Adelung Wörterbuch
Galläpfelfliege
, plur. die -n, S. Gallinsect.  
1. Die Galle
, plur. die -n, eine im gemeinen Leben übliche Benennung verschiedener rundlicher Erhöhungen. 1) Der Galläpfel, welche in mehrern Gegenden nur Gallen heißen; Siehe Gallapfel. 2) Eines fehlerhaften häutigen Auswuchses unter der Zunge der Pferde, in der Größe einer Bohne; Franz. les Barbes, Barbillons. 3) Eine andere Krankheit an den Knien der Pferde, welche in einer wässerigen Geschwulst bestehet, wird die Flußgalle genannt, zum Unterschiede von der Steingalle. Beyde können indessen auch zu dem folgenden Worte gerechnet werden.
Anm. Daß Gall, Galle, schon von den ältesten Zeiten an etwas Erhabenes, Rundes bedeutet hat, erhellet unter andern auch aus dem Hebr. םללג, ein Haufe, ללג wälzen, לגלג, ein Rad u.s.f. S. Gallapfel. Anm.
 
2. Die Galle
, plur. die -n, eine im gemeinen Leben übliche Benennung verschiedener Arten von Mängeln, besonders fehlerhafter Flecken, oder Stellen. 1) Ein fehlerhafter Flecken in dem Hufe der Pferde, welcher bis auf das Leben gehet, und auch die Steingalle genannt wird, zum Unterschiede von der Flußgalle; S. das vorige. 2) Flecken von dem Harze in dem Tangelholze, welche Spalten und Risse in demselben machen, werden im Forstwesen Harzgallen genannt. 3) Fehlerhafte Stellen in der Seele einer gegossenen Kanone heißen gleichfalls Gallen. 4) Ein heller Schein am Himmel, wie der Fuß eines Regenbogens, der Sonne gegen über, welcher für ein Zeichen eines bevorstehenden Sturmes gehalten wird, führet im gemeinen Leben den Nahmen einer Windgalle; so wie 5) ein unvollkommner Regenbogen, oder ein Stück von einem Regenbogen, eine Regengalle oder Wassergalle genannt wird. 6) Die Fäulniß. So bald die Seele gesegnet hat, so sehen wir, daß das übrige gewesen sey, ein Schleim und Galle, ein Gestank und etwas das ich nicht nennen mag, Opitz. Im Nieders. heißt die Fäulniß in dem Käse die Galle. Im Westphäl. bedeutet galmen einen widrigen Geruch und Geschmack haben, wie z.B. der Knoblauch.
Anm. Im Isländ. bedeutet Galle ausdrücklich einen Mangel, einen Fehler, und galen ist im Schwed. so wie gall im Dänischen, fehlerhaft, mangelhaft. Auch das Schwed. gall, unfruchtbar, gelt, scheinet hierher zu gehören. Im Engl. ist to gall die Haut verwunden. S. Gelt.
 
3. Die Galle
, plur. die -n, eine im gemeinen Leben übliche Benennung verschiedener Arten von Feuchtigkeit, und deren Zusammenflusses. 1) Nasse Stellen auf den Äckern, besonders wenn sie von kleinen Quellen herkommen, werden in der Landwirthschaft Gallen, Ackergallen, oder Wassergallen, imgleichen Springflagen, Quellgründe genannt. 2) Hierher scheinet auch die Glasgalle zu gehören, worunter man den weißen flüssigen Schaum verstehet, welcher sich in den Glastöpfen von dem geschmelzten Glase scheidet.
Anm. In der Bedeutung einer Quelle oder eines feuchten Ortes ist dieses Wort gleichfalls sehr alt. Schon im Hebr. ist לג und הלג so wohl eine Quelle, als auch eine Welle. Im Alban. bedeutet Ggjoll einen Sumpf. Pictorius gebraucht Güllen von einer Pfütze, und Mistgüllen von einer Mistpfütze. Steingalle ist bey ihm die Feuchtigkeit, welche aus den Steinen tröpfelt; güllachtig und wassergällig, sumpfig. Gähl bedeutet um Bremen einen niedrigen mit Buschwerk bepflanzten Grund, durch welchen ein Wasserlauf geht. S. Gölle, Quelle, welches genau mit diesem Worte verwandt ist, und Welle. Im Alemann. Gesetze ist Gall, und im Franz. la Galle, die Krätze, vermuthlich um der damit verbundenen Nässe willen.
 
