Adelung Wörterbuch
Gleiße
, plur. inus. eine giftige Pflanze, welche dem Schierlinge, noch mehr aber der Petersilie ähnlich siehet, und in den Europäischen Kraut- und Gartenländern wächset; Gneiß, Tobkraut, wilde Peteresilie, Hundspetersilien, kleiner Schierling, Aethusa L. Sie hat den Nahmen von dem Gleißen oder dem Glanze, welchen ihre Blätter auf der untern Seite haben, wodurch sie sich auch am sichersten von der Petersilie unterscheiden lässet. In andern Gegenden wird der Dort, oder die Trespe, Bromus, L. die Gleiße genannt.
1. Gleißen
, verb. reg. neutr. welches das Hülfswort haben erfordert, und eigentlich mit glänzen einerley Bedeutet, aber doch nur von einem geringern und schwächern Grade des Glanzes gebraucht wird. Das Gold gleißet nicht, wenn man den Rost nicht abwischet, Bar. 6, 23. Es ist nicht alles Gold was gleißet. Iz ne ist niht alles golt thaz tha glizzet, Fragm de bello Caroli.
Isn sei auch alles golt niht
Das man doch gleisen siht,
Stryk.
Und wenn du dich gleich mit Laugen wüschest -so gleißet doch deine Untugend desto mehr vor mir, Jer. 2, 22; wo es in weiterer Bedeutung für sichtbar seyn stehet. Im Hochdeutschen ist es im gemeinen Sprachgebrauche veraltet, und kommt daselbst nur zuweilen noch bey den Dichtern vor.
Wenn er ein wenig Licht von oben her sieht gleißen,
Opitz.
Laßt ihr nur darum ewge Baue gleißen,
Um schnell dieselben wieder einzureißen?
Kleist.
Anm. Im Boxhorns Glossen clizzan, im Dän. glise. Im Oberdeutschen gehet es in einigen Gegenden irregulär; Imperf. ich glíß, Mittelw. geglissen, bey dem Opitz. Das Hautwort der Gleiß, oder die Gleiße, Glanz, bey dem Notker Glizeme, ist im Hochdeutschen völlig veraltet. Im gemeinen Leben gebraucht man für gleißen auch glitzen, glinzen, glitzern, Engl. to glister, glitter, Isländ. glitta, Schwed. glittra. S. Glänzen, Glas, Glatt, Glühen u.s.f.
2. Gleißen
, verb. reg. welches im Hochdeutschen wenig bekannt ist. 1) Active, verstellter Weise, durch Verstellung, nachahmen. Er gleißet einen Traurigen, er stellet sich traurig. Die Soldaten gleißeten die Flucht, stelleten sich als flöhen sie. 2) Als ein Neutrum, den Schein einer guten Sache haben. Gleißende Worte, gleißende Reden, Zach. heuchlerische, verstellte Worte und Reden.
Heißt Gleißen Frömmigkeit und Andacht Heucheley,
Hall.
Anm. Es ist nur um der folgenden abgeleiteten Wörter willen zu merken. Man könnte es füglich als eine Figur des vorigen Zeitwortes ansehen, wenn es nicht unläugbar von gleich abstammete und eigentlich gleichsen lautete, welche Gestalt es im Oberdeutschen auch noch hat, woraus die Hochdeutschen mit Ausstoßung des Hauches gleißen, Gleißner u.s.f. gebildet haben. Gleichsnen, gleichsen bedeutet im Pictorius sich verstellen, und vergleichsnen verhehlen. Im Isidor ist Chiliihsamo die Verstellung, und bey dem Kero Lihhisarro, bey dem Ottfried Lichicera, in Tatian Lihhizar, und bey dem Notker Kelihseara, Lihhisar, ein Heuchler, Gleißner. Daß aber das ch schon sehr frühe ausgestoßen worden, erhellet aus dem leisan und kileisinen, welches bey dem Kero in weiterer Bedeutung nachahmen bedeutet, wie auch aus dem Angels. glesan, Engl. to glose, schmeicheln. Im Oberdeutschen ist für gleißen auch gleimen und leimen, und für Gleißner auch Gleimer, Leimer üblich.
