Adelung Wörterbuch
Erwürgen
, verb. reg. act. welches die thätige Gattung des Neutrius erworgen ist, erworgen machen, ersticken. 1) Eigentlich, durch Zuschnürung oder Zudrückung der Kehle tödten, erdrosseln. Der Fuchs hat sich in dem Garne erwürgt. Einen Dieb am Galgen erwürgen. Sich erwürgen, sich erhenken. Bey den Jägern wird ein Wild erwürgt, wenn es mit Hunden zu Tode gehetzet, und von diesen eigentlich erwürget wird. 2) In weiterer Bedeutung, durch Abschneidung der Kehle tödten. Ein Huhn erwürgen, im gemeinen Leben abwürgen. 3) Figürlich auch überhaupt, auf eine gewaltsame Art um das Leben bringen. In dieser weitesten Bedeutung kommt es in der Deutschen Bibel sehr häufig vor, selbst mit den Beysätzen, mit dem Schwerte erwürgen, niederhauen, mit einem Spieße erwürgen, erstechen u.s.f. Auch in der höhern Schreibart kommt diese Bedeutung noch zuweilen vor; außer dem aber ist sie im Hochdeutschen nicht üblich. So auch die Erwürgung. Iruuurgen findet sich schon bey dem Notker. S. Würgen.
1. Das Êrz
, des -es, plur. doch nur in Einem Falle, die -e. 1) Eine jede Erd- oder Steinart, welche ein Metall oder Halbmetall bey sich führet, ein mit Schwefel oder Arsenik genau verbundenes Metall oder Halbmetall. In diesem Verstande wird das Wort Erz in dem Bergbaue am häufigsten gebraucht, wo man aber nur diejenigen Bergarten mit diesem Nahmen zu belegen pfleget, in denen der metallische Theil die Oberhand behält. Golderz, Silbererz, Kupfererz, Zinnerz, Bleyerz, Eisenerz, Spießglaserz, Glaserz, Hornerz, Fahlerz, rothgüldenes Erz, strengflüssiges Erz u.s.f. Von mehrern Arten dieses Erzes wird auch der Plural die Erze gebraucht. In weiterer Bedeutung werden im Bergbaue auch noch einige andere Mineralien, wenn sie mit Erd- oder Steinarten vermischt sind, Erze genannt. So hat man Alaunerz und Vitriol-Erz, Erd-oder Steinarten zu bezeichnen, welche Alaun oder Vitriol bey sich führen. 2) Eine Mischung mehrerer Metalle. In den ersten Zeiten des Bergbaues, da man die Kunst, die Metalle zu scheiden, noch nicht verstand, schmelzte man die aus der Erde geförderten Erze ohne Wahl und Scheidung zusammen, und nannte das daraus entstandene Metall gleichfalls Erz. Weil man aber den Werth des Goldes und Silbers gar bald einsehen, und dessen Erze von den Erzen der übrigen Metalle absondern lernte, so bekam in den folgenden Zeiten nur eine Mischung der übrigen Metalle, besonders wenn das Kupfer den vornehmsten Theil desselben ausmachte, den Nahmen des Erzes; doch mit Ausschließung des Eisens, dessen Erz sich so wohl in der äußern Gestalt, als auch in der Bearbeitung sehr deutlich von den Erzen der übrigen Metalle unterschied. Daher ist es vermuthlich auch gekommen, daß das Wort Erz in den mittlern Zeiten für Metall überhaupt gebraucht wurde, doch mit Ausschließung so wohl des Goldes und Silbers, als auch des Eisens. Besonders gebrauchte man diesen Nahmen von dem von andern Metallen noch nicht ganz geschiedenen Kupfer. In der Deutschen Bibel kommt es in diesem Verstande noch häufig vor, und in der höhern Schreibart der Neuern ist dieser Gebrauch noch nicht veraltet. Die Zeit kann Erz und Marmor spalten. Korinthisches Erz, ein aus vielen metallenen Bildsäulen zusammen geflossenes Metall, welches zu der Zeit bekannt wurde, als der Römische General Mummius Korinth verbrannte. Im gemeinen Leben führet noch jetzt ein vermischtes Metall, worin das Kupfer den vornehmsten Theil ausmacht, Glockenspeise, ingleichen eine Mischung von Kupfer und Messing, Franz Bronze, den Nahmen des Erzes.