4. Die Galle
, plur. von mehrern Arten und Quantitäten, die -n, eine bittere, seifenartige, gelblich grüne, und zuweilen schwarze Feuchtigkeit in den thierischen Körpern, welche zur Verdauung der Speisen sehr nothwendig ist, aber wenn sie sich zu häufig in den Magen ergießet, auch allerley Krankheiten verursacht. 1. Eigentlich. Die Galle läuft ihm über, die Galle wird bey ihm rege, sagt man im gemeinen Leben von einem Menschen, der zornig wird. Bitter wie Galle. Die schwarze Galle, atra bilis, ein von der vorigen Galle verschiedener, brauner dicker Saft, der von dem Blute abgesondert wird, sich in den Nebennieren befindet, und ein Merkmahl eines mürrischen, verdrießlichen und zornigen Temperamentes ist. Werden sie mir denn ewig meine Einsamkeit und meine schwarze Galle vorwerfen? Die Galle plaget ihn, sagt man von einem mürrischen Menschen, dessen dickes zähes Blut viele schwarze Galle absondert. Ihre Galle ist eine Zeit lang stille gewesen, aber nun hat sie sich desto stärker ergossen. 2. Figürlich. 1) Der Schwanz des Rothwildbretes bey den Jägern, weil derselbe der Sitz der Galle seyn soll, daher er auch sehr bitter ist. 2) Unangenehme Empfindungen, und was dieselben verursacht. Die Freude dieser Welt hat viel Galle, Opitz. Das Volk mit Galle tränken, Jer. 9, 15. 3) Bitterkeit des Herzens, feindselige zum Schaden geneigte Gesinnung. Honig im Munde, Galle im Herzen. Du bist voll bitterer Galle, Apostgesch. 8, 23. Ich wollte lesen, aber meine Galle widersetzte sich, mein Unmuth.
Anm. Bey dem Ottfried und Notker Gallun, bey dem Raban Maurus Galla, im Nieders. Galle, im Angels. Gealla, im Engl. und Isländ. Gall, im Schwed. Galla, im Griech. χολƞ. Auch das Lat. Fel und Bilis scheinen hierher zu gehören, weil der Übergang der Lippen- und Blaselaute in die Gaumen- und Hauchlaute nichts seltenes ist. Bey dem hohen Alter dieses Wortes ist es ungewiß, ob es von gelb, im mittlern Lat. giallus, Engl. yellow, oder von einem der vorigen Wörter herstammet. Im Oberd. lautet es in der zweyten und den folgenden Endungen auch Gallen. Sie geben mir Gallen zu essen, Ps. 69, 22. Essig mit Gallen vermischt, Matth. 27, 34. Das Recht in Gallen wenden, Amos 6, 12; welche Form auch in vielen der folgenden Zusammensetzungen beybehalten worden.
 
1. Gallen
, verb. reg. act. mit Galläpfeln zubereiten, in den Seidenfabriken, wo die Seide gegallet wird, wenn sie durch ein oder zwey Bäder von Galläpfeln gezogen wird. S. Gallapfel.
 
2. Gallen
, verb. reg. neutr. mit dem Hülfsworte haben, welches nur bey den Jägern üblich ist, sein Wasser lassen, feuchten, in dem gemeinen Umgange der Meißner schollen. S. 3 Galle.
 
3. Gallen
, verb. reg. act. welches nur im gemeinen Leben einiger Gegenden üblich ist. Einen Fisch gallen, die Galle aus demselben heraus nehmen. S. 4 Galle.
 
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