Adelung Wörterbuch
Beurtheilen
, verb. reg. act. sein Urtheil über eine Sache fällen, in der weitesten Bedeutung. Die Wahrheit einer Erzählung beurtheilen, bemerken, in wie fern ihr der Begriff der Wahrheit zukomme. In engerer Bedeutung, das Gute oder Böse, das Nützliche oder Schädliche u.s.f. an einer Sache entdecken. Derjenige Begriff, dessen Übereinstimmung oder Verschiedenheit mit dem Gegenstande man entdecket, und der gleichsam das Maß ausmacht, bekommt das Vorwort nach. Andere Leute nach sich, eine Wahrheit nach seinen Vorurtheilen, etwas nach seinem Geschmacke, nach seinen Empfindungen beurtheilen. Sie beurtheilen die Glückseligkeit allein nach der Lüsternheit ihrer Leidenschaften, Dusch. Daher die Beurtheilung, die Handlung des Beurtheilens, und die Beurtheilungskraft, plur. inus. das Vermögen des Verstandes, die Übereinstimmung oder Verschiedenheit der Begriffe zu entdecken; und in engerer Bedeutung, das Vermögen, das Gute oder Böse an einer Sache genau zu bemerken.
1. Die Beute
, plur. inus. dasjenige was dem Feinde im Kriege an beweglichen Gütern abgenommen wird. Beute machen, dem Feinde dergleichen Sachen abnehmen. Eine Sache Beute machen, sie auf solche Art bekommen. Auf Beute ausgehen. Mein ganzes Vermögen ist dem Feinde zur Beute geworden. Mit Beute beladen zurück kommen. Die Beute theilen.
Anm. Beute, Enlg. Booty, Dän. Bytte, Hölland. Buyt, Schwed. und Isländ. Byta, Französ. Butin, Ital. Botino, ist wunderlichen Ableitungen ausgesetzet gewesen. Martinius leitet es von ποθƞ, Verlangen, Wachter von β##θƞτειν, einen Ochsen opfern, Ihre von dem Schwed. byta, tauschen, wovon auch in Niedersachsen büten, für tauschen üblich ist. Es scheinet, daß Beute ehedem einen jeden Theil, und besonders den Theil eines Gewinnes bedeutet habe. Das übrige kam alß an die Beut, ward vertheilet, heißt es in dem 1514 gedruckten Deutschen Livius, S. 12. Das gut ließ er alles nemen und verbüten, ebend. S. 13. In dem Lünerburgischen Salzwerke bedeutet, in die Beut kommen, dem Frisch zu Folge, noch jetzt in die Theilung kommen, und Beutmeister ist daselbst eine Person, die den Gewinn vertheilet. S. auch Ausbeute. Wem diese Ableitung noch nicht Genüge thut, mag sehen, ob die vom dem veralteten Bat, Nutzen, Vortheil, und batten, nützen, wahrscheinlicher ist. S. Besser. Das Verbum beuten, Beute machen, erbeuten, ist nur noch in Oberdeutschland üblich.
2. Die Beute
, plur. die -n, ein Nahme, welcher im gemeinen Leben noch einer doppelten Art von hölzernen Gefäßen beygeleget wird. 1) Bey den Bäckern, einem großen Backtroge, worin der Teig geknetet wird, der in der Mitte einen Unterschied hat, und zweyen an einander gestoßenen Mulden gleicht. Bey einigen wird nur der Deckel dieses Troges Beute genannt, und weil er oft die Stelle eines Tisches vertreten muß, so heißt auch wohl ein jeder Backtisch eine Beute. 2) Einem hölzernen Bienenstocke. Bestehet er aus einem ausgehöhlten Klotze, so heißt er eine Klotzbeute, ist er aber aus Bretern zusammen gesetzet, eine Bretbeute. Daher die Beutenheide, ein Wald, worin Bienenstöcke mit wilden Bienen angetroffen werden; das Beutenhonig, Honig von wilden Bienen, im Gegensatze des Gartenhonigs; die Beuthacke, eine Art, womit die Beuten ausgehauen werden; der Beutner, der die Aufsicht über die wilden Bienen in einem Walde hat, u.s.f. S. auch Zeidler.
Anm. Beute in der zweyten Bedeutung lautet in Preußen Büte und Büten. Schon bey dem Raban Maurus, ist Piutta, und in Leibnitzens Collectan. Byda, alvearium. Da dieses Wort nur in den Gegenden üblich ist, wo die Slavonische Sprache ehedem geredet wurde, oder noch geredet wird, so leitet Frisch es von dem Slavon. byti, wohnen, her. Es scheinet aber, daß dieses Wort zu Butte gehöret, und ein jedes hölzernes Gefäß bedeutet. In einigen, besonders Oberdeutschen Gegenden, ist dieses Wort männlichen Geschlechtes, und lautet daselbst der Beuten, des -s, plur. ut nom. sing.
