Adelung Wörterbuch
Finsterniß
, plur. die -sse, die Abwesenheit oder der Mangel des Lichtes. 1. Eigentlich, wo dieses Wort nur von einem hohen Grade dieses Mangels gebraucht wird, obgleich finster auch von geringern Graden üblich ist. In der Finsterniß der Nacht. Es war eine solche Finsterniß, daß man nicht die Hand vor den Augen sehen konnte. Werke der Finsterniß, in der biblischen Schreibart, die im Finstern begangen werden. 2. Figürlich. 1) In der Astronomie, der Zustand, da uns das Licht eines Himmelskörpers auf eine Zeit lang entzogen wird, da derselbe verfinstert, d.i. unserer Empfindung nach verdunkelt wird. Eine Sonnenfinsterniß, eine Mondfinsterniß. 2) Abwesenheit der Verständlichkeit, der Deutlichkeit. Wie oft läßt man uns Lehrsätze ins Gedächtniß prägen, die für uns mit Finsterniß umgeben sind! Gell.
Umringt mit heiligen Finsternissen,
Gell.
Ingleichen der Zustand undeutlicher Begriffe. Das Licht der Seele verhüllet sich in Finsternisse, wenn wir es mißbrauchen, ebend. 3) Ungewißheit. Ich sehe in die Zukunft, aber da ist nichts wie Finsterniß. 4) Ein unberühmter Zustand. Eines Geitzigen Nahme bleibet im Finsterniß, Pred. 6, 4. 5) Ein geheimer, verborgener Ort, in der biblischen Schreibart. Was ich euch sage im Finsterniß, das redet im Licht, Matth. 10, 27. 6) Widerwärtigkeit, Trübsal, Anfechtung, Unglück; in welcher Bedeutung es in der Deutschen Bibel sehr häufig ist, außer der biblischen Schreibart aber nicht gebraucht wird. 7) Der Zustand herrschender Unwissenheit und Sünden; auch nur in der Deutschen Bibel, und zwar sehr häufig. 8) Die Beraubung des zeitlichen Lebens, gleichfalls nur in der biblischen Schreibart. 9) Der Zustand der Verdammten nach diesem Leben; auch nur in der Deutschen Bibel.
Anm. In allen diesen Bedeutungen, die erste figürliche ausgenommen, ist der Plural nur in der höhern und dichterischen Schreibart üblich. Finstarniss kommt schon bey dem Ottfried und Finstarness bey dem Tatian vor. Notker gebraucht dafür Finstrina, Willeram aber Vinstre, und noch die heutigen Oberdeutschen die Finstere. Im Nieders. ist dafür Düsterniß und Bisterniß üblich. Im Oberdeutschen ist dieses Wort, so wie mehrere auf -niß, ungewissen Geschlechtes, das Finsterniß, in welchem es auch mehrmahl in Luthers Bibel vorkommt, ungeachtet es eben daselbst in dem weiblichen noch häufiger ist.
, plur. die -sse, die Abwesenheit oder der Mangel des Lichtes. 1. Eigentlich, wo dieses Wort nur von einem hohen Grade dieses Mangels gebraucht wird, obgleich finster auch von geringern Graden üblich ist. In der Finsterniß der Nacht. Es war eine solche Finsterniß, daß man nicht die Hand vor den Augen sehen konnte. Werke der Finsterniß, in der biblischen Schreibart, die im Finstern begangen werden. 2. Figürlich. 1) In der Astronomie, der Zustand, da uns das Licht eines Himmelskörpers auf eine Zeit lang entzogen wird, da derselbe verfinstert, d.i. unserer Empfindung nach verdunkelt wird. Eine Sonnenfinsterniß, eine Mondfinsterniß. 2) Abwesenheit der Verständlichkeit, der Deutlichkeit. Wie oft läßt man uns Lehrsätze ins Gedächtniß prägen, die für uns mit Finsterniß umgeben sind! Gell.
Umringt mit heiligen Finsternissen,
Gell.
Ingleichen der Zustand undeutlicher Begriffe. Das Licht der Seele verhüllet sich in Finsternisse, wenn wir es mißbrauchen, ebend. 3) Ungewißheit. Ich sehe in die Zukunft, aber da ist nichts wie Finsterniß. 4) Ein unberühmter Zustand. Eines Geitzigen Nahme bleibet im Finsterniß, Pred. 6, 4. 5) Ein geheimer, verborgener Ort, in der biblischen Schreibart. Was ich euch sage im Finsterniß, das redet im Licht, Matth. 10, 27. 6) Widerwärtigkeit, Trübsal, Anfechtung, Unglück; in welcher Bedeutung es in der Deutschen Bibel sehr häufig ist, außer der biblischen Schreibart aber nicht gebraucht wird. 7) Der Zustand herrschender Unwissenheit und Sünden; auch nur in der Deutschen Bibel, und zwar sehr häufig. 8) Die Beraubung des zeitlichen Lebens, gleichfalls nur in der biblischen Schreibart. 9) Der Zustand der Verdammten nach diesem Leben; auch nur in der Deutschen Bibel.
Anm. In allen diesen Bedeutungen, die erste figürliche ausgenommen, ist der Plural nur in der höhern und dichterischen Schreibart üblich. Finstarniss kommt schon bey dem Ottfried und Finstarness bey dem Tatian vor. Notker gebraucht dafür Finstrina, Willeram aber Vinstre, und noch die heutigen Oberdeutschen die Finstere. Im Nieders. ist dafür Düsterniß und Bisterniß üblich. Im Oberdeutschen ist dieses Wort, so wie mehrere auf -niß, ungewissen Geschlechtes, das Finsterniß, in welchem es auch mehrmahl in Luthers Bibel vorkommt, ungeachtet es eben daselbst in dem weiblichen noch häufiger ist.