Adelung Wörterbuch
Extrapost
, plur. die -en, S. Post.
1. -Ey
, eine Endsylbe verschiedener Hauptwörter, welche vermittelst derselben theils von Zeitwörtern, theils aber auch von andern Hauptwörtern abgeleitet worden, und theils ein Abstractum, theils aber auch einen Ort bedeuten. Die Hauptwörter dieser Art stammen her, I. Von Zeitwörtern, da sie die Handlung des Zeitwortes, als ein Abstractum betrachtet, bezeichnen. Die Zeitwörter, von welchen auf diese Art Hauptwörter abgeleitet worden, endigen sich,
1. Auf -eln. Betteley, Bübeley, Eseley, Faseley, Flegeley, Gaukeley, Grübeley, Heucheley, Hudeley, Hümpeley, Klügeley, Kritzeley, Künsteley, Löffeley, Prügeley, Schmeicheley, Sudeley, Sticheley, Stümpeley, Tändeley, Teufeley, Trödeley, Witzeley u.s.f. von den Zeitwörtern betteln, bübeln, eseln, flegeln, gaukeln u.s.f. von welchen sie auch alle ihre Nebenbegriffe mit annehmen, S. -Eln. Da die meisten dieser Zeitwörter nur im gemeinen Leben üblich sind, so gilt selbiges auch von diesen ihren Hauptwörtern. Im Oberdeutschen werden die meisten dieser Hauptwörter nach der folgenden dritten Art gebildet. Schmeichlerey, Heuchlerey, Gauklerey, Stümplerey u.s.f.
2. Auf -ern. Abgötterey, von dem veralteten abgöttern, welches noch bey dem Pictorius vorkommt. Kalmäuserey, Kaperey, Kinderey, Plauderey, Plünderey, Quacksalberey, Saalbaderey, Schilderey, Stänkerey, Wucherey, Zauberey, Zauderey; von kalmäusern, kapern, kindern, plaudern u.s.f.
3. Auf -en. 1) Ohne alle Veränderung, außer daß en weggeworfen wird; dergleichen es doch nur wenige gibt. Indessen gehören dahin, die Arzeney, von dem veralteten arzenen, heilen, und vielleicht auch Lackey, von dem veralteten läcken, laufen, springen; welches aber wider die Natur aller dieser Wörter eine Person bedeutet, und dabey männlichen Geschlechtes ist, dagegen alle übrigen Fäminine sind. 2) Häufiger werden diejenigen Verba primitiva, von welchen Hauptwörter auf ey gebildet werden sollen, vermittelst der Sylbe er erst zu Frequentativis, Continuativis, Imitativis u.s.f. gemacht, weil die Hauptwörter auf ey meisten Theils eine wiederhohlte Handlung, als ein Abstractum betrachtet, bezeichnen, ob sie gleich auch oft die Sache selbst, die der Gegenstand ist, nach einer sehr gewöhnlichen Figur bedeuten. Dahin gehören die Wörter, Äfferey, von äffen, Balgerey, von balgen, Betriegerey, Buhlerey, Büberey, von buben, das veraltete Dichterey, Deuterey, Dieberey, von dem veralteten dieben, stehlen, Flickerey, Fresserey, Fuchsschwänzerey, Gleißnerey, Gasterey, von dem veralteten gasten, Griechisch ἑστιαν, gastiren, Gräserey, von grasen, Hetzerey, Höhnerey, Hurerey, Klatscherey, Kramerey, Lapperey, von dem Zeitworte lappen, Lauferey, von laufen, Leckerey, Mahlerey, die Kunst zu mahlen, ingleichen Gemählde, als ein Collectivum, Macherey, Mauserey, Meuterey, Mengerey, Mischerey, Mummerey, Näscherey, Plackerey, Prahlerey, Packerey, im gemeinen Leben des Gepäcke, Pfuscherey, Prellerey, Rauberey, Reiterey, die Art zu reiten, noch mehr aber die gesammten Reiter, als ein Collectivum, Raserey, Rauferey, Reimerey, Schinderey, Schmiererey, Schwärmerey, Spötterey, Streiferey, Stickerey, Spielerey, Schmauserey, Schelmerey, von dem veralteten schelmen, Schreiberey, Schwelgerey, Träumerey, Täuscherey, Verrätherey, Wäscherey, Zänkerey, u.s.f. Einige, obgleich wenige Zeitwörter, werden vorher verkürzet, anstatt daß sie einen Zusatz bekommen sollten. Dahin gehören Tapezerey, von tapeziren, und das veraltete Terminey, die Betteley, von terminiren, betteln.