1. Der Beutel
, des -s, plur. ut nom. sing. Diminutivum das Beutelchen, ein kleiner Sack, etwas darin zu verwahren, besonders Geld darin aufzubehalten, und bey sich zu tragen. Figürlich, 1) das darin befindliche Geld, und nach einer noch weitern Figur, der Vermögenszustand. Seinen Beutel füllen, oder spicken, sich bereichern. Sich nach seinem Beutel (Vermögen) richten. Aus seinem eigenen Beutel (auf seine eigene Kosten) zehren. Welche und andere ähnliche R.A. doch insgesammt gemein und niedrig sind. 2) Der öffentliche Schatz, die Casse einer Gemeinheit, einer Stadt, oder eines Landes; doch nur in einigen Gegenden. Gemeiner Stadt Beutel, die Stadt-Casse. Der Armenbeutel, die Armen-Casse. S. auch Beutelherr. 3) Bey den Türken ist Beutel eine Art das Geld zu zählen, indem ein solcher Beutel 500 Löwenthaler hält.
Anm. Beutel lautet im Nieders. Büdel, Büel. Pytel ist im Böhmischen ein Sack. Es ist vermuthlich mit dem vorigen verwandt, so daß der Begriff des hohlen Raumes der herrschende ist.
2. Der Beutel
, des -s, plur. ut nom. sing. ein Sieb in den Mühlen, welches einige Ähnlichkeit mit einem Beutel hat, von einem besondern Werkzeuge beständig erschüttert wird, und dadurch die Absonderung des feinen Mehles von der Kleye befördert. Das Mehl durch den Beutel lassen.
Anm. Ein solcher Beutel in den Mühlen heißt in dem Lateine der mittlern Zeiten bey dem du Fresne und Carpentier, Batillus, Buletellum, Buletellus und Bultellus, Französ. Bluteau, alt Französ. Batel, Pohlnisch Pytel; beuteln aber, oder durch ein solches Sieb laufen lassen, im mittlern Lateine buletare, Franz. bluter, Engl. to bolt, Holländ. buydelen. Du Freene hält das Bretagnische Bleut, reines Mehl, Lat. Pollen, im Deutschen an einigen Orten Poll, für das Stammwort. Die meisten Deutschen Sprachforscher halten es mit dem vorigen für einerley Wort, welches auch die Ähnlichkeit dieses Siebes mit einem Beutel nicht unwahrscheinlich macht. Allein es scheinet doch, daß mit dieser Benennung vornehmlich auf die beständige Erschütterung gesehen werde, in welcher dieses Sieb erhalten wird, und daß dieses Wort zu dem Geschlechte des veralteten batten, schlagen, Franz. battre, gehöre. Sich beuteln, heißt im Oberdeutschen sich schütteln, wie man thut, wenn einem ein Schauer überläuft, und das folgende Beutelsieb, läßt sich wohl auch nicht anders erklären, als durch ein Sieb, welches gebeutelt, d.i. hin und her beweget wird. S. Beutheye, Beuteln, ingleichen das folgende.
3. Der Beutel
, des -s, plur. ut nom. sing. in der Landwirthschaft, ein rundes Holz mit einem dünnen Griffe, mit welchem der Flachs an einigen Orten vor dem Brachen, auf einem flachen Balken würde geklopfet wird; ein Bläuel, Schlägel. S. Beuteln.
Anm. Dieses Wort erhält nebst dem Engl. Beetle noch das Andenken des im Deutschen veralteten Zeitwortes batten, schlagen, welches noch in dem Franz. battre, dem Schwed. badda, dem Wallis. baeddu, und dem Latein. battuo, oder batuo übrig ist. Im Angels. hieß dieses Zeitwort beatan, Engl. to beat.
4. Der Beutel
, des -s, plur. ut nom. sing. bey den Tischlern und Zimmerleuten, eine Art Meißel oder Stämmeisen. Der Stechbeutel, ein Stecheisen, oder Stämmeisen zum Stechen. Der Lochbeutel, ein Meißel, oder Stämmeisen, Löcher damit in das Holz zu arbeiten.