, plur. inus. eine giftige Pflanze, welche dem Schierlinge, noch mehr aber der Petersilie ähnlich siehet, und in den Europäischen Kraut- und Gartenländern wächset; Gneiß, Tobkraut, wilde Peteresilie, Hundspetersilien, kleiner Schierling, Aethusa L. Sie hat den Nahmen von dem Gleißen oder dem Glanze, welchen ihre Blätter auf der untern Seite haben, wodurch sie sich auch am sichersten von der Petersilie unterscheiden lässet. In andern Gegenden wird der Dort, oder die Trespe, Bromus, L. die Gleiße genannt.
1. Gleißen
, verb. reg. neutr. welches das Hülfswort haben erfordert, und eigentlich mit glänzen einerley Bedeutet, aber doch nur von einem geringern und schwächern Grade des Glanzes gebraucht wird. Das Gold gleißet nicht, wenn man den Rost nicht abwischet, Bar. 6, 23. Es ist nicht alles Gold was gleißet. Iz ne ist niht alles golt thaz tha glizzet, Fragm de bello Caroli.
Isn sei auch alles golt niht
Das man doch gleisen siht,
Stryk.
Und wenn du dich gleich mit Laugen wüschest -so gleißet doch deine Untugend desto mehr vor mir, Jer. 2, 22; wo es in weiterer Bedeutung für sichtbar seyn stehet. Im Hochdeutschen ist es im gemeinen Sprachgebrauche veraltet, und kommt daselbst nur zuweilen noch bey den Dichtern vor.
Wenn er ein wenig Licht von oben her sieht gleißen,
Opitz.
Laßt ihr nur darum ewge Baue gleißen,
Um schnell dieselben wieder einzureißen?
Kleist.
Anm. Im Boxhorns Glossen clizzan, im Dän. glise. Im Oberdeutschen gehet es in einigen Gegenden irregulär; Imperf. ich glíß, Mittelw. geglissen, bey dem Opitz. Das Hautwort der Gleiß, oder die Gleiße, Glanz, bey dem Notker Glizeme, ist im Hochdeutschen völlig veraltet. Im gemeinen Leben gebraucht man für gleißen auch glitzen, glinzen, glitzern, Engl. to glister, glitter, Isländ. glitta, Schwed. glittra. S. Glänzen, Glas, Glatt, Glühen u.s.f.
2. Gleißen
, verb. reg. welches im Hochdeutschen wenig bekannt ist. 1) Active, verstellter Weise, durch Verstellung, nachahmen. Er gleißet einen Traurigen, er stellet sich traurig. Die Soldaten gleißeten die Flucht, stelleten sich als flöhen sie. 2) Als ein Neutrum, den Schein einer guten Sache haben. Gleißende Worte, gleißende Reden, Zach. heuchlerische, verstellte Worte und Reden.
Heißt Gleißen Frömmigkeit und Andacht Heucheley,
Hall.
Anm. Es ist nur um der folgenden abgeleiteten Wörter willen zu merken. Man könnte es füglich als eine Figur des vorigen Zeitwortes ansehen, wenn es nicht unläugbar von gleich abstammete und eigentlich gleichsen lautete, welche Gestalt es im Oberdeutschen auch noch hat, woraus die Hochdeutschen mit Ausstoßung des Hauches gleißen, Gleißner u.s.f. gebildet haben. Gleichsnen, gleichsen bedeutet im Pictorius sich verstellen, und vergleichsnen verhehlen. Im Isidor ist Chiliihsamo die Verstellung, und bey dem Kero Lihhisarro, bey dem Ottfried Lichicera, in Tatian Lihhizar, und bey dem Notker Kelihseara, Lihhisar, ein Heuchler, Gleißner. Daß aber das ch schon sehr frühe ausgestoßen worden, erhellet aus dem leisan und kileisinen, welches bey dem Kero in weiterer Bedeutung nachahmen bedeutet, wie auch aus dem Angels. glesan, Engl. to glose, schmeicheln. Im Oberdeutschen ist für gleißen auch gleimen und leimen, und für Gleißner auch Gleimer, Leimer üblich.