II. Von Hauptwörtern, besonders solchen, die ein Concretum ausdrucken. Die auf solche Art abgeleiteten Hauptwörter bezeichnen das Abstractum des Concreti.
1. Die Tyranney, von Tyrann, die Vogtey, die Würde, das Amt eines Vogtes und dessen Gebieth, Abtey, Propstey, die Jägerey, die Kunst, Wissenschaft eines Jägers, die Bäckerey, die Kunst eines Bäckers, die Brauerey, die Färberey, die Druckerey, Buchhalterey. Einige Concreta bekommen vorher noch einen Zusatz am Ende, ehe das ey angehänget wird, die Pfäfferey, die Gewohnheit, Denkungsart der Pfaffen, d.i. der Geistlichen, das veraltete Poeterey, die Dichtkunst. Besonders die Hauptwörter auf ist und ast, Pietisterey, Quietisterey, Sophisterey, Enthusiasterey, Phantasterey u.s.f. von Pietist, Quietist u.s.f.
2. Den Ort, den Aufenthalt, die Wohnung des Concreti. Die Abtey, Propstey, Dechaney, Comthurey, die Wohnung eines Abtes, Propstes, Decani, Comthurs, die Holländerey, die Wohnung eines Holländischen Landwirthes, mit seinen Grundstücken, die Wüsteney, von Wüste. So auch die Mayerey, Schäferey, Jägerey, Bäckerey, Baderey, Brauerey, Stuterey, der Ort eines Stuters oder Gestutenmeisters, im mittlern Lateine Stotarius, die Gärberey, Conditorey, Gießerey, Färberey, Glätterey, Scharfrichterey, die Werkstätte eines Gärbers, Conditors u.s.f. Die Schreiberey, an einigen Orten die Schreibstube, der Aufenthalt der Schreiber, die Spinnerey, der Ort der Spinner, die Spinnstube, die Einsiedlerey, die Wohnung eines Einsiedlers, u.s.f.
3. Ein Collectivum. Die Reiterey, ein Corps Reiter, die Bürgerey, in Westphalen, die Bürgerschaft, die veralteten Bücherey und Liberey, für Bibliothek, und vielleicht noch andere mehr. Vermuthlich gehöret hierher auch das im gemeinen Leben übliche Länderey, mehrere Grundstücke zu bezeichnen, welches Frischen so widersinnig gebildet zu seyn scheinet. Anm. Diejenigen Wörter, in welchen ey zum Stamme gehöret, wie Bley, Ey, Brey, Geschrey, gehören so wenig hierher, als die Bey- und Nebenwörter auf ley. In einigen Wörtern ist die Endsylbe ey fremden Ursprunges, wie in Liverey, Bastey, und vielleicht auch in dem schon gedachten Lackey. Im Nieders. lautet diese Endsylbe i, ij, bey dem Ulphilas aber schon ei, der doch viele Wörter auf ey macht, die jetzt nur das e haben; z.B. Manigei, Menge, Andei, Ende, daher es scheinet, als wenn die Endungen e und ey genau mit einander verwandt wären. Auch die Griech. und Latein. Endungen der Abstractorum auf ια, ia, tia, io u.s.f. scheinen hierher zu gehören. Alle auf solche Art gebildete Hauptwörter sind, das einzige Lackey ausgenommen, weiblichen Geschlechtes.
