hohlen Röhren gleichen, heißen in der Landwirthschaft Höschen. Wenn der Flachs die Höschen fallen lässet, so ist er genug geröstet. 2) In den Orgeln ist die Hose ein Fuß an der Menschenstimme, welche das Trompeten-Mundstück und die Krücke in sich verbirgt. 3) Eine Lufterscheinung, welche in einem Wirbelwinde bestehet, welcher sich in Gestalt einer Säule bis auf die Meeresfläche herunter lässet, das Meerwasser in einem hohlen wirbelnden Kreise in die Höhe ziehet, und es hernach wieder fallen lässet, ist den Schiffern unter dem Nahmen der Hose, Meerhose oder Wasserhose bekannt. Dän. Ose. 4) Ein hölzernes hohles Gefäß, in welchem Verstande es noch hin und wieder üblich ist. In dem Salzwerke zu Halle hat man kleine hölzerne Fässer, welche unter dem Nahmen der Hosen bekannt sind. Hat eine solche Hose einen Stiel, so daß sie zum Schöpfen gebraucht werden kann, so wird sie eine Schaufelhose genannt, dergleichen Gefäß an andern Orten eine Gelte heißt. Im Nieders. heißt es Öhse, Öhsefaß, ein Faß zum Ösen, d.i. Schöpfen. S. die Anmerkung. In Meißen ist die Hose, und so fern sie besonders zur Butter gebraucht wird, die Butterhose, ein längliches Fäßchen, in welches die Landleute die Butter drücken, und solche darin zu Markte tragen; welche Butter daher auch Hosenbutter genannt wird.
Anm. In der Bedeutung eines hohlen Dinges ist dieses Wort sehr alt, besonders so fern es zugleich den Nebenbegriff der Bedeckung mit annimmt. S. Aus, Haus, Schoß, Schuh u.s.f. Das Latein. Os, so fern es den Mund, ja eine jede Öffnung bedeutet, gehöret gleichfalls dahin, so wie Cassis, das Macedonische Causia, ein Helm, das Schwed. Hös, Isländ. Haus, der Hirnschädel, und andere mehr. So fern es ein Gefäß bedeutet, scheinet das Schwed. hösa, Dän. öse, Nieders. ösen, schöpfen, davon abzustammen; wohin auch das Lat. haurire gehöret, welches sein ursprüngliches s noch in hausi, haustum, behalten hat. S. auch das folgende.
2. Die Hose
, plur. die -n, Diminut. das Höschen, ein gleichfalls sehr altes Wort, eine Bekleidung, eine Bedeckung des menschlichen Leibes zu bezeichnen. 1. * Überhaupt, ein jedes Kleid, in welcher längst veralteten Bedeutung das mittlere Lat. Housia, Houcia, Hussia, Franz. Housse, ein langes Kleid, vorkommt. Im Isländ. ist Kausung ein Rock, so wie κασας schon im Griechischen eine Art eines Kleides bedeutete; S. Casakin. 2. In engerer Bedeutung, eine hohle Bekleidung des untern Leibes und einzelner Theile desselben, wiederum unter mancherley Einschränkungen. 1) Eine Art der Unterkleidung, wo Beinkleider und Strümpfe nur ein einziges Stück ausmachen; dergleichen Kleidungsstück man noch in manchen Fällen unter dem Nahmen der Streifhosen, im Plural, kennet. Im Ital. Vosa. 2) Ein Strumpf, eine sehr alte, und so wohl im Ober- als Niederdeutschen noch nicht ganz veraltete Bedeutung; bey dem Golius Kniehose, daher ein Strumpfstricker noch an einigen Orten ein Hosenstricker genannt wird. Das Nieders. Hase, Fries. Husse, Engl. Hose, mittlere Lat. Hosa, Osa, Hossa, Houcia u.s.f. bedeuten gleichfalls einen Strumpf, anderer zu geschweigen. 3) Eine Rüstung der Beine, metallene Fußschienen, und in den folgenden Zeiten ein Stiefel, eine lederne Bekleidung der Beine. Der eherne Beinharnisch 1 Sam. 17, 6 heißt in einer alten handschriftlichen Übersetzung der Bibel bey dem Frisch eren Hosen, und im Gemma Gemmar. werden die Stiefeln Lederhosen genannt; isen hose, bey dem Stryker. Im Ital. ist Usatto ein Bauernstiefel, kurzer Stiefel, im mittlern Lat. Osa, wovon auch unser Schuh und Schuster, Franz. Chaussetier, abstammen; S. diese Wörter. 