Anm. In dieser Bedeutung hat Beutel mit den vorigen Wörtern nichts als den Klang gemein. Es stammet ohne Zweifel von biten, der Niedersächsischen Aussprache des Verbi beißen ab, und bedeutet eigentlich ein jedes scharfes Werkzeug. Im Holländ. ist Beytel ein Keil. Im Oberdeutschen lautet dieses Wort, wenigstens bey dem Apherdian und Pictorius, Beißel und Byßle. Dieses aber ist von dem Oberdeutschen Biß, Bissen, welches, dem Frisch zu Folge, bey dem Pictorius, Frisius und Dasipodius einen Keil bedeutet. Es sollte also billig mit einem i, Beitel geschrieben werden. Das Dänische Beitel, Bittel, bedeutet gleichfalls ein Locheisen.
1. Die Beute
, plur. inus. dasjenige was dem Feinde im Kriege an beweglichen Gütern abgenommen wird. Beute machen, dem Feinde dergleichen Sachen abnehmen. Eine Sache Beute machen, sie auf solche Art bekommen. Auf Beute ausgehen. Mein ganzes Vermögen ist dem Feinde zur Beute geworden. Mit Beute beladen zurück kommen. Die Beute theilen.
Anm. Beute, Enlg. Booty, Dän. Bytte, Hölland. Buyt, Schwed. und Isländ. Byta, Französ. Butin, Ital. Botino, ist wunderlichen Ableitungen ausgesetzet gewesen. Martinius leitet es von ποθƞ, Verlangen, Wachter von β##θƞτειν, einen Ochsen opfern, Ihre von dem Schwed. byta, tauschen, wovon auch in Niedersachsen büten, für tauschen üblich ist. Es scheinet, daß Beute ehedem einen jeden Theil, und besonders den Theil eines Gewinnes bedeutet habe. Das übrige kam alß an die Beut, ward vertheilet, heißt es in dem 1514 gedruckten Deutschen Livius, S. 12. Das gut ließ er alles nemen und verbüten, ebend. S. 13. In dem Lünerburgischen Salzwerke bedeutet, in die Beut kommen, dem Frisch zu Folge, noch jetzt in die Theilung kommen, und Beutmeister ist daselbst eine Person, die den Gewinn vertheilet. S. auch Ausbeute. Wem diese Ableitung noch nicht Genüge thut, mag sehen, ob die vom dem veralteten Bat, Nutzen, Vortheil, und batten, nützen, wahrscheinlicher ist. S. Besser. Das Verbum beuten, Beute machen, erbeuten, ist nur noch in Oberdeutschland üblich.
2. Die Beute
, plur. die -n, ein Nahme, welcher im gemeinen Leben noch einer doppelten Art von hölzernen Gefäßen beygeleget wird. 1) Bey den Bäckern, einem großen Backtroge, worin der Teig geknetet wird, der in der Mitte einen Unterschied hat, und zweyen an einander gestoßenen Mulden gleicht. Bey einigen wird nur der Deckel dieses Troges Beute genannt, und weil er oft die Stelle eines Tisches vertreten muß, so heißt auch wohl ein jeder Backtisch eine Beute. 2) Einem hölzernen Bienenstocke. Bestehet er aus einem ausgehöhlten Klotze, so heißt er eine Klotzbeute, ist er aber aus Bretern zusammen gesetzet, eine Bretbeute. Daher die Beutenheide, ein Wald, worin Bienenstöcke mit wilden Bienen angetroffen werden; das Beutenhonig, Honig von wilden Bienen, im Gegensatze des Gartenhonigs; die Beuthacke, eine Art, womit die Beuten ausgehauen werden; der Beutner, der die Aufsicht über die wilden Bienen in einem Walde hat, u.s.f. S. auch Zeidler.
Anm. Beute in der zweyten Bedeutung lautet in Preußen Büte und Büten. Schon bey dem Raban Maurus, ist Piutta, und in Leibnitzens Collectan. Byda, alvearium. Da dieses Wort nur in den Gegenden üblich ist, wo die Slavonische Sprache ehedem geredet wurde, oder noch geredet wird, so leitet Frisch es von dem Slavon. byti, wohnen, her. Es scheinet aber, daß dieses Wort zu Butte gehöret, und ein jedes hölzernes Gefäß bedeutet. In einigen, besonders Oberdeutschen Gegenden, ist dieses Wort männlichen Geschlechtes, und lautet daselbst der Beuten, des -s, plur. ut nom. sing.