2. Ey
, eine Interjection, welche der natürliche Ausdruck verschiedener größten Theils sanften und gelinden Gemüthsbewegungen ist, und selbige mit allen ihren Schattirungen und Graden ausdruckt.
1) Der Freude. Ey, das ist vortrefflich! Ey, das freuet mich! Das wird Späßchen geben! ey, ey, ey! Weiße. Die ausgelassene Freude des großen Haufens verändert diesen Ausdruck in Hey und Io! 2) Des Wohlwollens, des Beyfalles, obgleich seltener. Ey, du frommer und getreuer Knecht! Matth. 25, 21. 3) Der Bitte, des Verlangens. Ey, thun sie es mir zu Liebe! Besonders einer mit Ungeduld begleiteten Bitte. Ey lieber, geht doch gleich und bringt ihn eilends her! Günth. 4) Der Aufmunterung, Anmahnung, Erinnerung. Ey, lasset uns heim gehen, denn es ist nun Zeit Essens, Hist. Sus. V. 13. Lasset uns hinauf ziehen, weil es noch hoch Tag ist; ey, es will Abend werden, und die Schatten werden groß, Ier, 6, 4. 5) Der Verwunderung. Ey, wie schön! Ey, ey! ein Schatz! Ey, welch ein schöner Tag ist das! Ey, bist du denn auch schon munter? Ey, welche weise und verständige Leute sind das! 5 Mos. 4, 6. Auch der mit Unwillen begleiteten Verwunderung. Ey, der Henker! Ey, warum nicht gar? 6) Der Ironie. Ey, der kluge Mann! Ey, wahrlich, du hast deine Sachen gut gemacht! Ey, eine treffliche Summe, der ich werth geachtet bin von ihnen! Sachar. 11, 13. 7) Der Bedenklichkeit, Besorglichkeit. Ey, ey, das wird übel aussehen! Ey, ey, das klingt nicht fein! 8) Der Ungeduld. Ey, ich muß wissen, wer du bist. Ey, was kann denn ich dafür? Ey, es läßt sich wohl noch spaßen! 9) Des Unwillens. Ey, was! Ey, nicht doch! Ey nun, so sey böse. Ey, du ungeschickter Mensch! Ey, glaubst du, daß ich blind sey? 10) Des Verweises. Ey, das war nicht fein von dir. Ey, ey, das taugt nicht. Ey, was soll das seyn? Ey, ey, bey Leibe nicht! 11) Oft, besonders im gemeinen Leben, auch bey weit schwächern Empfindungen. Ey nun, es verbiethet sich wohl von sich selbst. Anm. Bey den Schwäb. Dichtern lautet diese Interjection hey, ahy; wovon das erstere jetzt nur dem Pöbel überlassen ist. Ahy ia wer des alze vil, der Herz. von Anhalt. Mit also froiden richer tat ahey wer wolte ich danne fin, Markgr. Heinrich von Meißen. Hey herre Gott durch dine Gute, Markgr. Otto von Brandenburg. Im Nieders. und in der gemeinen Mundart der Obersachsen i, ie, im Dän. ji, im Engl. ay, im Franz. ai, ahi, im Latein. heu. Bey stärkern Empfindungen gehet sie leicht in ach und o über.
3. Das Ey
, des -es, plur. die -er, Dimin. das Eychen, Oberd. das Eylein. 1) * Ein jeder runder Körper. Wenigstens scheinet diese veraltete Bedeutung die erste und ursprüngliche zu seyn; S. Eiland, welches nach seiner ersten Hälfte hierher gerechnet werden kann, ingleichen Auge, welches im Engl. Eye, und im Dän. Oye, ohne den harten Deutschen Hauchlaut, heißt. Auf dem Lande bey den Flur- und Marksgrenzen werden die kleinen Steine, welche man neben den Grenzsteinen einzugraben pflegt, noch jetzt Eyer oder Steineyer genannt. 2) Das runde Fruchtbehältniß in dem weiblichen Geschlechte der Thiere, worin ein Thier gleicher Art eingeschlossen ist. Jedes Thier wird aus einem Eye gezeuget. S. Eyerstock. Die Eyer der Fische werden mit einem besondern Nahmen Rogen genannt. Besonders führen den Nahmen der Eyer diese Fruchtbehältnisse der Vögel, aus welchen sie Junge ihrer Art auszubrüten pflegen. Eyer legen, von den Vögeln; im Österreichischen dienen. Die Henne sitzet auf den Eyern, brütet Eyer aus. Er geht als auf Eyern, im gemeinen Leben, er geht behuthsam. Er ist beständig, wie aus dem Ey geschälet, im gemeinen Leben sehr reinlich, zierlich, geputzt.
