Adelung Wörterbuch
Dünger
, des -s, plur. von mehrern Arten, ut nom. sing. 1) Alles, wodurch ein Acker gedünget oder fruchtbar gemacht wird. In diesem Verstande werden Märgel, Asche, Salze, Horn u.s.f. mit unter dem Nahmen des Düngers verstanden. 2) In engerer Bedeutung, die mit Stroh oder Laub vermischten Auswürfe der Thiere; im gemeinen Leben der Mist. Anm. Im Oberdeutschen lautet dieses Wort der Dung, und in einigen Gegenden die Dünge. Das Engl. Dung, Angels. Dinca, Schwed. Dynga, Finnländ. Tungio kommen mit dem Deutschen in der zweyten Bedeutung überein. Da Dyng, Dynga im Schwedischen und Dänischen auch einen Haufen bedeutet, so glaubt Ihre, daß die Benennung des Dunges oder Düngers daher rühre, weil man denselben gemeiniglich in Haufen aufzuschütten pflege; eine Ableitung, die dieses sonst so scharfsinnigen Wortforschers nicht würdig ist. Dung scheinet vielmehr ursprünglich den natürlichen thierischen Auswurf zu bedeuten. Dyngan bedeutet im Angels. diesen Auswurf von sich geben, und bedung im Engl. mit Koth besudeln. S. Stinken, welches bloß durch den Zischlaut von diesem Worte unterschieden zu seyn scheinet. Übrigens wird der Dünger oder Mist im Nieders. auch die Gaare, von dem alten Gor, Hor, Koth, (S. Hornung,) die Geile, der Scheren, Scharn, Angels. scearn, Schwed. und Isländ. skarn, Griech. σκωρ, genannt.
 
1. Der Dünkel
, eine Art Getreides, S. Dinkel.
 
2. Der Dünkel
, des -s, plur. car. von dem Verbo dünken. 1) Das Gutdünken, eine jede Meinung, besonders ungegründete Meinung, ein Vorurtheil. In London kann ein jeder ohne Einschränkung nach seinem eigenen Dünkel leben. So habe ich sie gelassen in ihres Herzens Dünkel, daß sie wandeln nach ihrem Rath, Ps. 81, 13. Allen, die nach ihres Herzens Dünkel wandeln, Jer. 33, 17. In dieser Bedeutung ist es im Hochdeutschen wenig mehr gebräuchlich. 2) Die stolze Einbildung von seinen Fähigkeiten, von seinem Werthe. Aber ruchloser Dünkel ist ferne von Gott, Weish. 1, 3. Er wird nicht bestehen, denn er ist in seinem eiteln Dünkel betrogen, Hiob 15, 31. Er besitzt einen unerträglichen Dünkel. Sein Dünkel ist unausstehlich. S. Eigendünkel. Figürlich auch wohl Personen, welche einen großen Dünkel besitzen.
 
Der Dünkel meistre dich; es mag die Thorheit richten,
Haged.
 
S. Dünken.
 
1. Dunkel
, adv. welches nur im Bergbaue üblich. Eine Zeche dunkel hauen, sie einfallen, zu Grunde gehen lassen, alle Strossen und Bergfesten weghauen, und die Strecken und Schächte nicht mit der gehörigen Zimmerung versehen. Die Bergleute sprechen dieses Wort auch türkel aus; allein beyder Ursprung und eigentliche Bedeutung ist dunkel. Im Nieders. bedeutet dungeln, und im Engl. dangle, schwebend herab hangen, welches sich wenigstens für solche Gänge und Strecken schicken würde, welche ihrer Bergfesten beraubet worden. In andern niedrigen Mundarten ist torkeln taumeln. Doch die Abstammung mag seyn welche sie will, so wird sich dieses bergmännische dunkel wohl nicht ohne großen Zwang von dem folgenden ableiten lassen.
 
