Adelung Wörterbuch
Hêlfen
, verb. irreg. neutr. Präs. ich helfe, du hilfst, er hilft, wir helfen u.s.f. Conjunct. ich helfe, du helfest, er helfe u.s.f. Imperf. ich half; Conjunct. ich hülfe; Mittelw. geholfen; Imperat. hilf. Es bekommt das Hülfswort haben, und hat zwey Hauptbedeutungen. 1. Jemandes Zustand vollkommener machen. 1) Eigentlich, wenigstens der wahrscheinlichsten Abstammung nach, jemandes Heil, d.i. Gesundheit wieder herstellen. Der Arzt kann hier nicht mehr helfen. Die Arzeney hat wenig geholfen. Diese Arzeney hilft für oder wider das Fieber. Die Natur hilft sich selbst. Wenn die Person ausgedruckt wird, so stehet selbige ohne Ausnahme in der dritten Endung. Arzt hilf dir selber, Luc. 4, 23. Welche auch im Passivo bleibet, ungeachtet dieses seltner vorkommt. Mir wurde geholfen. 2) In weiterer Bedeutung, von einer Noth, von einer Gefahr, von einer Verlegenheit befreyen. Wie ist da zu helfen. Das Übel ist zu groß, hier ist nicht mehr zu helfen. Ingleichen mit der dritten Endung der Person. Hilft dir der Herr nicht, woher soll ich dir helfen? 2 Kön. 6, 27. Gott hilft dem Elenden, Hiob 40, 9. Er weiß nicht zu helfen. Wem nicht zu rathen ist, dem ist auch nicht zu helfen. Seinem Freunde mit Gelde, mit Rath und That, helfen. Ich konnte mir nicht helfen, es mußte heraus. Auch im Passivo. Nun ist mir geholfen. Damit ist mir nicht geholfen. Gott helf! ein gewöhnlicher Glückwunsch gegen Niesende, dessen Ursprung sich in dem höchsten Alterthume verlieret, und schon bei den Griechen ζευ σωζον lautete. Wenn die Sache, von welcher man befreyet wird, ausgedruckt werden soll. so geschiehet solches vermittelst eines Vorwortes. Der Herr hilft in der Noth, Sir. 2, 13. Herr hilf mir von allen meinen Verfolgern, Ps. 7, 2. Du hilfest ihm von aller seiner Krankheit, Ps. 41, 4. Helfen sie mir von diesem Menschen, befreyen sie mich von ihm. Jemanden von seinem Vermögen helfen, figürlich, ihn darum bringen, machen, daß er es verliere. Gott der euch aus all eurem Unglück geholfen hat, 1Sam. 10, 19. Der Herr half ihm aus allen seinen Nöthen, Ps. 34, 7. 3) In der weitesten Bedeutung, jemandes Heil, d.i. Wohlfahrt befördern, seinen Zustand vollkommner machen. Was hilft das bloße Ansehen? was nützet es? Am häufigsten gleichfalls mit der dritten Endung der Person. Das hilft dir, aber mir nicht. Wem hat es geholfen? Was hülfe es dem Menschen, so er die ganze Welt gewönne? Matth. 16, 26. Indessen findet man es in dieser Bedeutung auch häufig mit der vierten Endung, entweder nach dem Muster der Niedersachsen, oder als eine Nachahmung des Latein. juvare.
Was hilfet si ir arger list,
Reinmar der Alte.
Was hilfet mich die sumer zit
Vnde die vil liechten langen tage,
König Conrad der Junge.
Was hilft michs? 1 Cor. 15, 23. Sir. 11, 24. Was hilft dichs? Jer. 2., 18. Das möchte dich helfen, Judith 10, 16. Es hilft dich nicht, Sir. 5, 10. Es half sie nichts, Marc. 5, 26. Das Wort der Predigt half jene nicht, Hebr. 4, 2. Was hülfe sie das? Jac. 2, 16. Was hilft michs, daß ich es gethan habe? Reichard, Bödicker und Aichinger geben die Regel, daß helfen, wenn es in dieser Bedeutung unpersönlich stehe, die vierte Endung erfordere. Aus den jetzt angeführeten Beyspielen erhellet, daß diese Regel, wenn sie brauchbar seyn soll, zu enge eingeschränket ist. Am besten thut man ohne Zweifel, wenn man dem Zeitworte auch hier die dritte Endung der Person lässet, und die angeführten gegenseitigen Beyspiele für das hält, was sie wirklich sind, nehmlich Eigenheiten einer oder der andern Mundart.
