Adelung Wörterbuch
Baueisen
, des -s, plur. ut nom. sing. Eisen, welche den Baugefangenen an manchen Orten, z.B. zu Dresden, an die Füße geschmiedet werden.
1. Bauen
, verb. reg. act. welches noch in einer gedoppelten Bedeutung gebraucht wird. 1. Wohnen, sich an einem Orte aufhalten; so wohl von dem beständigen Aufenthalte an einem Orte, in welchem Verstande man nur noch im Hochdeutschen sagt, das Elend bauen, sich im Elende, oder außerhalb seinem Vaterlande aufhalten.
Daß ich vor langer Zeit
Von meinem Vater daheym muß reyt
Frömde Land und Leut zu pawen,
Theuerd. Kap. 116.
Als auch von einem kurzen Aufenthalte, wie besuchen; in welchem Verstande man im gemeinen Leben noch häufig sagt: einen Jahrmarkt, eine Messe bauen, als Verkäufer besuchen.
Viel lieben von dem Strand auf einen hinzuschauen,
Der in Gewitters Noth die strenge See muß bauen,
Opitz.
S. auch Baulich.
2. Tragbar, nutzbar machen. 1) Eigentlich von dem Acker. Den Acker, das Feld bauen, den Acker zubereiten, daß er Früchte bringen kann. Ein gebauetes Land. Hier liegen viele Plätze ungebauet. Einen Garten, einen Weinberg bauen. 2) In weiterer Bedeutung, auch von der Gewinnung der Erze mit allen dazu gehörigen Nebenarbeiten. Ein Bergwerk bauen es bearbeiten. Eine Grube bauet sich frey, wenn sie so viele Ausbeute gibt, als die Kosten erfordern. 3) Durch Bauen, d.i. Bearbeiten, Bestellen erzeugen, vornehmlich von Feldfrüchten. Wir haben dieses Jahr wenig Getreide gebauet. In diesem Lande bauet man vielen Weitzen. Vielen Flachs, Hopfen, Wein bauen. Ein wenig uneigentlich ist es daher, wenn man auch Honig, Seide, Wolle u.s.f. bauet, wofür erzeugen oder ein anderer ähnlicher Ausdruck schicklicher ist. So auch der Bau, denn die Bauung ist nicht gewöhnlich.
Anm. Die Bedeutung des Wohnens ist schon sehr alt, indem bua, boo, bey dem Ulphilas, puan bey dem Kero, buen, buiuuen bey dem Ottfried, und byan im Angelsächsischen eben das bedeuten. In den spätern Zeiten ist wohnen daraus entstanden, welches im Dänischen noch jetzt bon lautet. Um die zweyte Hauptbedeutung aus der ersten des Wohnens herzuleiten, muß man sich an die unstäte und herum schweifende Lebensart der ältesten Völker erinnern, welche noch jetzt bey vielen Tartarischen Horden Statt findet. So bald die Noth ein solches Volk zwinget, auf die Bestellung des Feldes zu denken, so bald muß es sich auch auf eine beständigere Art daselbst aufhalten, und daher ist es vermuthlich gekommen, daß bey der anfänglichen Armuth der Sprachen bauen so wohl für wohnen, als bestellen, bearbeiten gebraucht wurde.
2. Bauen
, verb. reg. in welchem der Begriff der Höhe der herrschende ist, und welches in gedoppelter Gattung vorkommt.
I. Als ein Neutrum, mit dem Hülfsworte haben, sich in der Höhe erstrecken, hoch seyn, mit der vierten Endung des Maßes; in welcher Bedeutung es doch nur als ein Kunstwort der Werkleute, Förster u.s.f. üblich ist. Der Baum bauet 50 Fuß, wenn er 50 Fuß hoch ist. In engerer Bedeutung gebraucht man es nur von derjenigen Höhe, in welcher ein Baum zu Bauholz tauget, mit Ausschließung der Spitze. Ferner für hervor ragen, hervor stehen. Die Sakristeyen bauen auf jeder Seite sechs Ellen heraus, wenn sie um so viel hervor ragen. Figürlich gemäß seyn, überein stimmen, doch wohl nur allein von Bauwerken. Damit die Lage der Kirche mit der Gasse besser baue, besser überein stimme. Das bauet nicht, sagt man im gemeinen Leben von Tischler- und andern ähnlichen Arbeiten, wenn sie kein gutes Verhältniß gegen einander haben.
