Adelung Wörterbuch
Elemếnt-Stein
, des -es, plur. die -e, eine Nahme, der zuweilen dem Opale gegeben wird, der allerley Regenbogenfarben spielet, und auch Augenstein, Katzenauge, Sonnenauge, genannt wird.  
1. Das Ēlend
, oder Ēlendthier
, des -es, plur. die -e, ein zweyhufiges vierfüßiges Thier, mit einem breiten, flach gedruckten schaufeligen Geweihe, welches dicker und stärker als ein Hirsch ist, sehr schnell laufen kann, und in den nordischen Gegenden Europens angetroffen wird; Alces. L. Dasjenige Thier, welches Luther 5 Mos. 14, 5, Elend nennet, und welches den Juden zu essen erlaubt war, heißt im Hebräischen Samer, ist aber dem Michaelis zu Folge, eine noch unbekannte Art von Thieren.
Anm. Bey den Schwäb. Dichtern heißt dieses Thier Eln, in Deutschen Urkunden des 11ten Jahrhunderts, wo dieses Thier noch am Nieder-Rheine vorkommt, Elo, im Dän. Elsdyr, im Schwed. Elg, im Angels. Elch, im Engl. Elk, im Isländ. Yllgur, im Norweg. Elling, im Franz. Elan, im Holländ. Eeland, Eland, Elch, im Griech. αλξ, αλκƞ, im Latein. Alce. Seitdem man dieses Thier genauer kennen lernen, sind auch verschiedene ungereimte Ableitungen seines Nahmens von selbst weggefallen. Eine der erträglichsten Ableitungen lässet dieses Wort von dem alten ellen, eilen, abstammen. Allein wenn man bedenkt, daß in verschiedenen Sprachen mehrere große Thiere ähnliche Nahmen führen, so will auch diese Ableitung nicht mehr hinreichen. Das Griech. αλκƞ bedeutet mehrmals so wohl einen Löwen, als auch ein wildes Schwein. Im Wallisifchen ist Elain ein Hirschkalb, und Helahun der Tragelaphus, im Hebr. םילא, und im Slavon. Jelen, der Hirsch, im Russischen Oleen das Rennthier, und im Finnischen bedeutet Elein, und im Hungar. Allat, ein jedes großes Thier. S. auch Elephant, welches Wort seiner ersten Hälfte nach gleichfalls hierher gehöret. Vermuthlich erhält noch das Hebr. ליא und das Alte Deutsche Ellen, Stärke, den Stammbegriff dieses Wortes, zumahl da die Holländer das Elend auch Sterk, einige Deutsche Provinzen aber eine junge Kuh eine Stärke nennen, S. Elbogen; wenn man nicht lieber das folgende Elend, fremd, für das Stammwort halten will, so daß Elend eigentlich ein ausländisches Thier bedeuten würde. Die Russen nennen das Elend Loss.
 
2. Das Elend
, des -es, plur. inus. ein fremdes Land, so fern der Aufenthalt in demselben als eine Strafe, oder als eine Widerwärtigkeit angesehen wird, exilium; ein größten Theils veraltetes Wort, welches nur noch in den Redensarten vorkommt, jemanden in das Elend verweisen, ins Elend gehen, im Elende leben, das Elend bauen, d.i. als ein Fremdling in einem fremden Lande wohnen, S. 1. Bauen u.s.f. Und wie er viel Leute aus ihrem Vaterlande vertrieben hatte, so mußte er auch selbst im Elende sterben zu Lacedämon, 2 Macc. 3, 9. Sie sind neulich wieder kommen aus dem Elende darin sie waren, Jud. 5, 21.
Anm. Ehedem war dieses Wort in der jetzt gedachten Bedeutung üblicher, als es jetzt ist. Du mußt denken, daß nirgend kein Elend, sondern wo du hinkommst, daß du überall daheim seyst, Kaisersb. Es bedeutete aber nicht bloß ein fremdes Land und den Aufenthalt in demselben, sondern auch einen Vertriebenen, exulem, einen Fremdling: ja es waren auch das Beywort, elend, fremd, das Zeitwort ellenden, ein Fremdling seyn, sich ellenden, sich entfernen, nebst vielen andern Zusammensetzungen und Ableitungen üblich. Den schon von Frischen angeführten Beyspielen können noch folgende beygefüget werden. Ich was froidebere, Sorge was ellende (fremd) in minem herzen, Gottfr. von Nifen. Mir feit ein ellender bilgerin, mir sagte ein fremder Pilgrim, Rudolph von Rothenburg. O we, was eren sich ellendet (sich entfernet) von tiutschen landen! Walther von der Vogelweide. Muos sich min lip von ir elenden, (entfernen,) Fried. von Husen. Daher wird eine Herberge für fremde, ausländische Personen in den vorigen Jahrhunderten sehr häufig eine Elend-Herberge genannt. Was die Abstammung dieses Wortes betrifft, so ist dessen erste Hälfte leicht zu bestimmen. Es ist das alte el, fremd, ander, welches schon in dem Latein. alius und Griech. αλλος zum Grunde lieget, und noch in der Niedersächsischen und einigen verwandten Mundarten, wenigstens in Zusammensetzungen angetroffen wird. Dahin gehören das mittlere Latein. albanus, albanagium, das Goth. aljath, anders wohin, das Engl. else, sonst, das Nieders. elaat, welches so viel als das Hochdeutsche albern bedeutet, das gleichfalls Nieders. eeldanken, an fremde Sachen denken, das Schwed. elidheodig, ein Fremder, das Angels. elthecdig, ein Proselyt, das Oberdeutsche Ellentuom, Gefangenschaft in einem fremden Lande, welches bey dem Notker und in den Monseeischen Glossen vorkommt, das alte Elirater, ein Ausländer, Barbarus, bey dem Raban Maurus, und Eliporo, ein Fremder, in Boxhorns Glossen. In manchen großen Städten, z.B. zu Augsburg, findet man eine Straße, welche das Elend genannt wird; vielleicht weil sie zum Aufenthalte der Fremden bestimmt war. Die letzte Hälfte des Wortes Elend ist, dem Wachter zu Folge, das Deutsche Wort Land, welche Muthmaßung dadurch wahrscheinlich wird, daß dieses Wort bey dem Ottfried beständig Elilent lautet. S. auch das folgende.
 
