Adelung Wörterbuch
Gehen
, verb. irreg. ich gehe, du gehst, er geht; Imperf. ich ging; Mittelw. gegangen; Imperat. gehe oder geh. Es ist ein Neutrum, welches alle Mahl, den Fall ausgenommen, wenn es ein Reciprocum ist, das Hülfswort seyn erfordert, und überhaupt den Ort verändern bedeutet. I. Von lebendigen Geschöpfen.
1. Eigentlich, den Ort vermittelst der Füße verändern, so wohl überhaupt, als auch zuweilen in der engsten Bedeutung von dem gewöhnlichsten Gange im Schritte, da es denn dem Laufen entgegen gesetzet ist. Langsam, geschwinde, hurtig gehen. Krumm, gerade, aufrecht, gebückt gehen. Mit den Füßen einwärts, auswärts gehen. Auf den Zehen, auf den Händen gehen. An einer Krücke gehen. Auf Stelzen gehen. Leise gehen. Das Kind lernt gehen. Das Gehen wird ihm sauer. Rückwärts gehen. Irre gehen, sich im Gehen verirren. Zurück gehen. Hier kommt sie gleich gegangen, Gell. S. Kommen. Es ist hier nicht gut gehen, es geht sich hier nicht gut, d.i. es läßt sich hier nicht gut gehen. Es geht sich hier sehr glatt, oder es ist hier sehr glatt zu gehen. Er hat sich Blasen in die Füße gegangen. Ich habe mich ganz müde gegangen. Welche reciproke Arten des Ausdruckes auch in andern Fällen das Hülfswort haben erfordern. Ich bin des Gehens müde. Etwas im Gehen verrichten, gehend. In tiefen Gedanken gehen.
Der Ort, wohin man gehet, oder aus welchem man gehet, wird am häufigsten durch allerley Vorwörter ausgedruckt. An seine Arbeit gehen. An den Berg, bis an das Thor gehen. Auf das Feld, auf das Land, auf das Dorf gehen. Auf das Rathhaus, auf die Post gehen. Seinem Gegner auf den Leib gehen. Auf die Jagd gehen. Auf die Seite gehen. Auf die Hochzeit, auf einen Ball gehen. Auf das Eis gehen. Auf dem Eise gehen. Einem aus dem Wege gehen. Aus dem Hause gehen. Durchs Feuer für einen gehen. Durch das Haus, durch die Thür gehen. Durchs Wasser gehen. Einem entgegen gehen. In die Stadt, in die Schule, in die Kirche, in die Komödie gehen. Mit einem gehen. Nach Hause gehen. Nach Veilchen gehen, hingehen und Veilchen hohlen wollen. Es ging jemand nach Weine, Rost. Über eine Brücke, über das Wasser gehen. Über Land, über Feld gehen. Über einem gehen, ihm zur rechten Hand gehen; auch figürlich, den Vorzug vor einer Person oder Sache haben. Darüber geht nichts. Unter die Leute gehen. Von der Arbeit gehen. Zu einem gehen. Zu Bette, zu Tische, zu Stuhle gehen. Mit zur Leiche, zu Grabe gehen. Zu Gaste gehen. Zu Schiffe gehen. Zur Stadt (in die Stadt) gehen. Zu Markte gehen. Zur Hochzeit, zum Schmause gehen. Von einem Orte zum andern gehen. Zum Gebethe gehen.
Ich singe nicht für kleine Knaben
Die voller Stolz zur Schule gehn,
Less.
 
Die Absicht, warum man gehet, kann in einigen Fällen auch durch den Infinitiv des andern Zeitwortes ausgedrucket werden. Betteln gehen, spazieren gehen, schlafen gehen. Andere Ausdrücke dieser Art sind nur im gemeinen Leben üblich, wie spielen gehen, melken gehen, hausiren gehen, sitzen gehen, sich setzen.
 
Denn Schulzens Hadrian ging klagen,
Lichtw.
 
Im Französ. ist diese Wortfügung noch häufiger. Aller boire, manger, dormir, jouer u.s.f.
Die Hauptwörter, welche den Raum ausdrucken, welchen man im Gehen zurück leget, und die Zeit wie lange man gehet, stehen in der vierten Endung. Eine Meile gehen. Ich bin schon über tausend Schritte gegangen. Er ist den ganzen Weg mit mir gegangen. Wir sind fast drey Stunden gegangen. Ingleichen diejenigen Hauptwörter, welche die Art und Weise des Ganges näher bestimmen. Den Schritt gehen. Einen starken Schritt gehen. Das Pferd gehet den Trab, den Galopp, den Paß.
So wie auch diejenigen, welche den Weg ausdrucken, wohin auch das Wort Gang gehöret. Wir wollen den kürzesten Weg gehen. Einen andern Weg gehen. Wege des Verderbens gehen, Sprichw. 31, 3. Den Weg aller Welt, alles Fleisches gehen, sterben.
 