Gehst du beständig so, wie aus dem Ey geschälet?
Zachar.
Gesottene Eyer, Eyer auf Butter schlagen, gebackene Eyer, gerührte Eyer, gesetzte, gestürzte Eyer, sauere Eyer, verlorne Eyer u.s.f. sind in den Küchen bekannte Arten der Zurichtung dieser Eyer. Die Testikeln des männlichen Geschlechtes werden im gemeinen Leben so wohl bey Menschen als Thieren, wegen der Ähnlichkeit in der Gestalt, figürlich gleichfalls Eyer genannt. Anm. Dieses Wort lautet bey dem Ottfried und Tatian Ei, in den Monseeischen Glossen Eig, im Schwabensp. Ai, in einigen Oberdeutschen Gegenden noch jetzt Aig, Ay, Oey, und im Plural Aiger, Oeyer, Oyer, im Nieders. Ei, im Holländ. Ey, im Schwed. Egg, im Dän. Äg, Eg, im Isländ. Egg, im Angels. Aeg, im Engl. Egg, im Wallis. Wy, Uy, im Pohln. Iaic, Iaica, im Böhm. Weitz, im Latein. Ouum, im Griech. ωον, im Franz. Oeuf, im Ital. Occo, im Span. Hueue; welche Wörter ihre Verwandtschaft wohl nicht verläugnen können, wenn man das Zufällige der Mund- und Völkerarten davon abrechnet.
1. -Ey
, eine Endsylbe verschiedener Hauptwörter, welche vermittelst derselben theils von Zeitwörtern, theils aber auch von andern Hauptwörtern abgeleitet worden, und theils ein Abstractum, theils aber auch einen Ort bedeuten. Die Hauptwörter dieser Art stammen her, I. Von Zeitwörtern, da sie die Handlung des Zeitwortes, als ein Abstractum betrachtet, bezeichnen. Die Zeitwörter, von welchen auf diese Art Hauptwörter abgeleitet worden, endigen sich,
1. Auf -eln. Betteley, Bübeley, Eseley, Faseley, Flegeley, Gaukeley, Grübeley, Heucheley, Hudeley, Hümpeley, Klügeley, Kritzeley, Künsteley, Löffeley, Prügeley, Schmeicheley, Sudeley, Sticheley, Stümpeley, Tändeley, Teufeley, Trödeley, Witzeley u.s.f. von den Zeitwörtern betteln, bübeln, eseln, flegeln, gaukeln u.s.f. von welchen sie auch alle ihre Nebenbegriffe mit annehmen, S. -Eln. Da die meisten dieser Zeitwörter nur im gemeinen Leben üblich sind, so gilt selbiges auch von diesen ihren Hauptwörtern. Im Oberdeutschen werden die meisten dieser Hauptwörter nach der folgenden dritten Art gebildet. Schmeichlerey, Heuchlerey, Gauklerey, Stümplerey u.s.f.
2. Auf -ern. Abgötterey, von dem veralteten abgöttern, welches noch bey dem Pictorius vorkommt. Kalmäuserey, Kaperey, Kinderey, Plauderey, Plünderey, Quacksalberey, Saalbaderey, Schilderey, Stänkerey, Wucherey, Zauberey, Zauderey; von kalmäusern, kapern, kindern, plaudern u.s.f.
