Adelung Wörterbuch
Hêrrschen
, verb. reg. neutr. mit dem Hülfsworte haben, seine Herrschaft, d.i. oberste oder doch überlegene Gewalt ununterbrochen ausüben und thätig erweisen. Herrschen beziehet sich bloß auf die Ausübung dieser überlegenen Gewalt; regieren aber auf die Anordnung aller Dinge zu einem gemeinschaftlichen Zwecke. 1. Eigentlich, vornehmlich in der höhern Schreibart. Herrschet über die Fische im Meere, 1 Mos. 1, 26. Durch mich herrschen die Fürsten, Sprichw. 8, 16. Über Land und Leute herrschen. Die Reichen herrschen über die Armen. Er kann sich selbst nicht regieren, wie wird er klüglich in seinem Hause zu herrschen wissen, Gell.
Mit Bitten herrscht die Frau, und mit Befehl der Mann,
Die eine wenn sie will, der andre wenn er kann,
Rost.
Für befehlen in einzelnen Fällen ist es nur noch im Oberdeutschen üblich. Der Landvogt hat über das Städtlein nichts zu herrschen, Bluntschli. 2. Figürlich. 1) Jemandes Veränderungen auf eine überwiegende Art bestimmen, besonders von Neigungen, Leidenschaften u.s.f. So lasset nun die Sünde nicht herrschen in eurem sterblichen Leibe, Röm. 6, 12. Hoffart laß nicht herrschen -in deinem Herzen, Tob. 4, 14. Herrschende Laster. Eine herrschende Gemüthsfassung. Herrschende Zweifel hegen. Der Stand der herrschenden Sünde, wo die Sünde den Menschen ohne Widerstand bestimmet. Ein starkes herrschendes und überwiegendes Vertrauen auf Gott. Welch edler Anstand herrscht in seiner jungen Miene! Weiße. 2) Im Schwange gehen, von dem größten Haufen Einer Art angenommen und ausgeübet werden. Der gute Geschmack herrschet bey uns noch nicht überall. Es herrschen hier allerley Vorurtheile unter den Leuten. Die herrschende Mode, der herrschende Geschmack. Welche unselige Vertraulichkeit herrscht nicht unter den Lastern! Gell. Doch Verstellung herrschet allhier, Zachar. 3) Auf eine fortdauernde Art, und mit Bestimmung der Dinge außer sich vorhanden seyn, in der höhern Schreibart. Anmuth herrschet überall und Freude. Eine schauernde Stille herrschte umher, Geßn. Hier herrschen noch eben dieselben Ursachen.
Hier herrscht fast tausend Jahr ein schwarzer wilder
Schrecken In grauser Finsterniß,
Haged.
Der Mittag herrschte schon, die Essenszeit war nah,
Zach.
Anm. Bey dem Notker herresen, bey den Schwäbischen Dichtern nur heren, im Nieders. harschopen, im Dän. herske, im Schwed. herrska; alle von Herr, wie dominari von Dominus, und κυριευειν von κυριος. Das Hauptwort die Herrschung ist nicht üblich. S. auch Beherrschen.
, verb. reg. neutr. mit dem Hülfsworte haben, seine Herrschaft, d.i. oberste oder doch überlegene Gewalt ununterbrochen ausüben und thätig erweisen. Herrschen beziehet sich bloß auf die Ausübung dieser überlegenen Gewalt; regieren aber auf die Anordnung aller Dinge zu einem gemeinschaftlichen Zwecke. 1. Eigentlich, vornehmlich in der höhern Schreibart. Herrschet über die Fische im Meere, 1 Mos. 1, 26. Durch mich herrschen die Fürsten, Sprichw. 8, 16. Über Land und Leute herrschen. Die Reichen herrschen über die Armen. Er kann sich selbst nicht regieren, wie wird er klüglich in seinem Hause zu herrschen wissen, Gell.
Mit Bitten herrscht die Frau, und mit Befehl der Mann,
Die eine wenn sie will, der andre wenn er kann,
Rost.
Für befehlen in einzelnen Fällen ist es nur noch im Oberdeutschen üblich. Der Landvogt hat über das Städtlein nichts zu herrschen, Bluntschli. 2. Figürlich. 1) Jemandes Veränderungen auf eine überwiegende Art bestimmen, besonders von Neigungen, Leidenschaften u.s.f. So lasset nun die Sünde nicht herrschen in eurem sterblichen Leibe, Röm. 6, 12. Hoffart laß nicht herrschen -in deinem Herzen, Tob. 4, 14. Herrschende Laster. Eine herrschende Gemüthsfassung. Herrschende Zweifel hegen. Der Stand der herrschenden Sünde, wo die Sünde den Menschen ohne Widerstand bestimmet. Ein starkes herrschendes und überwiegendes Vertrauen auf Gott. Welch edler Anstand herrscht in seiner jungen Miene! Weiße. 2) Im Schwange gehen, von dem größten Haufen Einer Art angenommen und ausgeübet werden. Der gute Geschmack herrschet bey uns noch nicht überall. Es herrschen hier allerley Vorurtheile unter den Leuten. Die herrschende Mode, der herrschende Geschmack. Welche unselige Vertraulichkeit herrscht nicht unter den Lastern! Gell. Doch Verstellung herrschet allhier, Zachar. 3) Auf eine fortdauernde Art, und mit Bestimmung der Dinge außer sich vorhanden seyn, in der höhern Schreibart. Anmuth herrschet überall und Freude. Eine schauernde Stille herrschte umher, Geßn. Hier herrschen noch eben dieselben Ursachen.
Hier herrscht fast tausend Jahr ein schwarzer wilder
Schrecken In grauser Finsterniß,
Haged.
Der Mittag herrschte schon, die Essenszeit war nah,
Zach.
Anm. Bey dem Notker herresen, bey den Schwäbischen Dichtern nur heren, im Nieders. harschopen, im Dän. herske, im Schwed. herrska; alle von Herr, wie dominari von Dominus, und κυριευειν von κυριος. Das Hauptwort die Herrschung ist nicht üblich. S. auch Beherrschen.