Der Weg zu uns ist nicht so leicht zu gehen,
Gell.
 
Geh deinen Weg, geh fort, Less. Seinen Gang gehen. Den Krebsgang gehen, rückwärts gehen, und figürlich, mißlingen, fehl schlagen. Seine Straße gehen, weggehen.
 
Du streust Rosen und Jesmin
Auf die sichern Pfade hin,
Die ich gehe,
Weiße.
 
Im Oberdeutschen bedient man sich dafür gemeiniglich der zweyten Endung. Thaz er ge sines sindes, Ottfr. seines Weges. Gang thines sindes, ebend. Das Weib ging hin ihres Weges, 1 Sam. 1, 19. Welches auch im gemeinen Leben der Hochdeutschen nicht ungewöhnlich ist. Seines Weges gehen, fortgehen, weggehen. Gehet eurer Wege! Ich gehe meiner Wege, Gell. Gehen sie ihrer Straße, Weiße. Alle in der Bedeutung des Weggehens.
Hierher gehören auch verschiedene figürliche Redensarten, wo gehen zwar seine eigentliche Bedeutung behält, der ganze Ausdruck aber doch sinnbildlich ist. Einem an die Hand, oder zur Hand gehen, ihm hülfliche Hand leisten. Er gehet sehr schwer daran, ist sehr schwer dazu zu bewegen. Auf der Grube gehen, bald sterben werden. Auf den Grund gehen, gründlich verfahren. Auf den Hieb, auf den Stoß gehen, hauend, stoßend fechten. Auf Leben und Tod gehen. Darauf ist nicht zu gehen, man kann sich nicht darauf verlassen. Auf Freyers Füßen gehen, im gemeinen Leben, heirathen wollen. Auf bösen Wegen gehen, Böses thun, Böses zu thun im Begriffe seyn. Mit sich zu Rathe gehen, bey sich überlegen. In sich gehen, über böse Handlungen nachdenken, Reue darüber empfinden. In sein Verderben gehen. In der Irre gehen. Nach Brot gehen, Brot zu erwerben suchen. Über einem gehen, den Rang über ihn haben. Einem um das Maul gehen, in der niedrigen Sprechart, ihm schmeicheln. Etwas mit Stillschweigen vorbey gehen, davon schweigen. Der Hirsch geht hoch, bey den Jägern, wenn er völlig verecket und gut von Leibe ist. Und andere mehr.
2. In weiterer Bedeutung, den Ort verändern, ohne die Art und Weise zu bestimmen, sich begeben, reisen; in welchem Verstande das Zeitwort auch in vielen der vorigen Arten des Ausdruckes genommen werden kann. 1) Für reisen. Mit der Post gehen. Nach Leipzig gehen. Zu Fuße gehen, seine Reise zu Fuße verrichten. Zu Felde gehen. Mit Extrapost gehen. Dein Freund ist gestern durch Leipzig gegangen. Zu Wasser gehen. Nach Italien gehen. In das Bad gehen. Einem entgegen gehen, entgegen reisen. 2) Sich begeben. Vor die Obrigkeit, an den Rath, an die Landesregierung gehen, sich mit einer Klage oder Bitte an dieselbe wenden. An den Hof gehen, sich an den Hof begeben. Davon gehen, flüchtig werden. Zu Felde gehen. In den Krieg gehen. In ein Kloster gehen. Auf die Universität gehen. Auf Reisen gehen. Zum Abendmahle gehen. Einem über sein Geld gehen, unbefugt etwas davon nehmen. Einen über sein Geld gehen lassen, ihm den Zutritt dazu verstatten. Einem aus den Augen gehen, sich von ihm entfernen. Einem unter die Augen gehen, ihm vor die Augen kommen.