2. Dunkel
, -er, -ste, adj. et adv. 1. Eigentlich, schwärzlich, ein wenig schwarz. In dieser längst veralteten Bedeutung wird es nur noch von den Farben gebraucht, im Gegensatze des hell. Eine dunkele Farbe. Die Farbe ist sehr dunkel. Der Zeug ist für mich zu dunkel. So auch in den Zusammensetzungen dunkelblau, dunkelgelb, dunkelroth, dunkelgrün. Die Gemählde werden mit der Zeit dunkel, wenn ihre Farben dunkeler werden; S. Nachdunkeln. Dunkel halten, bey den Mahlern, eine dunklere Farbe geben; Franz. rembrunir. 2. Figürlich. 1) Des Lichtes beraubt, finster. Ein dunkeles Zimmer. Ein Zimmer dunkel machen. Ich sitze nicht gerne im Dunkeln. Wie ein Blinder tappet im Dunkeln, 5. Mos. 28, 29. Oft auch nur in so weit des Lichtes beraubet, daß man die Gegenstände nicht gehörig unterscheiden kann. Es fängt an, dunkel zu werden. Ein dunkeler Wald. Eine dunkele Wolke. Dunkele Schatten. Ein dunkeler Körper, welcher nur durch Hülfe leuchtender Körper gesehen werden kann. 2) Trübe, von solchen Gegenständen, welche den Lichtstrahlen den freyen Durchgang verhindern. Dunkeles Wetter. Ein dunkeler Tag. Ein dunkeles Glas. Isaacs Augen wurden dunkel, 1 Mos. 27, 1, sie ließen nicht Lichtsrahlen genug durch, daher auch seine Kraft zu sehen geschwächt wurde. 3) Unkenntlich. Meine Gestalt ist dunkel worden für Trauren, Hiob 17, 7, welche Bedeutung doch ungewöhnlich ist. 4) Unbekannt. Er öffnet die finstere Gründe und bringet heraus das Dunkel an das Licht, Hiob 12, 22. Seine Abkunft ist sehr dunkel. Ein Mensch von dunklem Herkommen. Ingleichen ungewiß. Das Gegenwärtige sehen wir wohl, aber die Zukunft ist uns dunkel. Der Erfolg ist noch sehr dunkel. 5) Der nöthigen Klarheit beraubt. Dunkele Worte, eine dunkele Rede, deren Sinn uns unverständlich ist, in welcher wir das Mannigfaltige nicht gehörig unterscheiden können. Ein dunkeler Begriff, der nicht hinreicht, die Sache von allen andern zu unterscheiden; im Gegensatze des klaren. Er schreibt sehr dunkel. Das Räthsel ist mir zu dunkel. Aus einer dunkelen Ahndung flossen meine Thränen. 6) Unberühmt. Im Dunkeln leben. Hier in dieser einsamen Wüste soll mein dunkeles Leben ungesehn dahin fließen. Ohne über die Hütte zu seufzen, worein ich dein dunkeles Schicksal gesteckt, Dusch.
 
Wenn unsre Thaten uns nicht aus dem Dunkeln heben,
Was für ein Unterschied ist leben und nicht leben?
Schleg.
 
7) Einige Sprachlehrer haben auch das hohe e, das e fermé der Franzosen, wie es in der ersten Sylbe der Wörter gehen, stehen, ausgesprochen wird, ein dunkeles e genannt, obgleich nicht abzusehen ist, aus was für einem Grunde. Andere belegen das tiefe e oder e ouvert der Franzosen, welches in der Aussprache dem ä gleicht, wie es in den ersten Sylben der Wörter leben, geben, lautet, mit diesem Nahmen, und diese haben noch einigen Grund für sich, weil dunkel auch von einem Tone gebraucht werden könnte, den man nicht hinlänglich von andern Tönen unterscheiden kann. S. E.
Anm. Im Oberdeutschen lautet dieses Wort tunkel, bey dem Ottfried dunkal, bey dem Notker tunchel, in dem Fragmente eines Gedichtes auf Carls des Großen Feldzug bey dem Schilter tunker, im Dän. und Schwed. dunkel. Das n ist der gewöhnliche Begleiter der Kehlbuchstaben in den nieselnden Mundarten. Dunkel ist daher einerley mit dem alten Fränkischen doggen, dougen, bey dem Tatian dougli, im Angels. doc, dunkel, finster, und figürlich heimlich, verborgen. Tökn bedeutet im Schwedischen, wie Taage im Dänischen, und Thoku im Isländischen den Nebel, Dunst. Daß dieses Wort anfänglich vermuthlich schwarz bedeutet habe, erhellet aus dem Isländ. daukr, schwarz, dokna, schwarz werden, und aus dem Wallis. du, schwarz. S. Finster und Düster.
 
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