Adelung Wörterbuch
Fêder
, plur. die -n, Diminut. das Federchen, Oberd. das Federlein. 1. Eigentlich, diejenigen leichten, elastischen Körper, womit die Vögel bekleidet sind. 1) In dem eigentlichsten Verstande. Federn bekommen. Einem Vogel die Federn ausrupfen. So leicht, wie eine Feder, S. Federleicht. Federn schleißen, den weichern Theil der Federn von dem Kiele abziehen. Mit fremden Federn fliegen, sich mit fremden Federn schmücken, mit entlehnten Vorzügen prahlen. Er will fliegen, ehe ihm die Federn gewachsen sind, er unternimmt Dinge, deren er noch nicht fähig ist. Viel Federlesens machen, im gemeinen Leben, zaudern. 2) Besondere Arten von Federn. (a) Die Feder auf dem Huthe, die Huthfeder, die aus Straußfedern verfertigte Zierde des Huthes, welche gemeiniglich ein adeliges Ehrenzeichen ist. Eine Feder tragen. (b) Das Werkzeug zum Schreiben, welches aus den Schwungfedern der Vögel, besonders der Gänse, und deren Kielen zubereitet wird, und so lange sie noch nicht zubereitet ist, ein Kiel, eine Spuhle, Nieders. eine Pose, genannt wird. Eine Feder schneiden, sie so schneiden, daß sie zum Schreiben geschickt wird. Die Feder schreibt gut, schlecht, fein, grob u.s.f. Daher die figürlichen Arten des Ausdruckes, das ist aus seiner Feder, ist von ihm verfertiget und geschrieben; eine beißende, eine spitzige Feder haben, im gemeinen Leben, eine beißende Schreibart; ein Mann von der Feder, dessen vornehmste Beschäftigung das Schreiben ist, ein Gelehrter, oft aber auch nur ein Schreiber, im Gegensatze des Mannes vom Degen, eines Kriegsmannes; sich mit seiner Feder nähren, mit Schreiben; dieß läßt sich der Feder nicht anvertrauen, läßt sich nicht füglich schreiben; ein Werk unter der Feder haben, an einer Schrift arbeiten; einem etwas in die Feder sagen, dictiren; das Mitleiden hat seine Feder geführt, u.s.f. In weiterer Bedeutung führen diesen Nahmen auch wohl metallene Werkzeuge dieser Art, dergleichen z.B. die Reißfedern sind. (c) Aus Federn zubereitete Betten, im Plural, und im gemeinen Leben. In den Federn liegen, im Bette. 2. Figürlich, wegen einiger Ähnlichkeit, oder wegen eines ehemahligen Gebrauches. 1) Ein Stück Stahl oder stählernes Blech, welches, wenn es gebogen wird, zurück schlägt. Dergleichen sind die Federn in einer Uhr, in einem Schlosse, u.s.f. Sie führen diesen Nahmen vermuthlich wegen der Elasticität, welche dergleichen künstliche Federn mit den natürlichen gemein haben. S. Federhart und Federkraft. Hierher gehören auch die Federn oder gespaltenen eisernen Keile, welche man vor etwas steckt, indem sie wie eine Feder zurück springen, und fest halten; dergleichen an den Bolzen u.s.f. angebracht werden. Wegen einer Ähnlichkeit in der Gestalt führet diesen Nahmen auch ein halb rundes Stück Metall an dem Griffe der Husarensäbel, unter der Brust, die starke Scheide auf der Klinge fest zu halten. 2) In dem Hüttenbaue werden die Flammen, welche durch das Auge, oder die Öffnung des Ofens über den Herd spielen, gleichfalls Federn genannt; vermuthlich wegen einiger Ähnlichkeit in der Gestalt. 3) Bey den Jägern heißen die Borsten der wilden Schweine und die Stacheln am Igel Federn. Hierher gehören auch die Floßen an den Fischen, welche theils wegen ihrer Gestalt, theils aber auch wegen der Ähnlichkeit der Bestimmung mit den Federn der Vögel, Floßfedern, d.i. Schwimmfedern, genannt werden. 4) Der Schwanz des Rothwildbretes und des Hasens, der bey dem ersten auch der Bürzel, die Galle, das Ende, der Hirschschwaden, der Sturz, das Wedele genannt wird; ohne Zweifel so fern Feder ursprünglich ein bewegliches Ding bedeutet, welches die gleichdeutige Benennung Wedele bestätiget. Anm. Dieses Wort lautet bey dem Notker Federa, im Angelsächs. Fether, Fyther, im Nieders. Fedder, und in einigen weichern Mundarten mit der gewöhnlichen Ausstoßung des d Färe, im Isländ. Fiödur, im Schwed. Fjäder, im Engl. Feather, im Dän. Fiär, im Böhm. Pero, welche alle mit dem Griech. πτερον, gleichsam πετερον, genau überein kommen. Wenn man die letzte Sylbe als die Endung -er betrachtet, welche gemeiniglich ein Werkzeug andeutet, so bleibet zur Aufsuchung des Stammes nur die Sylbe Fe, oder Fed übrig, welche uns auf das Wort wehen oder wegen, movere, leitet. Feder würde also ein Werkzeug des Fliegens, oder in weiterer Bedeutung der Bewegung, bezeichnen. S. Wage, Bewegen, Wehen u.s.f. Bey dem Pictorius ist fätteren fliegen oder flattern.