4) Eine Fußsocke, welche Bedeutung noch das Dänische Hose hat. Die Schuster nennen dasjenige Stück Kalbleder, welches im Kleinen dem Oberleder gleicht, und den mittlern Theil der Sohle bedeckt, damit sich der Schuh desto leichter aus- und anziehen lasse, auch im Hochdeutschen und im Diminut. das Höschen. S. auch Schuh. 5) Am üblichsten ist dieses Wort im Hochdeutschen in der Bedeutung einer hohlen Bekleidung der Dickbeine und Hüften, wo es am häufigsten im Plural gebraucht wird, weil eine solche Bekleidung aus zwey hohlen Theilen für die beyden Schenkel bestehet; die Hosen. Schwed. Hosor, Franz. Chausses, Housseaux. (a) Eigentlich, wo dieses Wort nur im gemeinen Leben üblich ist, indem man in der anständigern Sprechart sich lieber des Ausdruckes Beinkleider bedienet. Enge, weite Hosen tragen. Die Hosen anlegen, anziehen. Dahin auch die figürlichen, aber nur in den niedrigen Sprecharten üblichen Redensarten gehören: das Herz ist ihm in die Hosen gefallen, von einem sehr zaghaften Menschen; die Frau hat die Hosen, trägt die Hosen, wenn sie die Herrschaft über den Ehemann hat, ein Ausdruck, welcher in den Französischen Fabliaux bereits 1190 vorkommt; sich die Hosen nehmen lassen, die Herrschaft im Ehestande; der Stand der geflickten Hosen, der Ehestand. S. auch Schlafhosen, Unterhosen, Schweizerhosen, Reithosen, Pumphosen, Pluderhosen. (b) Figürlich. α) Der untere Theil des Hinterfußes an einem Pferde, von den Hanken an bis an das Gelenk, wird die Hose genannt. β) Auch das Federvieh hat Hosen, wenn es an den Schenkeln rauch bewachsen ist. γ) In der Bienenzucht sind die Höschen linsenförmige Anhänge an den Hinterbeinen der Arbeitsbienen, welche eigentlich aus Bienenbrot oder Wachsmehl bestehen, daher dieses Bienenbrot selbst auch wohl die Höschen genannt wird.
Wir (Bienen) die wir in den warmen Tagen
Die Höschen in die Zellen tragen,
Gell.
Anm. Frisch leitet unser Hose sehr unbillig aus dem Franz. Chausses, und dieß von dem Latein. Caliga her. Hosen und Chausses zeugen vielmehr von der ältesten Übereinstimmung der Europäischen Sprachen. Die ältesten Hosen bedeckten, wie schon oben gesagt worden, so wohl die Hüften und Dickbeine, als auch die Füße, dergleichen noch jetzt die Schiffer, und die Landleute in manchen Gegenden tragen. Als die feinere Welt dieses Kleidungsstück zu theilen anfing, nannte man den obern Theil im Deutschen mit dem alten Nahmen die Hosen, und im Franz. le haut de chausse, den obern Theil der Hose; den untern aber im Deutschen die Strümpfe und im Franz. les Bas de Chausse, und nachmahls nur schlechthin les Bas. S. auch Schuster. Daß übrigens in diesem Worte der Begriff der Bekleidung, der Bedeckung der herrschende ist, erhellet aus dem Dithmarsischen, wo eine Hose, mit der gewöhnlichen Verwechselung des s und d, die Heyd heißet, woraus sich zugleich die Verwandtschaft mit unserm Haut ergibt; S. dasselbe, ingleichen Hut. So fern die Hose aber zunächst ein hohles Kleidungsstück bezeichnet, kommt es mit dem in Niedersachsen üblichen Büchse, Büxe überein, Dän. Buxer, Schwed. Byxa, enge Beinkleider zu bezeichnen, welches gleichfalls eine allgemeine Benennung eines hohlen Gefäßes ist.