Adelung Wörterbuch
Hadel
, plur. die -n, ein gutes, aber im Hochdeutschen unbekanntes Wort, einen Haufen mehrerer herab hangender Ähren an manchen Gewächsen, z.B. der Hirse, manchen Grasarten u.s.f. zu bezeichnen. Daher das Hadelgras, diejenige Grasart, welche solche Hadeln hat, Gramen paniculatum, wohin der Bromus L. gehöret. S. das folgende.  
1. Der Hader
, des -s, plur. die -n, alte Lumpen, alte, unbrauchbare Stücke Zeuges aller Art. Das Papier wird aus Hadern zubereitet, aus Lumpen. Hadern sammeln. Daher ein Fußhader oder Schuhhader, ein Lappen, die Füße daran abzuwischen; ein Küchenhader u.s.f. S. Haderlumpen.
Anm. Man kennet dieses Wort auch in einigen Niedersächsischen Gegenden, und da lautet es Hadder; allein im Hoch- und Oberdeutschen ist das a beständig gedehnt. Im Böhmischen heißt ein Lumpen Hadry. Gottscheds Ausspruch S. 123 der größern Sprachkunst: »Hadern, Lumpen. NB. dieß Wort ist nur aus dem Geschrey der Lumpensammler, nach der pöbelhaften Aussprache, entstanden: Hat ir Lumpen? d.i. habt ihr Lumpen? Daher man zum Spotte gesagt eine Haderlump, und endlich allein ein Hader, die Hadern; aber falsch;« bringt seiner etymologischen Einsicht wenig Ehre. Herr Stosch leitet es von dem Niedersächs. sich häddern, sich verwirren, her, (S. Hadersuppe) und erkläret es durch einen so sehr zerrissenen Lumpen, dessen Fäden sich in einander verwickeln. Diesen Begriff verknüpfet man mit dem Worte Hader im Oberdeutschen, wo dieses Wort eigentlich zu Hause ist, zuverlässig nicht. Das Franz. Haillon scheinet damit verwandt zu seyn. S. das vorige. Vielleicht ist in Hadel und Hader der Begriff des Herabhangens der herrschende.
 
2. Der Hader
, des -s, plur. inus. ein im Hochdeutschen gleichfalls selten gewordenes Wort, einen jeden heftigen mit Zorn und Haß verbundenen Streit mit Worten, einen Zank, zu bezeichnen. Wie kann ich allein solche Mühe und Last und Hader von euch ertragen? 5 Mos. 1, 12. Wenn ein Hader ist zwischen Männern, so soll man sie vor Gericht bringen, 5 Mos. 25, 1. Das Loos stillet den Hader, Sprichw. 18, 18. Fragen und Wortkriege, aus welchen entspringt Neid, Hader und Lästerung, 1. Timoth. 6, 4. Der Eid machet ein Ende alles Haders, Ebr. 6, 16.
Anm. Dieses Wort lautet im Böhm. Hadrunk, und bey den Krainerischen Wenden Ardria. Frisch hält es für eine Figur des vorigen Wortes; allein es gehöret unstreitig zu dem Zeitworte hassen, welches in vielen Mundarten statt des Zischlautes ein d oder t hat, wie im Dän. hade, im Angels. hatian, im Schwed. hata u.s.f. daher im Isländ. Hatr, und im Engl. Hatred, Haß bedeutet. Das Deutsche Hader selbst leidet diese Bedeutung in vielen biblischen Stellen, S. Hassen. In einigen Märkischen Gegenden ist Atter Ärger, atterig ärgerlich, und ättern sich ereifern. Im Oberdeutschen wird Hader auch von einem gerichtlichen Streite, von einem Prozesse über geringe Sachen gebraucht.
 
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