Adelung Wörterbuch
Haspe
, oder Häspe, plur. die -n, ein Wort, eine besondere Art von Hacken zu bezeichnen. So wird die Angel einer Thüre, welche die Thüre trägt, und um welche sich die Bänder bewegen, eine Haspe oder Häspe genannt; in Österreich ein Regel. Im Bergbaue sind die Haspen oder Fahrthaspen halbe Klammern, womit die Fahrten befestiget werden, und welche von den Fahrthaken, womit die Fahrten an einander gehänget werden, noch verschieden sind. In den Salzwerken haben die Pfannen unten am Boden Häspen oder Haspeln, welche wie Krampen heraus stehen und von Haken gefasset werden, die Pfanne damit an die Hakscheite zu befestigen. S. das folgende. Anm. Das Schwed. Haspe, das Angels. Haepse, das Isländ. Hespa, das mittlere Lat. Haspa, das Flandr. Gaspa und Holl. Ghespe kommen in der Bedeutung mit dem Deutschen überein. Im Engl. hingegen ist Hasp ein eiserner Riegel. Wachter leitet es von heben oder heften, und Junius von dem Griech. ἁπτω ab. Frisch hingegen glaubt, das es vermittelst der so gewöhnlichen Verwanderung des r in s mit ἁρπƞ überein komme. S. Harfe und Harpune.
 
1. Die Haspel
, plur. die -n, welches an einigen Orten für das vorige Haspe üblich ist, und eben dieselbe Art Haken bedeutet. So werden die Haspen an den Salzpfannen auch Haspeln genannt. An andern Orten führen die Thürhaspen oder Thürangel, ingleichen dasjenige Eisen an der Thür, worein die Klinke fällt, den Nahmen der Haspeln.
Anm. Es ist nicht das Diminutivum von Haspe, wie Frisch glaubt, weil es alsdann ungewissen Geschlechtes seyn müßte, sondern vermittelst den Endsylbe -el von dem Zeitworte haspen gebildet, ein Werkzeug zu bezeichnen, welches etwas haspet, d.i. ergreifet oder hält.
 
2. Der Haspel
, des -s, plur. ut nom. sing. in einigen Gegenden die Haspel, plur. die -n, ein Werkzeug, welches aus zwey oder mehr in das Kreuz befestigen Armen bestehet, welche um ihren gemeinschaftlichen Mittelpunct begweglich sind. Von dieser Art ist der Haspel, dessen man sich bedienet, das Gara von dem Spulen zu bringen es in Strähne oder Stücke zu verwandeln, und welcher daher auch ein Garnhaspel, Seidenhaspel, Zahlhaspel u.s.f. genannt wird; in mittlern Lat. Alabrum, von ala., ein Flügel, im Oberdeutschen eine Weise. Auch das horizontale Drehkreuz die Fußwege damit für Pferde und Wagen zu versperren, führet an einigen Orten des Nahmen eines Haspels. Noch häufiger bedient man sich des Haspels als eines Hebezeuges, Lasten damit zu bewegen. Da er denn aus einer auf zwey Stützen liegenden Welle bestehet, welche vermittelst einer Kurbel, oder kreuzweise durchgesteckter Stäbe umgedrehet wird. Wir die Welle vermittelst eines Rades umgedrehet, so heißt das Hebezeug eine Winde. Dahin gehöret der Haspel, dessen man sich im Bergbaue bedienet, Erz und Steine aus der Grube zu ziehen, und welcher auch der Rundbaum genannt wird, welches Wort aber eigentlich nur die Welle bezeichnet. Einen ähnlichen Haspel haben die Kupferdrucker an ihrer Presse, die obere Walze zu bewegen; so wie man sich bey Torturen auch zuweilen eines Haspels zur Ausdehnung der Glieder des Inquisiten bedienet.
Anm. Im Dän. Haspe, im Franz. Haspe, im Engl. Hasp, im Ital. Aspo, Naspo, Naspolo. Das -el an dem Deutschen Worte bezeichnet ein Werkzeug; nur die Bedeutung der ersten Sylbe hat bisher Schwierigkeiten gehabt. Frisch leitet sie von Haspe, ein Haken, ab, obgleich dieses Hebezeug nichts mit einem Haken gemein hat. Andere Wortforscher bekennen ihre Unwissenheit. Doch diese kann das Schwedische heben, wo ein Haspel Harfwel heißt, welches durch Verwechselung der Hauch- und Blaselaute aus Wirbel und werden, im Kreise herum drehen, entstanden ist. Vermittelst einer ähnlichen Verwechselung und der so sehr gewöhnlichen Vertauschung des r und s ist daraus auch unser Haspel entstanden, dessen wesentliche Eigenschaft gleichfalls die kreisförmige Bewegung ist. Schon die Griechen nannten ein Rad an einer Welle ἁρπεδονƞν S. Haspelpumpe und Haspeln.
 
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