II. Als ein Activum, zusammen setzen, aufführen, und zwar, 1) eigentlich von Gebäuden, ein Gebäude aufführen. Ein Haus, einen Stall, ein Schloß, ein Schiff bauen. Eine Stadt, einen Thurm, eine Festung bauen. Schlösser in die Luft bauen, figürlich, chimärische Entwürfe machen. Der Mann, auf den ich Schlösser gebauet hätte, hintergeht mich, figürlich, dem ich alles anvertrauet hätte, auf den ich mich völlig verlassen hätte. Ingleichen absolute, mit Auslassung des Accusativs. Sich arm bauen. Wer am Wege bauet, hat viel Meister. In welcher Wortfügung bauen auch zuweilen so viel als an Gebäuden ändern, bessern, bedeutet. Er hat immer was zu bauen.
2) In weiterer Bedeutung, wird dieses Wort zuweilen auch von der Zusammensetzung kleiner vergänglicher Arbeiten gebraucht, die man sonst eben nicht Gebäude zu nennen pflegt. Eine Kanzel, einen Altar bauen. Ein großes Faß zusammen setzen, heißt bey den Böttchern, ein Faß bauen, dagegen sie von kleinern nur das Zeitwort aufschlagen gebrauchen. Von den Vögeln sagt man gleichfalls, daß sie ihre Nester bauen, und da gebraucht man es auch wohl zuweilen absolute; z.B. dieser Vogel bauet auf den höchsten Bäumen. So auch von den Ameisen, und andern Thieren, welche sich künstliche Wohnungen verfertigen. Die kleinen schwarzen Ameisen bauen im Getreide und auf Wiesen. Die Biene bauet, wenn sie ihr Gewirk macht.
3) Figürlich. (a) Von der äußern Gestalt, und besonders dem Verhältnisse der Theile gegen das Ganze, von Menschen und einigen Thieren; in welcher Bedeutung aber nur das Mittelwort gebauet Statt findet. Eine wohl gebauete Brust. Das Pferd ist sehr schön gebauet.
Ein Edelmann, sehr wohl gebaut,
Weiße.
(b) Auf etwas bauen, sich darauf verlassen. Auf den Sand bauen, ein ungegründetes Vertrauen auf etwas setzen. O wenn er es erfähret, daß ich von alle dem nichts mehr habe, worauf er seine letzte Hoffnung bauet! Weiße. Das ist schön, daß er nicht schwört, desto mehr kannst du auf sein Wort bauen, Gell. Hierauf ist nicht zu bauen, man kann sich nicht darauf verlassen. (c) * Erhalten und vermehren, doch nur in der biblischen Sprechart. Gott baue das Haus Israel. (d) * Für erbauen, figürlich. Darum ermahnet euch unter einander, und bauet einer den andern, wie ihr denn thut, 1 Thessal. 5, 11. So auch Apostelg. 9, 31. Welche Bedeutung im Hochdeutschen gleichfalls ungewöhnlich ist.
Anm. 1. Wenn bauen mit dem Vorworte auf verbunden wird, so erfordert dieses ordentlich die vierte Endung des Hauptwortes, weil dabey zunächst auf den Ort gesehen wird, auf welchen die Bewegung gerichtet ist. Ein Haus auf einen Felsen, auf den Sand bauen. In einigen Fällen aber findet auch die dritte Endung Statt, besonders wenn nicht bloß der Platz, welchen das Gebäude einnimmt, sondern die Gegend überhaupt angedeutet wird. Du hießest mich ein Haus bauen auf deinem heiligen Berge, Weish. 9, 8. In der figürlichen Bedeutung hingegen wird alle Mahl die vierte Endung erfordert.
Anm. 2. Auch dieses Wort ist bereits sehr alt. Schon das vorhin angeführte Gothische bua und boo, besonders aber das Frequentativum bygga, bedeutete aedificare. Bajith, zusammen gezogen Beth, Baitha, Betha, Baito, Baiton, Bet, bedeuten fast in allen ältern morgenländischen Sprachen, einen Ort, wo man wohnet, ein Haus, Gebäude. Bathanum ist bey den heutigen Malabaren eine Stadt, und Wuda, ein Haus. Boy, Poy, bedeutet bey den Mungalen eine Wohnung, und Abat, bey den Persern ein Haus. Selbst bey einigen Amerikanischen Völkern, sind Boa, Wetu, und Pat, für eine Wohnung üblich. Man findet dieses Wort auch in den Slavonischen Mundarten; denn Bauda, Buda, Bude und Podworie, bedeuten im Pohlnischen, Wendischen, Böhmischen und Russischen ein Haus. S. auch Bude. Es ist wenigstens sehr wahrscheinlich, daß in diesem Worte der Begriff der Höhe der herrschende ist, S. Baum. Übrigens ist noch dieß anzumerken, daß bauen in der Alemannischen Mundart irregulär abgewandelt wird, wenigstens hat es im Particip. Pass. daselbst noch jetzt gebauen, für gebauet.