Anm. Dieses Wort lautet im Oberdeutschen noch Arz mit einem hellen a. In den mittlern Zeiten sprach man es ohne den harten Zischlaut am Ende nur Er aus, womit auch das Schwed. Aer, das Angels. Aer, Ar, das Engl. Ore, das Isländ. Eyr, Metall, überein kommt. Da das Latein. aes in den folgenden Endungen statt des s ein r hat, so scheinet es, daß man ehedem in Rom so wohl aes, aesis, als auch aer, aeris, gesprochen habe. Zu der ersten Form gehöret auch unser Eisen, welches im Angels. Yren, und im Engl. noch jetzt Iron heißt. Ulphilas nennet das Erz Aiz. Ottfried unterscheidet das Erz von dem Kupfer, Er inti Kuphar. Es scheinet daß das alte Er, wovon noch das Beywort ehern übrig ist, mit dem Worte Erde aus einer gemeinschaftlichen Quelle hergeflossen sey. Wenigstens bedeutet ץרא im Hebr. die Erde. Die Schreibarten Erzt und Ertz haben nichts als eine harte Mundart für sich. S. Vererzen.
2. Êrz-
, ein Wort, welches nur allein in der Zusammensetzung mit verschiedenen Haupt- Bey- und Nennwörtern vorkommt, alle Mahl das Vornehmste in seiner Art bedeutet, und im Deutschen auf doppelte Art gebraucht wird. 1) Im guten und vorzüglichen Verstande, das Vornehmste in seiner Art, der Würde nach, da es denn mit verschiedenen Hauptwörtern und davon abstammenden Beywörtern verbunden wird. S. im Folgenden die Wörter Erzamt, Erzbischof, Erzbisthum, Erzengel, Erzgraf, Erzhaus, Erzherzog, Erzhirt, Erzkämmerer, Erzkanzler, Erzmarschall, Erzpfalzgraf, Erzpriester, Erzschatzmeister, Erzschenk, Erzstift, Erztruchseß, Erzvater und Erzwürde. In allen diesen Wörtern ersetzet das Deutsche Erz das Griechische Archi-, und bedeutet das Vorzüglichste in seiner Art; kann aber nur in solchen Wörtern gebraucht werden, welche bereits eingeführet worden. Für Archiater, Archicustos u.s.f. Erzarzt, Erzküster, zu sagen, dürfte wohl nicht leicht zu wagen seyn. 2) Im nachtheiligen Verstande, das Vorzüglichste in bösen Eigenschaften zu bezeichnen. In diesem Verstande wird es im gemeinen Leben sehr häufig gebraucht, so wohl vor Haupt- als Bey- und Nebenwörtern. Dergleichen sind: Erzbetrieger, Erzbettler, Erzbösewicht, Erzdieb, αρχικλοπος, trifurcifer, Erzflegel, Erzgeitzhals, Erzheuchler, Erzhexe, Erzhure, Erzjude, so fern das Wort Jude einen niedrigen Wucherer bedeutet, Erzketzer, haeresiarcha, Erzlügner, Erznarr, Erzplauderer, Erzprahler, Erzschelm, Erzschwelger, Erzwucherer, Erzzauberer, und tausend andere, von denen man noch täglich neue entstehen siehet. Ingleichen die Bey- und Nebenwörter, erzböse, erzdumm, erzliederlich u.s.f. In einigen der letztern hat es auch einen gleichgültigen, ja zuweilen auch einen guten Verstand. Ein erzlustiges Gemüth, ein erzleichtfertiger Mensch, er ist ein erzguter Mensch. Doch alle diese Wörter sind nur in den niedrigen, höchstens vertraulichen Sprecharten üblich, und werden daher auch im folgenden nicht besonders angeführet werden.
Anm. Im Ital. lautet dieses Wort Arci, im Span. Arco, im Franz. Archi und Arch, im Angels. Arce, im Engl. Arch, im Schwed. Erts, im Dänischen Ärts. In allen diesen Sprachen wird es, wie im Deutschen, nur in der Zusammensetzung gebraucht. Einige haben es von er, ar, vor, das erste der Zeit und Würde nach, herleiten wollen, da man mehrere Beyspiele hat, daß das r am Ende ein s zu seinem Begleiter annimmt. Allein es ist wohl glaublicher, daß es nach dem Griechischen Archi, besonders nach dessen Italiänischen Aussprache, Arci, gebildet worden. Merkwürdig ist aber doch, daß die Dänen außer dem schon gedachten Ärts, welches bey ihnen so wohl im guten als bösen Verstande gebraucht wird, Ärtscantzler, Ärtsbedrager, Erzbetrieger, noch ein doppeltes gleich bedeutendes Wort haben: Erke welches nur allein im guten Verstande, und Ers, welches nur im nachtheiligen und verächtlichen Sinne üblich ist. So wohl im guten, als nachtheiligen Verstande war für Erz ehedem auch all üblich. Ottfried alhoner, erzschändlich. Sonst wird im Deutschen noch das Wort Haupt in Zusammensetzungen auf ähnliche Art gebraucht; eine Hauptperson, ein Hauptdieb u.s.f. In andern sind die Wörter Ober-und Groß- üblich.