3. Auf -en. 1) Ohne alle Veränderung, außer daß en weggeworfen wird; dergleichen es doch nur wenige gibt. Indessen gehören dahin, die Arzeney, von dem veralteten arzenen, heilen, und vielleicht auch Lackey, von dem veralteten läcken, laufen, springen; welches aber wider die Natur aller dieser Wörter eine Person bedeutet, und dabey männlichen Geschlechtes ist, dagegen alle übrigen Fäminine sind. 2) Häufiger werden diejenigen Verba primitiva, von welchen Hauptwörter auf ey gebildet werden sollen, vermittelst der Sylbe er erst zu Frequentativis, Continuativis, Imitativis u.s.f. gemacht, weil die Hauptwörter auf ey meisten Theils eine wiederhohlte Handlung, als ein Abstractum betrachtet, bezeichnen, ob sie gleich auch oft die Sache selbst, die der Gegenstand ist, nach einer sehr gewöhnlichen Figur bedeuten. Dahin gehören die Wörter, Äfferey, von äffen, Balgerey, von balgen, Betriegerey, Buhlerey, Büberey, von buben, das veraltete Dichterey, Deuterey, Dieberey, von dem veralteten dieben, stehlen, Flickerey, Fresserey, Fuchsschwänzerey, Gleißnerey, Gasterey, von dem veralteten gasten, Griechisch ἑστιαν, gastiren, Gräserey, von grasen, Hetzerey, Höhnerey, Hurerey, Klatscherey, Kramerey, Lapperey, von dem Zeitworte lappen, Lauferey, von laufen, Leckerey, Mahlerey, die Kunst zu mahlen, ingleichen Gemählde, als ein Collectivum, Macherey, Mauserey, Meuterey, Mengerey, Mischerey, Mummerey, Näscherey, Plackerey, Prahlerey, Packerey, im gemeinen Leben des Gepäcke, Pfuscherey, Prellerey, Rauberey, Reiterey, die Art zu reiten, noch mehr aber die gesammten Reiter, als ein Collectivum, Raserey, Rauferey, Reimerey, Schinderey, Schmiererey, Schwärmerey, Spötterey, Streiferey, Stickerey, Spielerey, Schmauserey, Schelmerey, von dem veralteten schelmen, Schreiberey, Schwelgerey, Träumerey, Täuscherey, Verrätherey, Wäscherey, Zänkerey, u.s.f. Einige, obgleich wenige Zeitwörter, werden vorher verkürzet, anstatt daß sie einen Zusatz bekommen sollten. Dahin gehören Tapezerey, von tapeziren, und das veraltete Terminey, die Betteley, von terminiren, betteln.
II. Von Hauptwörtern, besonders solchen, die ein Concretum ausdrucken. Die auf solche Art abgeleiteten Hauptwörter bezeichnen das Abstractum des Concreti.
1. Die Tyranney, von Tyrann, die Vogtey, die Würde, das Amt eines Vogtes und dessen Gebieth, Abtey, Propstey, die Jägerey, die Kunst, Wissenschaft eines Jägers, die Bäckerey, die Kunst eines Bäckers, die Brauerey, die Färberey, die Druckerey, Buchhalterey. Einige Concreta bekommen vorher noch einen Zusatz am Ende, ehe das ey angehänget wird, die Pfäfferey, die Gewohnheit, Denkungsart der Pfaffen, d.i. der Geistlichen, das veraltete Poeterey, die Dichtkunst. Besonders die Hauptwörter auf ist und ast, Pietisterey, Quietisterey, Sophisterey, Enthusiasterey, Phantasterey u.s.f. von Pietist, Quietist u.s.f.
