Adelung Wörterbuch
Geistvoll
, -er, -este, adj. et adv. welches wie das vorher gehende gebraucht wird.  
1. Der Geitz
, des -es, plur. die -e, in der Landwirthschaft Ober- und Niederdeutschlandes, ein Benennung verschiedener Auswüchse des Pflanzenreiches. Besonders der an den Spitzen der fruchtbaren Zweige zwischen den Stielen der Blätter des Weinstockes hervor sprossenden Keime; ingleichen der Seitensprossen an den Tobakspflanzen, welche an dem Stängel zwischen dem Blatte in der Mitte hervor kommen, besonders wenn die größern abgebrochen worden; wie auch bey dem Türkischen Weitzen derjenigen Körner, welche sich in der obersten Spitze der Blüthstange ansetzen, und den übrigen Kolben den Saft und die Nahrung entziehen.
Anm. Obgleich die Abstammung dieses und des folgenden Wortes noch dunkel ist, so ist es doch nicht wahrscheinlich, daß es zu Geitz, avaritia, gehören sollte. Im Schwed. bedeutet Gödsel Zuwachs, Verbesserung, ingleichen Dünger, von göda, verbessern, düngen, mästen, und god, gut. Vielleicht liegt hierin der Grund der Benennung, weil dergleichen Auswüchse, aus überflüssiger Nahrung des Bodens herrühren. Oder gehöret es, wie wahrscheinlicher zu seyn scheinet, etwa zu gäten, Schwed. gäta, ausraufen, weil dergleichen Auswüchse gegeitzet, d.i. abgebrochen zu werden pflegen? S. 1 Geitzen.
 
2. Der Geitz
, des -es, plur. inus. bey den Schäfern und Jägern einiger Gegenden, eine schwarze stinkende Salbe, womit man den Hunden die Räude zu vertreiben pfleget.
 
3. Der Geitz
, des -es, plur. car. 1) * Überhaupt eine jede unordentliche und heftige Begierde. Mordgeitig, mordgierig, in einem alten Gedichte in Eccards Script. Th. 2. In einer Oberdeutschen Urkunde von 1479 kommt der Heißhunger unter der Benennung des Geitzes vor, und bey dem Winsbeck und andern Dichtern seines Jahrhunderts ist Gite und Gitikeit eine jede heftige Begierde, Gierigkeit. Im Hochdeutschen ist es in dieser allgemeinern Bedeutung veraltet. 2) In engerer Bedeutung, die unordentliche Begierde, mehr zu haben, als man bedarf. Der Ehrgeitz, die unordentliche Begierde nach Ehre. Der Geldgeitz, nach Gelde, und in weiterer Bedeutung nach Eigenthum, welche Begierde Kaiserberg richtiger den Gutgeitz nennet. Außer den bereits angeführten Zusammensetzungen wird es im Hochdeutschen in dieser Bedeutung nur zuweilen in der höhern Schreibart gebraucht. Der Geitz nach Siegen, Gell. 3) In der engsten und gewöhnlichsten Bedeutung, die unordentliche Begierde seyn Eigenthum zu vermehren, und die Fertigkeit derselben. Dem Geitze ergeben seyn, dem Geitze nachhängen. Vom Geitze besessen seyn. Etwas aus Geitz thun. Die biblischen R.A. sich zum Geitze neigen, den Geitz treiben, den Geitz stellen, demselben ergeben seyn, mit Geitz durchtrieben seyn u.s.f. sind im Hochdeutschen ungewöhnlich. Genauigkeit, Eigennutz, Geitz, Kargheit, Filzigkeit, Habsucht u.s.f. werden im gemeinen Leben häufig für einander gebraucht, ob sie gleich eigentlich genau verschieden sind. S. diese Wörter.
Anm. Geitz druckt, wie schon gesagt worden, eigentlich eine jede heftige Begierde aus. Viele ältere und neuere Mundarten kennen statt des tz nur ein t ohne Zischlaut. Dergleichen ist das alte Oberdeutsche Gite, Gitikeit, noch im 15ten Jahrhunderte Geyttigkeit, wofür Hans Sachs Geitzigkeit gebraucht, das Gothische bigitan, erwerben, das Dän. gide, verlangen. Es gehöret zu dem Geschlechte des Wortes gehren, begehren, und Gier. Frisch rechnet auch das Lat. hio, hieto, und das Griech. χαω, χατεω, hierher. Im Lettischen ist geidziu ich begehre, und geidulis gierig. Kero nennet den Geitz in der dritten Bedeutung Nefkiri, Ottfried Giri, Notker Frecchi, Frechheit, Kaisersberg aber den Grit, die Grittigkeit, die Holländer Gretigheyd, welches gleichfalls aus Gier gebildet ist.
 
1. Geitzen
, verb. reg. act. in der Landwirthschaft, den Geitz an den Pflanzen abbrechen; S. 1 Geitz. Den Tobak geitzen. In Franken nennet man das Geitzen des Weines auch verzwicken.
 
2. Geitzen
, verb. reg. welches in doppelter Gattung üblich ist. 1. Als ein Neutrum, mit dem Hülfsworte haben, geitzig seyn. 1) In der ersten und zweiten Bedeutung nur in der höhern Schreibart. Nach Ehre, nach Siegen, nach Erkenntniß geitzen; wo sich zuweilen der nachtheilige Begriff des Wortes Geitz verlieret.
 
Der edlen Griechen gleich nach nichts als Ruhm gegeitzt,
Haged.
 
2) In der dritten Bedeutung. Ein jeglicher geitzet für sich, Es. 56, 11. Denn sie geitzen allesammt, Jer. 6, 13. Wehe dem, der da geitzet zum Unglück seines Hauses! Hab. 3, 9. 2. Als ein Activum, durch Geitz erwerben, mit dem Nebenworte zusammen. Er hat ein großes Vermögen zusammen gegeitzet.
Anm. Im Nieders. gitzen. Im Angels. ist gytsian begehren. S. 3 Geitz, Anm.
 
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