3. Das Ēlend
, des -es, plur. inus. 1. Überhaupt, ein jeder hoher Grad der physischen so wohl als sittlichen Unvollkommenheit eines Dinges. In der Welt ist nichts wie Jammer und Elend. Er klagte mir sein Elend, den hohen Grad seiner Noth, von was für Art solche auch seyn mag. 2. Besonders. 1) Gebrechlichkeit des Leibes, schwere Krankheit. Er hat vieles Elend ausgestanden. 2) Hoher Grad der Armuth und Dürftigkeit. In großes Elend gerathen. In seinem Elende vergehen. Vor Elend verschmachten. Sich in das äußerste Elend stürzen. Jemanden aus dem Elende helfen. Da ist nichts wie Noth und Elend. 3) Bedrückung, Drangsale. Ich habe gesehen, das Elend meines Volkes in Egypten, 2 Mos. 3, 7. Siehe an mein Elend unter den Feinden, Ps. 9, 14. 4) Hoher Grad der Betrübniß, des Kummers, und anhaltender Schmerzen. Vieles Elend ausstehen. In seinem Elende vergehen. Es ist ein Elend anzusehen. Er jammert, daß es ein Elend ist, im gemeinen Leben. 5) Im gemeinen Leben, oft vermittelst einer Vergrößerung von einer jeden, auch noch so geringen unangenehmen Empfindung. Es ist ein wahres Elend mit den Dienstbothen. Es ist ein rechtes Elend, wenn mir Ein Mahl etwas fehlet, so sind mir nachdem auch die gesündesten Dinge schädlich, Gell. 6) Hoher Grad des sittlichen Verderbens, besonders im theologischen Verstande. 7) Der ganze Inbegriff der natürlichen und nothwendigen Übel, das menschliche Leben selbst, gleichfalls nur in der Kanzelberedsamkeit. Aus diesem Elende scheiden, sterben. Gott hat ihn aus diesem Elende zu sich genommen.
Anm. In Strykers altem Gedichte kommt Ellend zuerst für miseria vor, womit auch das Schwed. Elande, und das Isländ. Illendu, Illende, miseria, überein kommt. Gemeiniglich hält man diese Bedeutung für eine Figur des vorigen Wortes; allein, ob sich gleich diese Meinung zur Noth rechtfertigen ließe, so ist doch wahrscheinlicher, daß Elend in dieser Bedeutung, wenigstens seiner Form nach, ein eigenes und besonderes Wort ist. Ihre leitet es von dem alten ill, böse, schlecht, her, aus welchem vermittelst des Ableitungslautes d oder end, das Abstractum Elend geworden; so wie auf ähnliche Art aus jung, das Hauptwort Jugend, und von taugen, Tugend geworden ist. Indessen stehet es noch dahin, ob dieses ill nicht auch zu dem oben gedachten alten Worte el, alins, fremd, gehöret, so daß Elend eigentlich alles bedeuten würde, was einem Dinge fremd ist, oder zu dessen Vollkommenheit nicht gehöret. S. das folgende. Einige Mundarten sprechen das erste e in diesem Worte hoch, wie das erste e in gehen, die meisten aber tief, wie ein ä aus. In allen drey Substantiven, so wie in dem folgenden Adjective hat die erste Sylbe den gedehnten Hauptton, die zweyte aber einen sehr bestimmten halben Ton, daher man, z.B. Elend nicht mit fehlend reimen kann, weil hier die letzte Sylbe tonlos ist.
 
Sie können einen Link zu dem Wort setzen

Ansicht: Elemếnt-Stein