2. Den Ort, den Aufenthalt, die Wohnung des Concreti. Die Abtey, Propstey, Dechaney, Comthurey, die Wohnung eines Abtes, Propstes, Decani, Comthurs, die Holländerey, die Wohnung eines Holländischen Landwirthes, mit seinen Grundstücken, die Wüsteney, von Wüste. So auch die Mayerey, Schäferey, Jägerey, Bäckerey, Baderey, Brauerey, Stuterey, der Ort eines Stuters oder Gestutenmeisters, im mittlern Lateine Stotarius, die Gärberey, Conditorey, Gießerey, Färberey, Glätterey, Scharfrichterey, die Werkstätte eines Gärbers, Conditors u.s.f. Die Schreiberey, an einigen Orten die Schreibstube, der Aufenthalt der Schreiber, die Spinnerey, der Ort der Spinner, die Spinnstube, die Einsiedlerey, die Wohnung eines Einsiedlers, u.s.f.
3. Ein Collectivum. Die Reiterey, ein Corps Reiter, die Bürgerey, in Westphalen, die Bürgerschaft, die veralteten Bücherey und Liberey, für Bibliothek, und vielleicht noch andere mehr. Vermuthlich gehöret hierher auch das im gemeinen Leben übliche Länderey, mehrere Grundstücke zu bezeichnen, welches Frischen so widersinnig gebildet zu seyn scheinet. Anm. Diejenigen Wörter, in welchen ey zum Stamme gehöret, wie Bley, Ey, Brey, Geschrey, gehören so wenig hierher, als die Bey- und Nebenwörter auf ley. In einigen Wörtern ist die Endsylbe ey fremden Ursprunges, wie in Liverey, Bastey, und vielleicht auch in dem schon gedachten Lackey. Im Nieders. lautet diese Endsylbe i, ij, bey dem Ulphilas aber schon ei, der doch viele Wörter auf ey macht, die jetzt nur das e haben; z.B. Manigei, Menge, Andei, Ende, daher es scheinet, als wenn die Endungen e und ey genau mit einander verwandt wären. Auch die Griech. und Latein. Endungen der Abstractorum auf ια, ia, tia, io u.s.f. scheinen hierher zu gehören. Alle auf solche Art gebildete Hauptwörter sind, das einzige Lackey ausgenommen, weiblichen Geschlechtes.
2. Ey
, eine Interjection, welche der natürliche Ausdruck verschiedener größten Theils sanften und gelinden Gemüthsbewegungen ist, und selbige mit allen ihren Schattirungen und Graden ausdruckt.
1) Der Freude. Ey, das ist vortrefflich! Ey, das freuet mich! Das wird Späßchen geben! ey, ey, ey! Weiße. Die ausgelassene Freude des großen Haufens verändert diesen Ausdruck in Hey und Io! 2) Des Wohlwollens, des Beyfalles, obgleich seltener. Ey, du frommer und getreuer Knecht! Matth. 25, 21. 3) Der Bitte, des Verlangens. Ey, thun sie es mir zu Liebe! Besonders einer mit Ungeduld begleiteten Bitte. Ey lieber, geht doch gleich und bringt ihn eilends her! Günth. 4) Der Aufmunterung, Anmahnung, Erinnerung. Ey, lasset uns heim gehen, denn es ist nun Zeit Essens, Hist. Sus. V. 13. Lasset uns hinauf ziehen, weil es noch hoch Tag ist; ey, es will Abend werden, und die Schatten werden groß, Ier, 6, 4. 5) Der Verwunderung. Ey, wie schön! Ey, ey! ein Schatz! Ey, welch ein schöner Tag ist das! Ey, bist du denn auch schon munter? Ey, welche weise und verständige Leute sind das! 5 Mos. 4, 6. Auch der mit Unwillen begleiteten Verwunderung. Ey, der Henker! Ey, warum nicht gar? 6) Der Ironie. Ey, der kluge Mann! Ey, wahrlich, du hast deine Sachen gut gemacht! Ey, eine treffliche Summe, der ich werth geachtet bin von ihnen! Sachar. 11, 13. 7) Der Bedenklichkeit, Besorglichkeit. Ey, ey, das wird übel aussehen! Ey, ey, das klingt nicht fein! 8) Der Ungeduld. Ey, ich muß wissen, wer du bist. Ey, was kann denn ich dafür? Ey, es läßt sich wohl noch spaßen! 9) Des Unwillens. Ey, was! Ey, nicht doch! Ey nun, so sey böse. Ey, du ungeschickter Mensch! Ey, glaubst du, daß ich blind sey? 10) Des Verweises. Ey, das war nicht fein von dir. Ey, ey, das taugt nicht. Ey, was soll das seyn? Ey, ey, bey Leibe nicht! 11) Oft, besonders im gemeinen Leben, auch bey weit schwächern Empfindungen. Ey nun, es verbiethet sich wohl von sich selbst. Anm. Bey den Schwäb. Dichtern lautet diese Interjection hey, ahy; wovon das erstere jetzt nur dem Pöbel überlassen ist. Ahy ia wer des alze vil, der Herz. von Anhalt. Mit also froiden richer tat ahey wer wolte ich danne fin, Markgr. Heinrich von Meißen. Hey herre Gott durch dine Gute, Markgr. Otto von Brandenburg. Im Nieders. und in der gemeinen Mundart der Obersachsen i, ie, im Dän. ji, im Engl. ay, im Franz. ai, ahi, im Latein. heu. Bey stärkern Empfindungen gehet sie leicht in ach und o über.