1. Der Beutel
, des -s, plur. ut nom. sing. Diminutivum das Beutelchen, ein kleiner Sack, etwas darin zu verwahren, besonders Geld darin aufzubehalten, und bey sich zu tragen. Figürlich, 1) das darin befindliche Geld, und nach einer noch weitern Figur, der Vermögenszustand. Seinen Beutel füllen, oder spicken, sich bereichern. Sich nach seinem Beutel (Vermögen) richten. Aus seinem eigenen Beutel (auf seine eigene Kosten) zehren. Welche und andere ähnliche R.A. doch insgesammt gemein und niedrig sind. 2) Der öffentliche Schatz, die Casse einer Gemeinheit, einer Stadt, oder eines Landes; doch nur in einigen Gegenden. Gemeiner Stadt Beutel, die Stadt-Casse. Der Armenbeutel, die Armen-Casse. S. auch Beutelherr. 3) Bey den Türken ist Beutel eine Art das Geld zu zählen, indem ein solcher Beutel 500 Löwenthaler hält.
Anm. Beutel lautet im Nieders. Büdel, Büel. Pytel ist im Böhmischen ein Sack. Es ist vermuthlich mit dem vorigen verwandt, so daß der Begriff des hohlen Raumes der herrschende ist.
2. Der Beutel
, des -s, plur. ut nom. sing. ein Sieb in den Mühlen, welches einige Ähnlichkeit mit einem Beutel hat, von einem besondern Werkzeuge beständig erschüttert wird, und dadurch die Absonderung des feinen Mehles von der Kleye befördert. Das Mehl durch den Beutel lassen.
Anm. Ein solcher Beutel in den Mühlen heißt in dem Lateine der mittlern Zeiten bey dem du Fresne und Carpentier, Batillus, Buletellum, Buletellus und Bultellus, Französ. Bluteau, alt Französ. Batel, Pohlnisch Pytel; beuteln aber, oder durch ein solches Sieb laufen lassen, im mittlern Lateine buletare, Franz. bluter, Engl. to bolt, Holländ. buydelen. Du Freene hält das Bretagnische Bleut, reines Mehl, Lat. Pollen, im Deutschen an einigen Orten Poll, für das Stammwort. Die meisten Deutschen Sprachforscher halten es mit dem vorigen für einerley Wort, welches auch die Ähnlichkeit dieses Siebes mit einem Beutel nicht unwahrscheinlich macht. Allein es scheinet doch, daß mit dieser Benennung vornehmlich auf die beständige Erschütterung gesehen werde, in welcher dieses Sieb erhalten wird, und daß dieses Wort zu dem Geschlechte des veralteten batten, schlagen, Franz. battre, gehöre. Sich beuteln, heißt im Oberdeutschen sich schütteln, wie man thut, wenn einem ein Schauer überläuft, und das folgende Beutelsieb, läßt sich wohl auch nicht anders erklären, als durch ein Sieb, welches gebeutelt, d.i. hin und her beweget wird. S. Beutheye, Beuteln, ingleichen das folgende.
3. Der Beutel
, des -s, plur. ut nom. sing. in der Landwirthschaft, ein rundes Holz mit einem dünnen Griffe, mit welchem der Flachs an einigen Orten vor dem Brachen, auf einem flachen Balken würde geklopfet wird; ein Bläuel, Schlägel. S. Beuteln.
Anm. Dieses Wort erhält nebst dem Engl. Beetle noch das Andenken des im Deutschen veralteten Zeitwortes batten, schlagen, welches noch in dem Franz. battre, dem Schwed. badda, dem Wallis. baeddu, und dem Latein. battuo, oder batuo übrig ist. Im Angels. hieß dieses Zeitwort beatan, Engl. to beat.
4. Der Beutel
, des -s, plur. ut nom. sing. bey den Tischlern und Zimmerleuten, eine Art Meißel oder Stämmeisen. Der Stechbeutel, ein Stecheisen, oder Stämmeisen zum Stechen. Der Lochbeutel, ein Meißel, oder Stämmeisen, Löcher damit in das Holz zu arbeiten.
Anm. In dieser Bedeutung hat Beutel mit den vorigen Wörtern nichts als den Klang gemein. Es stammet ohne Zweifel von biten, der Niedersächsischen Aussprache des Verbi beißen ab, und bedeutet eigentlich ein jedes scharfes Werkzeug. Im Holländ. ist Beytel ein Keil. Im Oberdeutschen lautet dieses Wort, wenigstens bey dem Apherdian und Pictorius, Beißel und Byßle. Dieses aber ist von dem Oberdeutschen Biß, Bissen, welches, dem Frisch zu Folge, bey dem Pictorius, Frisius und Dasipodius einen Keil bedeutet. Es sollte also billig mit einem i, Beitel geschrieben werden. Das Dänische Beitel, Bittel, bedeutet gleichfalls ein Locheisen.