Adelung Wörterbuch
* Der
oder das Gau, des -es, plur. die -e, oder -en, ein in dem Hochdeutschen Sprachgebrauche größten Theils veraltetes Wort. 1) Das Land, im Gegensatze der Stadt. Auf dem Gau wohnen, auf dem Lande, bey dem Altenstaig. Die Bäcker und Metzcher im Würtembergischen gehen auf das Gau, wenn sie ihr Brot auf dem Lande verkaufen, oder auf das Land nach Vieh reisen. Eine Gäutaserne ist im Österreichischen eine Dorfschenke. 2) Ein Thal, wovon Frisch Beyspiele anführet. 3) Eine Landschaft, eine Provinz, ein Gebieth; in welcher Bedeutung dieses Wort in den mittlern Zeiten sehr häufig vorkommt, wo Deutschland und dessen Provinzen in viele Gaue vertheilet waren, deren jeder seinen Vorgesetzten hatte, welcher gemeiniglich ein Graf hieß. Eine Menge eigenthümlicher Nahmen der Örter haben dieses Wort noch aufzuweisen, so wie es in dem ehemahligen Alemannien noch häufig in der Bedeutung eines Districtes, Landstriches üblich ist.
Anm. Dieses alte Wort, welches auch Gäu geschrieben und gesprochen wird, kommt mit dem Hebr. יג, איג, und Chald. הוג, אוג, ein Thal, und dem Griech. γαια, γεια, γƞ, die Erde, genau überein. Bey dem Ulphilas lautet es Gauje, im Holl. Gaw, Goy, Goo, im Fries. Gau, im Nieders. Gohe, Göe, bey dem Ottfried Gouuo, im mittlern Lat. Gobia. S. Gauding, Gaugericht, Gaugraf u.s.f.
 
1. * Der Gauch
, des -es, plur. die -e, oder Gäuche, oder des -en, plur. die -en, ein nur im Oberdeutschen übliches Wort. 1) Ein junger unbärtiger Mensch, im verächtlichen Verstande; Ital. Cucco. Daher die ersten Haare des Bartes, die Milchhaare, im Oberdeutschen auch der Gauch, ingleichen Gauchfedern, Gauchhaare genannt werden. 2) Ein Narr; im Hochdeutschen ein Geck. Der unuuise und der gouch uuerdent verloren, Notk. Ir goucha, ihr Narren, ebend.
 
Ich wer ein gouch wolt ich mich der entsagen,
Graf Rud. von Niuwenburg.
 
Wie würden Dorf und Städte
Voll loser Jauchen seyn!
Opitz.
 
Kaisersberg gebraucht auch das Fämin. die Gäuchinn, für eine Närrin. 3) Ein Blendwerk, ein Gespenst. 4) Die Spanische Fliege, oder der grüne stinkende Käfer mit langen Füßen, der in den Apotheken gebraucht wird; Meloe vesicatorius L. S. Gaukeln und Geck, welche im Hochdeutschen von diesem Worte abstammen.
 
2. * Der Gauch
, des -es, plur. die -e, oder des -en, plur. die -en, eine Oberdeutsche Benennung verschiedener Vögel, deren Geschrey durch dieses Wort nachgeahmet wird. 1) Am häufigsten des Guckgucks.
 
Ein Gauch singt gauchgauch dick und lang,
Wie jeder Vogel sein Gesang,
Kaisersb.
 
Im Engl. heißt dieser Vogel Gawk, im Angels. Gaec. Siehe Guckguck. 2) Der Krähe; im Alemann. Cauha, im Engl. Chough. 3) Der Dohle; im Nieders. Kayke, Franz. Gay. S. Dohle. 4) Des Uhuhes, der im Oberdeutschen auch Auf und Gauf genannt wird. S. Uhu.
 
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