3. Das Ey
, des -es, plur. die -er, Dimin. das Eychen, Oberd. das Eylein. 1) * Ein jeder runder Körper. Wenigstens scheinet diese veraltete Bedeutung die erste und ursprüngliche zu seyn; S. Eiland, welches nach seiner ersten Hälfte hierher gerechnet werden kann, ingleichen Auge, welches im Engl. Eye, und im Dän. Oye, ohne den harten Deutschen Hauchlaut, heißt. Auf dem Lande bey den Flur- und Marksgrenzen werden die kleinen Steine, welche man neben den Grenzsteinen einzugraben pflegt, noch jetzt Eyer oder Steineyer genannt. 2) Das runde Fruchtbehältniß in dem weiblichen Geschlechte der Thiere, worin ein Thier gleicher Art eingeschlossen ist. Jedes Thier wird aus einem Eye gezeuget. S. Eyerstock. Die Eyer der Fische werden mit einem besondern Nahmen Rogen genannt. Besonders führen den Nahmen der Eyer diese Fruchtbehältnisse der Vögel, aus welchen sie Junge ihrer Art auszubrüten pflegen. Eyer legen, von den Vögeln; im Österreichischen dienen. Die Henne sitzet auf den Eyern, brütet Eyer aus. Er geht als auf Eyern, im gemeinen Leben, er geht behuthsam. Er ist beständig, wie aus dem Ey geschälet, im gemeinen Leben sehr reinlich, zierlich, geputzt.
Gehst du beständig so, wie aus dem Ey geschälet?
Zachar.
Gesottene Eyer, Eyer auf Butter schlagen, gebackene Eyer, gerührte Eyer, gesetzte, gestürzte Eyer, sauere Eyer, verlorne Eyer u.s.f. sind in den Küchen bekannte Arten der Zurichtung dieser Eyer. Die Testikeln des männlichen Geschlechtes werden im gemeinen Leben so wohl bey Menschen als Thieren, wegen der Ähnlichkeit in der Gestalt, figürlich gleichfalls Eyer genannt. Anm. Dieses Wort lautet bey dem Ottfried und Tatian Ei, in den Monseeischen Glossen Eig, im Schwabensp. Ai, in einigen Oberdeutschen Gegenden noch jetzt Aig, Ay, Oey, und im Plural Aiger, Oeyer, Oyer, im Nieders. Ei, im Holländ. Ey, im Schwed. Egg, im Dän. Äg, Eg, im Isländ. Egg, im Angels. Aeg, im Engl. Egg, im Wallis. Wy, Uy, im Pohln. Iaic, Iaica, im Böhm. Weitz, im Latein. Ouum, im Griech. ωον, im Franz. Oeuf, im Ital. Occo, im Span. Hueue; welche Wörter ihre Verwandtschaft wohl nicht verläugnen können, wenn man das Zufällige der Mund- und Völkerarten davon abrechnet.