2. Die Fêder
, plur. die -n, ein allem Ansehen nach von dem vorigen verschiedenes Wort, welches sich nur noch in einigen Lebensarten erhalten hat. 1) Der starke Spieß mit einem Knebel, auf welchen man die wilden Schweine anlaufen lässet, der Knebelspieß, oder das Fangeisen, ist den Jägern auch unter dem Nahmen der Schweinsfeder, oder nur schlechthin der Feder bekannt. S. Federfechter 1. 2) Verschiedene Arten von Keilen führen im gemeinen Leben sehr häufig den Nahmen der Federn. Dergleichen sind die eisernen Keile im Bergbaue, mit welchen die Wände zersetzet werden, besonders diejenigen, welche man neben einander setzet und in deren Mitte noch einen dritten Keil hinein treibet, welche auch Federstücke heißen, dagegen der dritte und mittlere Keil den Nahmen des Bolzens führet. Ähnliche Arten von Keilen sind die hölzernen unten zugespitzten Pflöcke in den Pochwerken, welche die Pochsäulen, Pochladen und Riegel zusammen halten, die ausgezimmerten Bäume in den Fluthern zwischen den Spundstücken, sie weiter zu machen, die dünnen Leistchen der Tischler, welche in eine Nuth geschlagen werden u.s.f. 3) Auf dem Lande werden die Breter, welche zu beyden Seiten eines Strohdaches von den Giebeln herunter gehen, die Dachschächte darein zu befestigen und den Wind aufzufangen, daß er das Strohdach nicht beschädige, Federn oder Windfedern genannt.
Anm. Die Figur würde sehr hart werden, wenn man zwischen diesen und den vorigen Federn eine Ähnlichkeit finden wollte. Es ist daher glaublicher, daß das Wort in diesen Fällen auf eine ähnliche Art, wie in dem vorigen, vermittelst der Endsylbe -er von dem alten Zeitworte fahen gebildet worden, wofür jetzt fangen und fassen üblicher ist, zumahl da dieses Zeitwort in ähnlichem Verstande gebraucht wird. Ein Thier mit der Schweinsfeder tödten, heißt bey den Jägern wirklich es fangen oder abfangen. Der Bergmann nennet das Hemmen und Überwältigen eines Körpers in vielen Fällen gleichfalls fangen, und von der Windfeder ist es ausgemacht, daß sie nicht nur den Wind auffänget, sondern auch die Dachscheite fänget, d.i. befestiget.
2. Die Fêder
, plur. die -n, ein allem Ansehen nach von dem vorigen verschiedenes Wort, welches sich nur noch in einigen Lebensarten erhalten hat. 1) Der starke Spieß mit einem Knebel, auf welchen man die wilden Schweine anlaufen lässet, der Knebelspieß, oder das Fangeisen, ist den Jägern auch unter dem Nahmen der Schweinsfeder, oder nur schlechthin der Feder bekannt. S. Federfechter 1. 2) Verschiedene Arten von Keilen führen im gemeinen Leben sehr häufig den Nahmen der Federn. Dergleichen sind die eisernen Keile im Bergbaue, mit welchen die Wände zersetzet werden, besonders diejenigen, welche man neben einander setzet und in deren Mitte noch einen dritten Keil hinein treibet, welche auch Federstücke heißen, dagegen der dritte und mittlere Keil den Nahmen des Bolzens führet. Ähnliche Arten von Keilen sind die hölzernen unten zugespitzten Pflöcke in den Pochwerken, welche die Pochsäulen, Pochladen und Riegel zusammen halten, die ausgezimmerten Bäume in den Fluthern zwischen den Spundstücken, sie weiter zu machen, die dünnen Leistchen der Tischler, welche in eine Nuth geschlagen werden u.s.f. 3) Auf dem Lande werden die Breter, welche zu beyden Seiten eines Strohdaches von den Giebeln herunter gehen, die Dachschächte darein zu befestigen und den Wind aufzufangen, daß er das Strohdach nicht beschädige, Federn oder Windfedern genannt.
Anm. Die Figur würde sehr hart werden, wenn man zwischen diesen und den vorigen Federn eine Ähnlichkeit finden wollte. Es ist daher glaublicher, daß das Wort in diesen Fällen auf eine ähnliche Art, wie in dem vorigen, vermittelst der Endsylbe -er von dem alten Zeitworte fahen gebildet worden, wofür jetzt fangen und fassen üblicher ist, zumahl da dieses Zeitwort in ähnlichem Verstande gebraucht wird. Ein Thier mit der Schweinsfeder tödten, heißt bey den Jägern wirklich es fangen oder abfangen. Der Bergmann nennet das Hemmen und Überwältigen eines Körpers in vielen Fällen gleichfalls fangen, und von der Windfeder ist es ausgemacht, daß sie nicht nur den Wind auffänget, sondern auch die Dachscheite fänget, d.i. befestiget.