1. Bauen
, verb. reg. act. welches noch in einer gedoppelten Bedeutung gebraucht wird. 1. Wohnen, sich an einem Orte aufhalten; so wohl von dem beständigen Aufenthalte an einem Orte, in welchem Verstande man nur noch im Hochdeutschen sagt, das Elend bauen, sich im Elende, oder außerhalb seinem Vaterlande aufhalten.
Daß ich vor langer Zeit
Von meinem Vater daheym muß reyt
Frömde Land und Leut zu pawen,
Theuerd. Kap. 116.
Als auch von einem kurzen Aufenthalte, wie besuchen; in welchem Verstande man im gemeinen Leben noch häufig sagt: einen Jahrmarkt, eine Messe bauen, als Verkäufer besuchen.
Viel lieben von dem Strand auf einen hinzuschauen,
Der in Gewitters Noth die strenge See muß bauen,
Opitz.
S. auch Baulich.
2. Tragbar, nutzbar machen. 1) Eigentlich von dem Acker. Den Acker, das Feld bauen, den Acker zubereiten, daß er Früchte bringen kann. Ein gebauetes Land. Hier liegen viele Plätze ungebauet. Einen Garten, einen Weinberg bauen. 2) In weiterer Bedeutung, auch von der Gewinnung der Erze mit allen dazu gehörigen Nebenarbeiten. Ein Bergwerk bauen es bearbeiten. Eine Grube bauet sich frey, wenn sie so viele Ausbeute gibt, als die Kosten erfordern. 3) Durch Bauen, d.i. Bearbeiten, Bestellen erzeugen, vornehmlich von Feldfrüchten. Wir haben dieses Jahr wenig Getreide gebauet. In diesem Lande bauet man vielen Weitzen. Vielen Flachs, Hopfen, Wein bauen. Ein wenig uneigentlich ist es daher, wenn man auch Honig, Seide, Wolle u.s.f. bauet, wofür erzeugen oder ein anderer ähnlicher Ausdruck schicklicher ist. So auch der Bau, denn die Bauung ist nicht gewöhnlich.
Anm. Die Bedeutung des Wohnens ist schon sehr alt, indem bua, boo, bey dem Ulphilas, puan bey dem Kero, buen, buiuuen bey dem Ottfried, und byan im Angelsächsischen eben das bedeuten. In den spätern Zeiten ist wohnen daraus entstanden, welches im Dänischen noch jetzt bon lautet. Um die zweyte Hauptbedeutung aus der ersten des Wohnens herzuleiten, muß man sich an die unstäte und herum schweifende Lebensart der ältesten Völker erinnern, welche noch jetzt bey vielen Tartarischen Horden Statt findet. So bald die Noth ein solches Volk zwinget, auf die Bestellung des Feldes zu denken, so bald muß es sich auch auf eine beständigere Art daselbst aufhalten, und daher ist es vermuthlich gekommen, daß bey der anfänglichen Armuth der Sprachen bauen so wohl für wohnen, als bestellen, bearbeiten gebraucht wurde.
2. Bauen
, verb. reg. in welchem der Begriff der Höhe der herrschende ist, und welches in gedoppelter Gattung vorkommt.
I. Als ein Neutrum, mit dem Hülfsworte haben, sich in der Höhe erstrecken, hoch seyn, mit der vierten Endung des Maßes; in welcher Bedeutung es doch nur als ein Kunstwort der Werkleute, Förster u.s.f. üblich ist. Der Baum bauet 50 Fuß, wenn er 50 Fuß hoch ist. In engerer Bedeutung gebraucht man es nur von derjenigen Höhe, in welcher ein Baum zu Bauholz tauget, mit Ausschließung der Spitze. Ferner für hervor ragen, hervor stehen. Die Sakristeyen bauen auf jeder Seite sechs Ellen heraus, wenn sie um so viel hervor ragen. Figürlich gemäß seyn, überein stimmen, doch wohl nur allein von Bauwerken. Damit die Lage der Kirche mit der Gasse besser baue, besser überein stimme. Das bauet nicht, sagt man im gemeinen Leben von Tischler- und andern ähnlichen Arbeiten, wenn sie kein gutes Verhältniß gegen einander haben.