3. Figürlich. 1) Mit verschiedenen Nebenbegriffen oder Auslassungen. (a) Für hingehen. Geh doch und unterhalte ihn eine kurze Zeit. Ich will gehen, und ihm unsern Vorschlag eröffnen, Gell. (b) Für fortgehen, weggehen, am häufigsten in der vertraulichen Sprechart. Ich höre es wohl, ich soll gehen, Gell. Ich habe es wohl eher gesehen, daß du hast gehen wollen, ebend. Sie ging und sagte, sie wollte uns nicht stören, ebend. Einen Käufer, einen Bettler gehen lassen, unverrichteter Sache. Ich will gehen – – O gehen sie noch nicht. Geht doch, oder geht mit eurem dummen Zeuge, eine im gemeinen Leben übliche Art seinen Unwillen, sein Mißfallen und seinen Zweifel auszudrucken. Gehen sie doch! er hat mir ja nichts gethan. Einen gehen lassen, ihn nicht aufhalten; nach einer noch weitern Figur auch, ihn nicht stören, nicht anrühren, sich nicht mit ihm einlassen. 2) Machen, handeln, verfahren. In einer Sache sehr ordentlich, gründlich, bedachtsam, vorsichtig gehen. Lassen sie mich nur gehen, ich will meine Sachen schon machen, Weiße. Wie weit darf ich in dieser Sache gehen? Ein jeder ging nach seines bösen Herzens Gedanken, Jer. 11, 8; welcher biblische Gebrauch doch sonst nicht üblich ist. 3) In verschiedenen
Ausdrücken bezeichnet es auch gewisse Arten des Zustandes. Müßig gehen. Schwanger gehen, schwanger seyn. Er geht mit Unglück schwanger. Aber die biblischen Ausdrücke gefangen gehen, Jer. 20, 6, für gefangen werden, und betrübt gehen, Kap. 14, 3, betrübt seyn, sind ungewöhnlich. Verloren gehen, verloren werden; auch im theologischen Verstande, nach diesem Leben verdammt werden. Einer Sache verlustig gehen, sie verlieren. Besonders die Art und Weise der Kleidung. Nackend gehen, barfuß gehen, mit bloßem Kopfe gehen. Prächtig gekleidet gehen. Sehr oft auch mit Weglassung des Mittelwortes gekleidet. Prächtig, sittsam, zerrissen, zerlumpt gehen. Im Mantel gehen. Er geht in Seide. In langen Kleidern gehen, Marc. 12, 38. Schlecht und recht gehen. Wer sich trägt, wie die Alten gingen, der ist ehrbar und sittsam, Gell. Er kann zwölf Jahre in Einem Kleide gehen.
II. Von leblosen Körpern, den Ort vermöge seiner eigenen Schwere, oder vermittelst einer fremden Kraft verändern, sich bewegen, oder beweget werden.
1. Eigentlich. Der Wagen geht schnell, langsam. Es geht ein kalter Wind. Der Wind geht. Die Uhr geht nicht, sie geht zu früh, zu spät, zu langsam, zu geschwinde, sie geht richtig, unrichtig. Die Mühle geht nicht mehr. Zu Grunde gehen, untersinken. Die Thür geht in den Angeln. Der Fluß geht mit Eis, führet Eis mit sich. Der Fluß geht schnell, langsam; er geht um die Stadt, durch die Stadt. Das Wetter geht vorbey. Das Schiff geht sehr schnell. Unter Segel gehen, absegeln. Vor Anker gehen, sich vor Anker legen. Die Räder gehen.
 
