Adelung Wörterbuch
Fustel
, S. Färberbaum 2.  
1. Das Futter
, des -s, plur. ut nom. sing. die Bekleidung eines Körpers von außen oder von innen; doch nur noch in verschiedenen einzelnen Fällen. 1. Von außen, wo dieses Wort, 1) im gemeinen Leben für Futteral sehr häufig ist, besonders in den Zusammensetzungen Brillenfutter, Flaschenfutter, Flötenfutter, Geigenfutter, Hutfutter, Kammfutter, Kelchfutter u.s.f. Im mittlern Lat. Futrus, Fodorus, Feutrum, im Ital. Fodero, Fodro, im Franz. Fourreau, schon bey dem Ulphilas Fodr, im Schwed. Foder, im Angels. Fodder, alles in der Bedeutung einer Scheide oder eines Futterals. 2) Bey den Schuhmachern wird ein kleines Stückchen Leder über dem Spornträger, die Verletzung des Stiefels von dem Sporne zu verhüthen, im Diminut. das Fütterchen genannt. 2. Von innen. 1) Bey den Holzarbeitern, eine hölzerne Bekleidung, eine Öffnung oder Vertiefung, z.B. die inwendigen Seiten eines Fensters oder einer Thür damit zu füttern; ein Fensterfutter, Thürfutter. Die Uhrmacher pflegen auch die Zapfenlöcher Futter zu nennen, weil sie mit Messing ausgefüttert werden. Am häufigsten, 2) derjenige Zeug, womit die innere Seite eines Kleides oder Kleidungsstückes versehen wird, ohne Plural, außer von mehrern Arten; das Unterfutter, zum Unterschiede von dem Oberzeuge, welcher in Niedersachsen das Oberfutter genannt wird. Ein Kleid mit einem seidenen Futter. Das Futter ist zerrissen. Nieders. Foder, Foer, Foor, Dän. Foer, Schwed. Foder, im mittlern Lat. Fodra, im Ital. Fodero, Fodro, im Franz. Fourrure, im Pohln. Futro.
Anm. Weil das Schwed. Foder eigentlich ein Futter von Rauchwerk bedeutet, das Französische Feutre ehedem auch mit einem l geschrieben und gesprochen wurde, Feultre, so muthmaßet Ihre nicht unwahrscheinlich, daß dieses Wort von Filz, Fell, vellus, pellis, herstammet, zumahl da die Thierfelle doch einmahl die erste und älteste Art der Kleidung und vornehmlich auch des Futters gewesen sind. S. Futterhemd. So fern dieses Wort ein Futteral bedeutet, lässet es sich sehr bequem gleichfalls daher leiten.
 
2. Das Futter
, des -s, plur. ut nom. sing. 1) Alles, was Menschen und Thieren zur Nahrung dienet; ohne Plural. Gibt er ihm eine andere (Frau), so soll er ihr an ihrem Futter, Decke und Eheschuld nicht abbrechen, 2 Mos. 21, 10. Ich half ihnen das Joch an ihrem Halse tragen, und gab ihnen Futter, Hos. 11, 4. Von Menschen gebraucht man es im Hochdeutschen nicht anders als im Scherze. Das Futter sticht ihn, sagt man von jemanden, den der Überfluß muthwillig oder übermüthig macht. Desto häufiger aber und gemeiniglich, von allen Producten des Pflanzenreiches, so fern sie den Thieren aller Art zur Nahrung dienen. Den Seidenwürmern ihr Futter geben. Dem Viehe sein Futter geben. Ein Pferd im Futter halten, es unterhalten. Rauhes Futter, Heu, Gras und Stroh. Hartes Futter, Gerste, Haber und anderes Getreide. Zuweilen auch, obgleich seltener von der Nahrung fleischfressender Thiere. 2) So viel als einem Thiere auf Ein Mahl zur Nahrung gegeben wird, und die Handlung, da man es ihm gibt. Die Pferde haben schon zwey Futter bekommen. In einem Futter sechs Meilen reiten.
Anm. Im mittlern Lat. Fodrum, im Schwed. Foder, im Dän. Foeder, Fode, im Engl. Food und Fodder, im Angels. Foda, im Wallis. Bwyd, im Nieders. Vöde, Vödung, Voodsel, Födsel, Voder, Voer, welche insgesammt auch von der menschlichen Nahrung vorkommen; im Ital. Foraggio, im Franz. Fourrage, bey den alten Oberdeutschen Schriftstellern gleichfalls mit Ausstoßung des d Foura, Speise, Nahrung. Das Stammwort ist das noch im Nieders. vorhandene Zeitwort föden, ernähren. S. Vater. Das Meißnische Fuder, ein Bissen, gehöret vermuthlich auch hierher. S. 1 Fuder.
 
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