1. Das Êrz
, des -es, plur. doch nur in Einem Falle, die -e. 1) Eine jede Erd- oder Steinart, welche ein Metall oder Halbmetall bey sich führet, ein mit Schwefel oder Arsenik genau verbundenes Metall oder Halbmetall. In diesem Verstande wird das Wort Erz in dem Bergbaue am häufigsten gebraucht, wo man aber nur diejenigen Bergarten mit diesem Nahmen zu belegen pfleget, in denen der metallische Theil die Oberhand behält. Golderz, Silbererz, Kupfererz, Zinnerz, Bleyerz, Eisenerz, Spießglaserz, Glaserz, Hornerz, Fahlerz, rothgüldenes Erz, strengflüssiges Erz u.s.f. Von mehrern Arten dieses Erzes wird auch der Plural die Erze gebraucht. In weiterer Bedeutung werden im Bergbaue auch noch einige andere Mineralien, wenn sie mit Erd- oder Steinarten vermischt sind, Erze genannt. So hat man Alaunerz und Vitriol-Erz, Erd-oder Steinarten zu bezeichnen, welche Alaun oder Vitriol bey sich führen. 2) Eine Mischung mehrerer Metalle. In den ersten Zeiten des Bergbaues, da man die Kunst, die Metalle zu scheiden, noch nicht verstand, schmelzte man die aus der Erde geförderten Erze ohne Wahl und Scheidung zusammen, und nannte das daraus entstandene Metall gleichfalls Erz. Weil man aber den Werth des Goldes und Silbers gar bald einsehen, und dessen Erze von den Erzen der übrigen Metalle absondern lernte, so bekam in den folgenden Zeiten nur eine Mischung der übrigen Metalle, besonders wenn das Kupfer den vornehmsten Theil desselben ausmachte, den Nahmen des Erzes; doch mit Ausschließung des Eisens, dessen Erz sich so wohl in der äußern Gestalt, als auch in der Bearbeitung sehr deutlich von den Erzen der übrigen Metalle unterschied. Daher ist es vermuthlich auch gekommen, daß das Wort Erz in den mittlern Zeiten für Metall überhaupt gebraucht wurde, doch mit Ausschließung so wohl des Goldes und Silbers, als auch des Eisens. Besonders gebrauchte man diesen Nahmen von dem von andern Metallen noch nicht ganz geschiedenen Kupfer. In der Deutschen Bibel kommt es in diesem Verstande noch häufig vor, und in der höhern Schreibart der Neuern ist dieser Gebrauch noch nicht veraltet. Die Zeit kann Erz und Marmor spalten. Korinthisches Erz, ein aus vielen metallenen Bildsäulen zusammen geflossenes Metall, welches zu der Zeit bekannt wurde, als der Römische General Mummius Korinth verbrannte. Im gemeinen Leben führet noch jetzt ein vermischtes Metall, worin das Kupfer den vornehmsten Theil ausmacht, Glockenspeise, ingleichen eine Mischung von Kupfer und Messing, Franz Bronze, den Nahmen des Erzes.
Anm. Dieses Wort lautet im Oberdeutschen noch Arz mit einem hellen a. In den mittlern Zeiten sprach man es ohne den harten Zischlaut am Ende nur Er aus, womit auch das Schwed. Aer, das Angels. Aer, Ar, das Engl. Ore, das Isländ. Eyr, Metall, überein kommt. Da das Latein. aes in den folgenden Endungen statt des s ein r hat, so scheinet es, daß man ehedem in Rom so wohl aes, aesis, als auch aer, aeris, gesprochen habe. Zu der ersten Form gehöret auch unser Eisen, welches im Angels. Yren, und im Engl. noch jetzt Iron heißt. Ulphilas nennet das Erz Aiz. Ottfried unterscheidet das Erz von dem Kupfer, Er inti Kuphar. Es scheinet daß das alte Er, wovon noch das Beywort ehern übrig ist, mit dem Worte Erde aus einer gemeinschaftlichen Quelle hergeflossen sey. Wenigstens bedeutet ץרא im Hebr. die Erde. Die Schreibarten Erzt und Ertz haben nichts als eine harte Mundart für sich. S. Vererzen.