Ein Zeiger an der Uhr kann nicht so sachte gehen,
Lichtw.
 
Der Weitzen geht zu Lager, wenn er sich legt. Den Strick gehen (fahren) lassen. Es geht Blut darnach. Es gehet von ihm wie Wasser. Das Wasser geht durch die Schuhe. Das Glas vorbey gehen lassen. Der Klingebeutel, der Teller geht herum. Dahin gehören auch verschiedene figürliche ganze Redensarten. Entzwey gehen, zerbrechen. Zu Trümmern gehen.
 
Ja sollte schon die Welt zu tausend Trümmern gehen,
Opitz.
Das Faß ist aus einander gegangen. Das Korn geht in die Ähren, bekommt Ähren. Das Silber durch das Feuer gehen lassen, es läutern. Es gehet alles durch seine Hände, er bekommt alles in seine Hände; und nach einer weitern Figur, er ordnet alles an, führet die ganze Aufsicht.
2. Figürlich. 1) Für abgehen. Die Post geht noch nicht, sie geht um sechs Uhr. Ingleichen für aufgehen, gähren, besonders von dem Teige. Der Teig ist zu viel gegangen. Den Teig zwey Stunden gehen lassen. 2) In sich enthalten können, dem körperlichen Raume nach. Es gehen zwey Maß in diese Flasche. Es sind über hundert Kannen in dieses Faß gegangen. Es gehen nicht mehr als hundert Karpfen in diesen Teich. Geduldiger Schafe gehen viele in einen Stall. Der Faden gehet nicht durch das Loch. Der Wagen gehet nicht durch das Thor. So viel Holz gehet nicht unter dieses Dach. Ingleichen dem Werthe, dem Maße und dem Gewichte nach. Wie viel Batzen gehen auf einen Thaler? Es gehen zwey und dreyßig Loth auf ein Pfund. 3) Klingen, von musikalischen Instrumenten, im gemeinen Leben. Die Geige geht schön. Die Orgel geht vortrefflich. Die Pfeifen gehen wie Flöten. Aus was für einem Tone geht das Stück? 4) Reichen, sich erstrecken. (a) Eigentlich. Das Kleid gehet ihm bis an die Knie. Das Wasser gehet mir bis an den Hals. Der Weg geht bis an das Thor. Er geht mir kaum bis an die Schulter. Das Dickbein gehet von dem Gefäße bis an das Knie. (b) Nach einer noch weitern Figur auch von unkörperlichen Dingen. Die Sparsamkeit muß nicht bis zur Kargheit gehen. Eine Kaltsinnigkeit, welche bis zum Abscheue gehet. Kann man sich wohl vorstellen, daß die Verblendung so weit gehen sollte? Das gehet zu weit. 5) Von der Richtung, gerichtet seyn. (a) Eigentlich. Die Thüre gehet auf die Gasse. Das Fenster geht in den Garten, auf den Hof. Die Straße geht auf Nürnberg. Die Mauer geht um die Stadt. Der Stich war durch das Herz gegangen. (b) Figürlich. (1) Wo gehet die Reise hin? Seine Meinung ging dahin u.s.f. Es gehet gegen den Morgen, gegen die Nacht. Es gehet auf zwölfe, es ist bald zwölf Uhr. Das Kind gehet jetzt in das vierte Jahr. Es gehet nunmehr in die vierte Woche, daß ich ihn nicht gesehen habe. Es gehet auf die letzte, auf die Neige. Es geht mit ihm zum Ende. Ingleichen mit dem Vorworte an und dem Infinitive eines Zeitwortes, im gemeinen Leben. Es gehet an ein Fragen, an ein Spielen, an ein Lärmen u.s.f. es fängt sich ein starkes Gefrage u.s.f. an. S. An II. 1, 1). (2) Auf etwas abzielen, etwas zu seinem Endzwecke haben. Er geht allein auf seinen Nutzen. Seine Liebe geht nur auf die Schönheit des Leibes. Seine Ermahnungen gehen alle auf die Liebe. Ich merke, die Fabel geht auf mich.
III. Von unkörperlichen Dingen, Begebenheiten, der Zeit, Abstractis u.s.f. Wo dieses Zeitwort
1. In sehr vielen figürlichen Arten des Ausdruckes von solchen Dingen gebraucht wird, welchen eigentlich keine körperliche Bewegung zugeschrieben werden kann. Wenn Noth an den Mann gehet, im gemeinen Leben, wenn die Noth es erfordert. Das gehet mir sehr nahe, kränket mich, schmerzet mich. Sein Abschied ging mir sehr nahe.
 
Es geht ze nahe mir ich muos es sagen,
Heinrich von der Mure.
 
Eigentlich, an das Herz gehen.
 
Dem ein wib so nahen an sin herze ge,
Heinrich von Morunge.
 