II. Als ein Activum, zusammen setzen, aufführen, und zwar, 1) eigentlich von Gebäuden, ein Gebäude aufführen. Ein Haus, einen Stall, ein Schloß, ein Schiff bauen. Eine Stadt, einen Thurm, eine Festung bauen. Schlösser in die Luft bauen, figürlich, chimärische Entwürfe machen. Der Mann, auf den ich Schlösser gebauet hätte, hintergeht mich, figürlich, dem ich alles anvertrauet hätte, auf den ich mich völlig verlassen hätte. Ingleichen absolute, mit Auslassung des Accusativs. Sich arm bauen. Wer am Wege bauet, hat viel Meister. In welcher Wortfügung bauen auch zuweilen so viel als an Gebäuden ändern, bessern, bedeutet. Er hat immer was zu bauen.
2) In weiterer Bedeutung, wird dieses Wort zuweilen auch von der Zusammensetzung kleiner vergänglicher Arbeiten gebraucht, die man sonst eben nicht Gebäude zu nennen pflegt. Eine Kanzel, einen Altar bauen. Ein großes Faß zusammen setzen, heißt bey den Böttchern, ein Faß bauen, dagegen sie von kleinern nur das Zeitwort aufschlagen gebrauchen. Von den Vögeln sagt man gleichfalls, daß sie ihre Nester bauen, und da gebraucht man es auch wohl zuweilen absolute; z.B. dieser Vogel bauet auf den höchsten Bäumen. So auch von den Ameisen, und andern Thieren, welche sich künstliche Wohnungen verfertigen. Die kleinen schwarzen Ameisen bauen im Getreide und auf Wiesen. Die Biene bauet, wenn sie ihr Gewirk macht.
3) Figürlich. (a) Von der äußern Gestalt, und besonders dem Verhältnisse der Theile gegen das Ganze, von Menschen und einigen Thieren; in welcher Bedeutung aber nur das Mittelwort gebauet Statt findet. Eine wohl gebauete Brust. Das Pferd ist sehr schön gebauet.
Ein Edelmann, sehr wohl gebaut,
Weiße.
(b) Auf etwas bauen, sich darauf verlassen. Auf den Sand bauen, ein ungegründetes Vertrauen auf etwas setzen. O wenn er es erfähret, daß ich von alle dem nichts mehr habe, worauf er seine letzte Hoffnung bauet! Weiße. Das ist schön, daß er nicht schwört, desto mehr kannst du auf sein Wort bauen, Gell. Hierauf ist nicht zu bauen, man kann sich nicht darauf verlassen. (c) * Erhalten und vermehren, doch nur in der biblischen Sprechart. Gott baue das Haus Israel. (d) * Für erbauen, figürlich. Darum ermahnet euch unter einander, und bauet einer den andern, wie ihr denn thut, 1 Thessal. 5, 11. So auch Apostelg. 9, 31. Welche Bedeutung im Hochdeutschen gleichfalls ungewöhnlich ist.
Anm. 1. Wenn bauen mit dem Vorworte auf verbunden wird, so erfordert dieses ordentlich die vierte Endung des Hauptwortes, weil dabey zunächst auf den Ort gesehen wird, auf welchen die Bewegung gerichtet ist. Ein Haus auf einen Felsen, auf den Sand bauen. In einigen Fällen aber findet auch die dritte Endung Statt, besonders wenn nicht bloß der Platz, welchen das Gebäude einnimmt, sondern die Gegend überhaupt angedeutet wird. Du hießest mich ein Haus bauen auf deinem heiligen Berge, Weish. 9, 8. In der figürlichen Bedeutung hingegen wird alle Mahl die vierte Endung erfordert.
Anm. 2. Auch dieses Wort ist bereits sehr alt. Schon das vorhin angeführte Gothische bua und boo, besonders aber das Frequentativum bygga, bedeutete aedificare. Bajith, zusammen gezogen Beth, Baitha, Betha, Baito, Baiton, Bet, bedeuten fast in allen ältern morgenländischen Sprachen, einen Ort, wo man wohnet, ein Haus, Gebäude. Bathanum ist bey den heutigen Malabaren eine Stadt, und Wuda, ein Haus. Boy, Poy, bedeutet bey den Mungalen eine Wohnung, und Abat, bey den Persern ein Haus. Selbst bey einigen Amerikanischen Völkern, sind Boa, Wetu, und Pat, für eine Wohnung üblich. Man findet dieses Wort auch in den Slavonischen Mundarten; denn Bauda, Buda, Bude und Podworie, bedeuten im Pohlnischen, Wendischen, Böhmischen und Russischen ein Haus. S. auch Bude. Es ist wenigstens sehr wahrscheinlich, daß in diesem Worte der Begriff der Höhe der herrschende ist, S. Baum. Übrigens ist noch dieß anzumerken, daß bauen in der Alemannischen Mundart irregulär abgewandelt wird, wenigstens hat es im Particip. Pass. daselbst noch jetzt gebauen, für gebauet.