2. Seine Kräfte mit den Kräften eines andern zur Erreichung eines Endzweckes vereinigen, einem andern in Erreichung einer Absicht beystehen; gleichfalls mit der dritten Endung der Person. Einem helfen. Es will uns niemand helfen. Einem mit Rath, mit der That helfen. Gott helf euch! Ein gewöhnlicher Gruß gegen arbeitende Personen, dessen Hugo de Nigella in Leibnitzens Accessionibus schon bey dem Jahre 1199 gedenket. Die Sache, welche der Gegenstand der Hülfe ist, wird oft mit verschiedenen Vorwörtern ausgedrucket. Jemanden in einer Sache helfen. Es hat mir niemand dabei geholfen. Jemanden zu einem Amte zu einem Amte, zu einer Versorgung, zu einer Frau helfen, ihm dazu behülflich seyn, wofür auch verhelfen üblich ist. Andern zu ihrem Rechte helfen. Ich will die Sache nicht hindern, sondern vielmehr dazu helfen. Die Kinder werden ihnen zum Tode helfen, Matth. 10, 21. Einem davon helfen, ihm zu seiner Flucht beförderlich seyn. Einem Gefallenen wieder auf die Beine helfen, eigentlich, ihm helfen, damit er aufstehen könne; figürlich, seinen Nahrungsstand verbessern. Sie helfen mir auf das rechte Kapitel, auf den rechten Weg. Er hilft mir auf einen Einfall. Jemanden auf das Pferd, aus der Grube, aus dem Wasser helfen. Alles hilft zu seinem Verderben, trägt das seinige dazu bey. Wenn jeder Theil so viel als möglich ist, zum gemeinschaftlichen Nutzen hilft. Oft aber auch vermittelst eines Zeitwortes, welches alsdann im Infinitiv ohne zu stehet, welche Wortfügung auch bey den Zeitwörtern heißen, dürfen, sollen, hören, lehren, lassen u.s.f. Statt findet. Einem arbeiten, schreiben, bezahlen, helfen. Sie helfen uns das Unglück leichter ertragen. Helft mir Gottes Güte preisen. Welcher Infinitiv denn auch in den zusammen gesetzten Zeiten anstatt des Mittelwortes stehet. Diesen Brief habe ich ihm schreiben helfen, nicht geholfen. In den Mundarten findet man auch hier zuweilen die vierte Endung der Person.
Got helfe mich, das ich mich bewar,
Reinmar der Alte.
Anm. Bey dem Kero helfan, bey dem Ottfried in der zweyten Person des Präsens thu hilphis, und im Imperf. ich half, bey dem Ulphilas hilpan, im Nieders. helpan, im Engl. to help, im Dän. hiälpe, im Schwed. hjelpa, im Isländ. hialpa, im Wallis. helpu, im Lettischen gelbmi. Über die Abstammung dieses Wortes haben die Wortforscher lange Zeit sehr unwahrscheinlich geträumet. Junius lässet es von συλλαβειν, Wachter von ωφελειν, Frisch von ἑλκειν, ziehen, abstammen. Mit weit mehrerer Wahrscheinlichkeit leitet Ihre es von Heil, Gesundheit, Wohlfahrt, ab, da es denn aus heilpen, heilfen, entstanden, und mit dem Latein. salvare überein kommen würde, welches auf ähnliche Art aus Salus, Heil, gebildet ist. Das Griech. ολβος, Heil, kommt genau damit überein. S. Heil und Hülfe.
Was hilfet si ir arger list,
Reinmar der Alte.
Was hilfet mich die sumer zit
Vnde die vil liechten langen tage,
König Conrad der Junge.