Es gehet ihm zu Herzen, er empfindet es lebhaft. Das ging ihm durchs Herz, verursachte ihm die lebhafteste Empfindung. Diese entsetzlichen Dinge gehen mir durch die Seele. Den Schaden über sich gehen lassen, ihn tragen, über sich nehmen. Dieser Aufwand gehet über mein Vermögen. Der Kauf gehet zurück, es wird nichts daraus. Die Sache kann nun nicht mehr zurück gehen. Darüber geht nichts, es wird von nichts übertroffen. Gewalt geht über Recht. Die Arbeit geht ihm frisch von der Hand. Es geht noch so hin, es ist erträglich. Die Heirath geht gewiß nicht vor sich, wird nicht wirklich. Sollte der Kauf noch vor sich gehen? Mein ganzes Vermögen gehet darauf, wird dabey aufgewendet. Viel darauf gehen lassen, viel verthun. Mit der Heirath ist der größte Theil des Tages darauf gegangen, ist damit zugebracht worden. Es gehet sehr über die Zähne, die Zähne leiden dabey. Es gehet sehr über mein Vermögen, über meinen Beutel. Alles Unglück gehet über ihn. Es gehet rechtschaffen über ihn her. Eine Gesundheit herum gehen lassen. Das gehet mir von Herzen. Wenn es ihm nur von Herzen gehet. Sein Alter geht mit der Jahrzahl. Das will ihm nicht in den Kopf gehen, im gemeinen Leben. Es geht die Rede, ein Geschrey, ein Gerücht. Im Schwange gehen, üblich, gebräuchlich seyn. In Erfüllung gehen, erfüllet werden. Es soll dir zu Gute gehen, es soll dir zum Besten angerechnet werden, du sollst es gut behalten. Kein Wort aus seinem Munde gehen lassen, kein Wort sprechen. Die göttliche Vorsehung gehet auch auf einzelne Dinge, erstrecket sich über sie. Und so in tausend andern Fällen mehr.
2. Besonders von dem Fortgange, dem Erfolge der Begebenheiten; größten Theils als ein Impersonale, oder doch in der dritten Person. Gut von Statten gehen. Es wird alles gut gehen. Es wird schon gehen. Es gehet ganz gewiß. Es gehet nicht so, wie man denkt. Es gehet ihm sehr unglücklich mit seinem Sohne. Es ist mir eben so damit gegangen. Wie mans treibt, so gehts. Es geht sehr langsam mit der Sache. Er hat es mir gesagt, wie das alles gehen wird. Wenn es nach mir gehet, so muß er ein Medicus werden, Less. wenn mein Wille erreicht wird. Es soll alles nach seinem Kopfe (nach seinem Willen) gehen. Wenn es nach Verdienste gehen sollte. So geht es, wenn man nicht folgt. Es geht ihm alles nach Wunsche. Es geht der Frau unrichtig, wenn sie mißgebäret.
3. Ingleichen von den Schicksalen des menschlichen Lebens, von der Reihe der Begebenheiten, welche den Menschen und besonders dessen äußern Wohlstand betreffen; gleichfalls in unpersönlicher Gestalt. Wie geht es ihnen? Es geht ihm schlecht, übel, elend. Es kann dir niemahls wohl gehen. Auf daß es dir wohl gehe und du lange lebest auf Erden. Es mag mir gehen wie es will.
Anm. Dieses Zeitwort lautet bey dem Kero und Notker kan, bey dem Ottfried gan, bey den heutigen Oberschwaben gon, gan und gaun, im Nieders. gaan, im Angels. gan, im Holländ. gaen, im Engl. to go, im Schwed. gå, im Dän. gaan, im Wendischen jidem, ich gehe, im Griech. κιω, im Lat. eo. Das Hebr. האג, sich erheben, und גהנ, gehen, sind genau damit verwandt. Schon vor Alters war von diesem Worte ein Intensivum, wie es scheint, üblich, welches gangan lautete, bey dem Ulphilas und Ottfried gaggan, (sprich gangan,) im Angels. gangan, im Schwed. gånga, von welchem unser gehen das Imperfectum und Mittelwort beybehalten hat. In einigen Oberdeutschen Gegenden lautet auch der Imperativ gang, für gehe, so wie man in andern für ich ging, im Imperf. ich gie saget. Zu diesem alten gangan gehöret auch das noch jetzt im Nieders. übliche wanken für gehen; denn die Hauchlaute und Blaselaute werden sehr oft mit einander verwechselt, und gehen selbst gehöret zu wehen, wegen, und den übrigen zahlreichen Wörtern dieses Geschlechtes, welche eine Bewegung überhaupt andeuten. Schon das Franz. je vais, tu vas, il va, hat statt des Hauchlautes einen Blaselaut. Im Imperfecto schreibt man es gemeiniglich gieng, welches ein Überbleibsel einer gedehnten Oberdeutschen Mundart ist, welche gi-eng in zwey Sylben spricht, bey dem Kero keanc, bey dem Ottfried giang. Allein da man im Hochdeutschen nur ein geschärftes i hören lässet, so schreibet man es richtiger ging, so wie auch in gibst, gibt, fing, hing, das ie überflüssig, ja der Hochdeutschen Aussprache nach unrichtig ist.
 
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