Adelung Wörterbuch
Grün
, -er, -ste, adj. et adv. 1. Eigentlich, ein Nahme einer Farbe, welche die fünfte Hauptfarbe ausmacht, aus der Vermischung der blauen und gelben Farbe entstehet, und am häufigsten in dem Gewächsreiche angetroffen wird. Grasgrün, spangrün, berggrün, äpfelgrün, lauchgrün, zeisiggrün, glasgrün, meergrün, stahlgrün u.s.f. bezeichnen die verschiedenen Abänderungen dieser Farbe. Die grüne Farbe. Eine grüne Tinte. Grün gekleidet gehen, in einem grünen Zeuge. Auch als ein Hauptwort, das Grün, subst. indeclin. plur. car. die grüne Farbe zu bezeichnen; dagegen das Grüne ordentlich decliniret wird, S. Grau. Ein schönes, ein lebhaftes Grün. Und ein höheres Grün belebet die saftigen Zweige, Zach. Ingleichen einen Körper, welcher grün färbet. Braunschweigisches Grün. So auch in den Zusammensetzungen Berggrün, Saftgrün, Schiefergrün, Spangrün u.s.f. 2. Figürlich. 1) Mit grünem Laube, mit Grase, mit Gewächsen bewachsen. Der grüne Wald, dessen Bäume mit grünem Laube geschmücket sind. Eine grüne Wiese. Die grüne Flur. Die Bäume werden grün, bekommen Laub. So auch das Hauptwort das Grüne, und in der höhern Schreibart das Grün, grünes Laub, grüne Gewächse, zu bezeichnen. Willkommen im Grünen! Im Grünen spazieren, sitzen, schlafen. Seht der Wiese junges Grün, Raml. Entzückung und Vergnügen
Sah ich mit ihr im Grünen liegen,
Gell.
Die Laube prangt mit jungem Grün,
Utz.
S. die Grüne. 2) Voller Saft, im Gegensatze des getrockneten oder verdorreten. (a) Eigentlich, von Gewächsen und deren Theilen. Grüne Kräuter, im Gegensatze der getrockneten. Grünes Gemüse, frisches. Die Blätter sind noch grün, noch unverwelkt. Ein grüner Baum, im Gegensatze eines verdorreten. Grünes Holz, im Gegensatze des trocknen oder verdorreten. Grüne Waare, Gartengewächse, frisches Gemüse; daher derjenige Markt, wo solche verkauft werden, an einigen Orten der grüne Markt heißt. Er wird auf keinen grünen Zweig kommen, nichts vor sich bringen, zu keinem bürgerlichen Wohlstande gelangen. (b) Nach einer noch weitern Figur, in gemeinen Leben einiger Gegenden, auch für frisch, im Gegensatze des geräucherten, eingesalzenen oder getrockneten. Grünes Fleisch, frisches, welches vor kurzem geschlachtet worden, und weder geräuchert noch eingesalzen ist. Grüner Ahl, grüner Lachs, grüne Fische. Grünes Obst, im Gegensatze des gedörreten. Eine grüne Haut, bey den Gärbern, welche erst abgezogen, noch nicht zubereitet ist. 3) Unreif, von der gewöhnlichen Farbe unreifer Früchte. Grünes Obst, unreifes. Die Nüsse sind noch grün. Etwas zu grün abbrechen, figürlich, nicht die rechte Zeit erwarten, eine Sache nicht zur Reife kommen lassen.
Eh ihm das Milchhaar noch das grüne Maul bezogen,
Günth.
Im Dithmarsischen bedeutet grün nach einer noch weitern Figur auch grob, ungeschickt. 4) Günstig, gewogen, doch nur in einigen Ausdrücken des gesellschaftlichen Lebens. Stax ist mir noch niemahls grün gewesen, gewogen. Wohin vermuthlich auch die R.A. an jemandes grünen Seite sitzen, wodurch bald die rechte, am häufigsten aber die linke Seite, der Sitz des Herzens, verstanden wird. 5) Der grüne Donnerstag, oder zusammen gezogen im gemeinen Leben Gründonnerstag, der Donnerstag in der Charwoche, der in Oberdeutschland auch der hohe, und von den weißen Kleidern der Geistlichen in der Römischen Kirche auch der weiße, in Niedersachsen aber der gute Donnerstag genannt wird, an welchem der gemeine Mann grüne Gartengewächse, als die Erstlinge des Frühlinges zu essen pfleget. Frisch vermuthet sehr wahrscheinlich, daß grün hier aus dem mittlern Lat. Carena, Franz. Carême, die Fasten, verderbet worden; woher auch die in vielen Gegenden der Römischen Kirche übliche Benennung der krummen Mittwoche, der Mittwoche in der Charwoche, in welche sich Haltaus nicht zu finden weiß, ihren Ursprung haben kann; da denn alle erbauliche Erklärungen des Wortes grün von sich selbst wegfallen. Der Gebrauch an diesem Tage grünes Gemüse zu essen, kann, so wie der mittlere Latein. Nahme Dies viridium, aus Unwissenheit der wahren Abstammung entstanden seyn. Indessen verdienet doch auch die vorige vierte Bedeutung mit in Betrachtung gezogen zu werden.
