Adelung Wörterbuch
Ganker
, S. Spinne.  
1. Die Gans
, plur. die Gänse, Diminut. das Gänschen; ein im gemeinen Leben verschiedener Gegenden übliches Wort, einige Arten von Massen zu bezeichnen. 1) Ein Arm voll abgeschnittener Halme, aus welchen eine Garbe bestehet, wird in der Landwirthschaft verschiedener Gegenden, z.B. zu Zeiz, wo deren vier zu einer Garbe genommen werden, eine Gans genannt. Im Anhaltischen heißt ein solcher Büschel Halmen ein Frosch, an andern Orten ein Gänschen, und an noch andern eine Glede. S. Frosch. 2) In den Sandsteinbrüchen zu Pirna wird die grobe Steinart, welche nur zu Mühlsteinen, Säulen u.s.f. gebraucht wird, die Gans genannt. Da in der Schweiz auch Gandt, Gand, von der abhängigen Seite eines Felsens gebraucht wird, welche sonst auch die Wand genannt wird, so scheinet Gand und Gans hier aus Wand entstanden zu seyn. In einem etwas andern Verstande ist im Bergbaue die Gänse oder Gänze, ein festes, hartes Gestein; wo es sich aber auch von dem Bey- und Nebenworte ganz herleiten lässet. 3) In dem Salzwerke zu Aldendorf in Hessen, ein Klumpen, oder eine Masse zubereiteten Salzes. Auch in Frankreich war im 13ten Jahrhunderte das Wort Ganda in diesem Verstande üblich. Septimam partem totius salis – etiam in gavellos seu gandas, heißt es einer Urkunde von 1290 bey dem Carpentier, der es durch einen Haufen erkläret. 4) In den Eisenhämmern und Eisenhütten werden diejenigen großen dreyeckigen Stücke geschmolzenen Eisens, so wie sie aus den hohen Öfen kommen, Gänse oder Eisengänse genannt. Im Französ. heißt eine solche Masse Gueuse, und im Schwedischen Gös.
Anm. In dieser letzten Bedeutung leitet Salmasius dieses Wort von dem griech. χυσις, der Guß, das Schmelzen, Frisch von ganz, Ihre aber von dem franz. Gueuse her, welches doch aus dem Deutschen, besonders nach der Niedersächsischen Mundart, entlehnet zu seyn scheinet. So viel ist wohl gewiß, daß Gans so wohl in dieser als in den vorher gehenden Bedeutungen mit dem folgenden Worte nichts als eine zufällige Ähnlichkeit des Klanges gemein hat.
 
2. Die Gans
, plur. die Gänse, Diminut. das Gänschen, Oberd. das Gänslein, ein Schwimmvogel, welcher sich durch die Größe des Körpers, den erhabenen Rücken und langen Hals von den Änten unterscheidet; Anser. Die wilde Gans ist braun und aschenfarb, unter dem Bauche weiß, mit gelben Füßen und schwarzen Klauen. Die zahme Gans, oder Hausgans, welche in engerer Bedeutung die Gans schlechthin genannt wird, ist größer, und weiß, oder weiß und grau von Farbe. S. auch Baumgans, Eidergans, Fuchsgans, Hagelgans u.s.f. Das Wort Gans bezeichnet diesen Vogel ohne Unterschied seines Geschlechtes; soll dieses näher bestimmet werden, so nennet man das Weibchen in engerm Verstande die Gans, und das Männchen den Gänserich. Junge Gänse heißen im Hochd. Gänschen, Gänseküchlein, in Schlesien Gruscheln, beym Pictorius Krüsel, im Nieders. Gossel, Gössel, Gösselken, im Engl. Gosling. Die junge Gans ist auch im gemeinen Leben eine Benennung des Gänsegekröses. S. dieses Wort. Weil dieses Thier sehr dumm ist, so nennet man im gemeinen Leben einen dummen einfältigen Menschen eine dumme Gans.
Anm. Dieses Wort lautet im Nieders. Goos, Gaus, und im männlichen Geschlechte Gante, im Engl. Goose, und im Männl. Gander, im Dän. Gaas, im Schwed. Gås, im Isländ. Gas, im Bretagnischen Goas, Ganz, bey den Krainerischen Wenden Gus, im Pohln. Ges, und im Männl. Gasior, im Ital. Ganza, im Span. Ganso, im Griech. χαν, χƞν, im Lat. Anser. Schon Plinius bemerket, daß die Deutschen eine Gans Ganza genannt haben. Wachter leitet den Nahmen von canus, weiß, im Wallis. cann, her. Im Salischen Gesetze bedeutet Chana einen Hahn. Zu Carls des Großen Zeit war auch das Wort Auca von einer Gans üblich, wovon das Ital. Occa, das Franz. Oye, und das in einigen Provinzen Frankreichs übliche Auc, Auco, Auquetto, abstammet.
 
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