2. Êrz-
, ein Wort, welches nur allein in der Zusammensetzung mit verschiedenen Haupt- Bey- und Nennwörtern vorkommt, alle Mahl das Vornehmste in seiner Art bedeutet, und im Deutschen auf doppelte Art gebraucht wird. 1) Im guten und vorzüglichen Verstande, das Vornehmste in seiner Art, der Würde nach, da es denn mit verschiedenen Hauptwörtern und davon abstammenden Beywörtern verbunden wird. S. im Folgenden die Wörter Erzamt, Erzbischof, Erzbisthum, Erzengel, Erzgraf, Erzhaus, Erzherzog, Erzhirt, Erzkämmerer, Erzkanzler, Erzmarschall, Erzpfalzgraf, Erzpriester, Erzschatzmeister, Erzschenk, Erzstift, Erztruchseß, Erzvater und Erzwürde. In allen diesen Wörtern ersetzet das Deutsche Erz das Griechische Archi-, und bedeutet das Vorzüglichste in seiner Art; kann aber nur in solchen Wörtern gebraucht werden, welche bereits eingeführet worden. Für Archiater, Archicustos u.s.f. Erzarzt, Erzküster, zu sagen, dürfte wohl nicht leicht zu wagen seyn. 2) Im nachtheiligen Verstande, das Vorzüglichste in bösen Eigenschaften zu bezeichnen. In diesem Verstande wird es im gemeinen Leben sehr häufig gebraucht, so wohl vor Haupt- als Bey- und Nebenwörtern. Dergleichen sind: Erzbetrieger, Erzbettler, Erzbösewicht, Erzdieb, αρχικλοπος, trifurcifer, Erzflegel, Erzgeitzhals, Erzheuchler, Erzhexe, Erzhure, Erzjude, so fern das Wort Jude einen niedrigen Wucherer bedeutet, Erzketzer, haeresiarcha, Erzlügner, Erznarr, Erzplauderer, Erzprahler, Erzschelm, Erzschwelger, Erzwucherer, Erzzauberer, und tausend andere, von denen man noch täglich neue entstehen siehet. Ingleichen die Bey- und Nebenwörter, erzböse, erzdumm, erzliederlich u.s.f. In einigen der letztern hat es auch einen gleichgültigen, ja zuweilen auch einen guten Verstand. Ein erzlustiges Gemüth, ein erzleichtfertiger Mensch, er ist ein erzguter Mensch. Doch alle diese Wörter sind nur in den niedrigen, höchstens vertraulichen Sprecharten üblich, und werden daher auch im folgenden nicht besonders angeführet werden.
Anm. Im Ital. lautet dieses Wort Arci, im Span. Arco, im Franz. Archi und Arch, im Angels. Arce, im Engl. Arch, im Schwed. Erts, im Dänischen Ärts. In allen diesen Sprachen wird es, wie im Deutschen, nur in der Zusammensetzung gebraucht. Einige haben es von er, ar, vor, das erste der Zeit und Würde nach, herleiten wollen, da man mehrere Beyspiele hat, daß das r am Ende ein s zu seinem Begleiter annimmt. Allein es ist wohl glaublicher, daß es nach dem Griechischen Archi, besonders nach dessen Italiänischen Aussprache, Arci, gebildet worden. Merkwürdig ist aber doch, daß die Dänen außer dem schon gedachten Ärts, welches bey ihnen so wohl im guten als bösen Verstande gebraucht wird, Ärtscantzler, Ärtsbedrager, Erzbetrieger, noch ein doppeltes gleich bedeutendes Wort haben: Erke welches nur allein im guten Verstande, und Ers, welches nur im nachtheiligen und verächtlichen Sinne üblich ist. So wohl im guten, als nachtheiligen Verstande war für Erz ehedem auch all üblich. Ottfried alhoner, erzschändlich. Sonst wird im Deutschen noch das Wort Haupt in Zusammensetzungen auf ähnliche Art gebraucht; eine Hauptperson, ein Hauptdieb u.s.f. In andern sind die Wörter Ober-und Groß- üblich.