Anm. Bey dem Ottfried gruan, bey dem Notker gruon, im Nieders. grön, im Angels. grene, im Engl. green, im Schwed. grön, im Dän. gröe, im Isländ. graen. Ohne Zweifel, von dem alten gro, wachsen, Nieders. grojen, Holländ. groeyen, Dän. groe, Engl. to grow, weil die grüne Farbe die gewöhnlichste Farbe der Gewächse ist. Auf ähnliche Art stammet das Latein. viridis von virere her. S. auch Grob und Groden.
Sah ich mit ihr im Grünen liegen,
Gell.
Die Laube prangt mit jungem Grün,
Utz.
S. die Grüne. 2) Voller Saft, im Gegensatze des getrockneten oder verdorreten. (a) Eigentlich, von Gewächsen und deren Theilen. Grüne Kräuter, im Gegensatze der getrockneten. Grünes Gemüse, frisches. Die Blätter sind noch grün, noch unverwelkt. Ein grüner Baum, im Gegensatze eines verdorreten. Grünes Holz, im Gegensatze des trocknen oder verdorreten. Grüne Waare, Gartengewächse, frisches Gemüse; daher derjenige Markt, wo solche verkauft werden, an einigen Orten der grüne Markt heißt. Er wird auf keinen grünen Zweig kommen, nichts vor sich bringen, zu keinem bürgerlichen Wohlstande gelangen. (b) Nach einer noch weitern Figur, in gemeinen Leben einiger Gegenden, auch für frisch, im Gegensatze des geräucherten, eingesalzenen oder getrockneten. Grünes Fleisch, frisches, welches vor kurzem geschlachtet worden, und weder geräuchert noch eingesalzen ist. Grüner Ahl, grüner Lachs, grüne Fische. Grünes Obst, im Gegensatze des gedörreten. Eine grüne Haut, bey den Gärbern, welche erst abgezogen, noch nicht zubereitet ist. 3) Unreif, von der gewöhnlichen Farbe unreifer Früchte. Grünes Obst, unreifes. Die Nüsse sind noch grün. Etwas zu grün abbrechen, figürlich, nicht die rechte Zeit erwarten, eine Sache nicht zur Reife kommen lassen.
Eh ihm das Milchhaar noch das grüne Maul bezogen,
Günth.
Im Dithmarsischen bedeutet grün nach einer noch weitern Figur auch grob, ungeschickt. 4) Günstig, gewogen, doch nur in einigen Ausdrücken des gesellschaftlichen Lebens. Stax ist mir noch niemahls grün gewesen, gewogen. Wohin vermuthlich auch die R.A. an jemandes grünen Seite sitzen, wodurch bald die rechte, am häufigsten aber die linke Seite, der Sitz des Herzens, verstanden wird. 5) Der grüne Donnerstag, oder zusammen gezogen im gemeinen Leben Gründonnerstag, der Donnerstag in der Charwoche, der in Oberdeutschland auch der hohe, und von den weißen Kleidern der Geistlichen in der Römischen Kirche auch der weiße, in Niedersachsen aber der gute Donnerstag genannt wird, an welchem der gemeine Mann grüne Gartengewächse, als die Erstlinge des Frühlinges zu essen pfleget. Frisch vermuthet sehr wahrscheinlich, daß grün hier aus dem mittlern Lat. Carena, Franz. Carême, die Fasten, verderbet worden; woher auch die in vielen Gegenden der Römischen Kirche übliche Benennung der krummen Mittwoche, der Mittwoche in der Charwoche, in welche sich Haltaus nicht zu finden weiß, ihren Ursprung haben kann; da denn alle erbauliche Erklärungen des Wortes grün von sich selbst wegfallen. Der Gebrauch an diesem Tage grünes Gemüse zu essen, kann, so wie der mittlere Latein. Nahme Dies viridium, aus Unwissenheit der wahren Abstammung entstanden seyn. Indessen verdienet doch auch die vorige vierte Bedeutung mit in Betrachtung gezogen zu werden.
Anm. Bey dem Ottfried gruan, bey dem Notker gruon, im Nieders. grön, im Angels. grene, im Engl. green, im Schwed. grön, im Dän. gröe, im Isländ. graen. Ohne Zweifel, von dem alten gro, wachsen, Nieders. grojen, Holländ. groeyen, Dän. groe, Engl. to grow, weil die grüne Farbe die gewöhnlichste Farbe der Gewächse ist. Auf ähnliche Art stammet das Latein. viridis von virere her. S. auch Grob und Groden.