Was hilft michs? 1 Cor. 15, 23. Sir. 11, 24. Was hilft dichs? Jer. 2., 18. Das möchte dich helfen, Judith 10, 16. Es hilft dich nicht, Sir. 5, 10. Es half sie nichts, Marc. 5, 26. Das Wort der Predigt half jene nicht, Hebr. 4, 2. Was hülfe sie das? Jac. 2, 16. Was hilft michs, daß ich es gethan habe? Reichard, Bödicker und Aichinger geben die Regel, daß helfen, wenn es in dieser Bedeutung unpersönlich stehe, die vierte Endung erfordere. Aus den jetzt angeführeten Beyspielen erhellet, daß diese Regel, wenn sie brauchbar seyn soll, zu enge eingeschränket ist. Am besten thut man ohne Zweifel, wenn man dem Zeitworte auch hier die dritte Endung der Person lässet, und die angeführten gegenseitigen Beyspiele für das hält, was sie wirklich sind, nehmlich Eigenheiten einer oder der andern Mundart.
2. Seine Kräfte mit den Kräften eines andern zur Erreichung eines Endzweckes vereinigen, einem andern in Erreichung einer Absicht beystehen; gleichfalls mit der dritten Endung der Person. Einem helfen. Es will uns niemand helfen. Einem mit Rath, mit der That helfen. Gott helf euch! Ein gewöhnlicher Gruß gegen arbeitende Personen, dessen Hugo de Nigella in Leibnitzens Accessionibus schon bey dem Jahre 1199 gedenket. Die Sache, welche der Gegenstand der Hülfe ist, wird oft mit verschiedenen Vorwörtern ausgedrucket. Jemanden in einer Sache helfen. Es hat mir niemand dabei geholfen. Jemanden zu einem Amte zu einem Amte, zu einer Versorgung, zu einer Frau helfen, ihm dazu behülflich seyn, wofür auch verhelfen üblich ist. Andern zu ihrem Rechte helfen. Ich will die Sache nicht hindern, sondern vielmehr dazu helfen. Die Kinder werden ihnen zum Tode helfen, Matth. 10, 21. Einem davon helfen, ihm zu seiner Flucht beförderlich seyn. Einem Gefallenen wieder auf die Beine helfen, eigentlich, ihm helfen, damit er aufstehen könne; figürlich, seinen Nahrungsstand verbessern. Sie helfen mir auf das rechte Kapitel, auf den rechten Weg. Er hilft mir auf einen Einfall. Jemanden auf das Pferd, aus der Grube, aus dem Wasser helfen. Alles hilft zu seinem Verderben, trägt das seinige dazu bey. Wenn jeder Theil so viel als möglich ist, zum gemeinschaftlichen Nutzen hilft. Oft aber auch vermittelst eines Zeitwortes, welches alsdann im Infinitiv ohne zu stehet, welche Wortfügung auch bey den Zeitwörtern heißen, dürfen, sollen, hören, lehren, lassen u.s.f. Statt findet. Einem arbeiten, schreiben, bezahlen, helfen. Sie helfen uns das Unglück leichter ertragen. Helft mir Gottes Güte preisen. Welcher Infinitiv denn auch in den zusammen gesetzten Zeiten anstatt des Mittelwortes stehet. Diesen Brief habe ich ihm schreiben helfen, nicht geholfen. In den Mundarten findet man auch hier zuweilen die vierte Endung der Person.
Got helfe mich, das ich mich bewar,
Reinmar der Alte.
Anm. Bey dem Kero helfan, bey dem Ottfried in der zweyten Person des Präsens thu hilphis, und im Imperf. ich half, bey dem Ulphilas hilpan, im Nieders. helpan, im Engl. to help, im Dän. hiälpe, im Schwed. hjelpa, im Isländ. hialpa, im Wallis. helpu, im Lettischen gelbmi. Über die Abstammung dieses Wortes haben die Wortforscher lange Zeit sehr unwahrscheinlich geträumet. Junius lässet es von συλλαβειν, Wachter von ωφελειν, Frisch von ἑλκειν, ziehen, abstammen. Mit weit mehrerer Wahrscheinlichkeit leitet Ihre es von Heil, Gesundheit, Wohlfahrt, ab, da es denn aus heilpen, heilfen, entstanden, und mit dem Latein. salvare überein kommen würde, welches auf ähnliche Art aus Salus, Heil, gebildet ist. Das Griech. ολβος, Heil, kommt genau damit überein. S. Heil und Hülfe.