Adelung Wörterbuch
Anliegen
, verb. irreg. neutr. (S. Liegen,) welches das Hülfswort haben erfordert, nahe an etwas liegen. 1. In eigentlicher Bedeutung. Das Kleid liegt gut an, schließt gut. In andern Fällen wird es in dieser Bedeutung wenig vorkommen, weil man sich Statt dessen lieber des einfachen liegen mit dem Vorworte an, oder mit daran bedienet. Opitzens Beyspiel:
Sein Vaterland, das lag der Juden Grenzen an,
ist daher im Hochdeutschen nicht nachzuahmen.
2. Figürlich, 1) Sorge verursachen, Bekümmerniß erwecken. Diese Sache liegt mir sehr an. Paulo lag beydes hart an, Phil. 1, 22.
Es leyd euch an
Etwas, darumb ich nit fragen will,
Theuerd. Kap. 80.
Auch dieser Gebrauch ist im Hochdeutschen veraltet, indem man dafür lieber sagt, am Herzen liegen. Doch ist davon das Particip. noch üblich, angelegen. Es ist ihm sehr angelegen, er sorget fleißig dafür; besonders mit dem Verbo lassen. Sich etwas sehr angelegen seyn lassen, allen Fleiß daran wenden, viele Sorge dafür tragen. Er läßt sich sein Amt äußerst angelegen seyn. Laß dir deine Gesundheit angelegen seyn. Er läßt sich nichts angelegen seyn. Sie wissen, daß ich mir das Meinige angelegen seyn lasse, Gell. S. auch Angelegenheit und Angelegentlich. 2) Einem anliegen, ihn dringend und unaufhörlich bitten; gemeiniglich mit einem verächtlichen Nebenbegriffe. Er liegt mir unaufhörlich an, ihm darzu zu verhelfen. Du hörest nicht auf, mir anzuliegen, Dusch. Auf ihr Anliegen hat er es gethan, Less. Wenn einige hier die vierte Endung der Person gebrauchen, so ist solches theils wider die Bedeutung der Präposition an in Verbindung mit einem Neutro, theils wider den beständigen Gebrauch älterer und neuerer Schriftsteller.
Als lang lagen sie mir an,
heißt es bey dem Hornegk, in der Vorrede. Ehedem war diese Bedeutung des Verbi anliegen von einem viel weitern Umfange, und bedeutete auch drängen, dringen, beschwerlich seyn, nothwendig seyn u.s.f. Ther liut imo analag, das Volk drängete ihn, heißt es bey dem Ottfried B. 4, Kap. 24, V. 45; und, do sie mir so analagen, bedeutet bey dem Notker, da sie mir beschwerlich waren. S. auch Haltaus h. v.
Anm. Anliegen, für, daran gelegen seyn, ist im Hochdeutschen veraltet. Da liegt mir nichts an, Gal. 2, 6; für, daran liegt mir nichts. Auf gleiche Art sagt Opitz:
Wem würde was anliegen,
Daß ein dergleichen Mann ganz sollte seyn verschwiegen.
, verb. irreg. neutr. (S. Liegen,) welches das Hülfswort haben erfordert, nahe an etwas liegen. 1. In eigentlicher Bedeutung. Das Kleid liegt gut an, schließt gut. In andern Fällen wird es in dieser Bedeutung wenig vorkommen, weil man sich Statt dessen lieber des einfachen liegen mit dem Vorworte an, oder mit daran bedienet. Opitzens Beyspiel:
Sein Vaterland, das lag der Juden Grenzen an,
ist daher im Hochdeutschen nicht nachzuahmen.
2. Figürlich, 1) Sorge verursachen, Bekümmerniß erwecken. Diese Sache liegt mir sehr an. Paulo lag beydes hart an, Phil. 1, 22.
Es leyd euch an
Etwas, darumb ich nit fragen will,
Theuerd. Kap. 80.
Auch dieser Gebrauch ist im Hochdeutschen veraltet, indem man dafür lieber sagt, am Herzen liegen. Doch ist davon das Particip. noch üblich, angelegen. Es ist ihm sehr angelegen, er sorget fleißig dafür; besonders mit dem Verbo lassen. Sich etwas sehr angelegen seyn lassen, allen Fleiß daran wenden, viele Sorge dafür tragen. Er läßt sich sein Amt äußerst angelegen seyn. Laß dir deine Gesundheit angelegen seyn. Er läßt sich nichts angelegen seyn. Sie wissen, daß ich mir das Meinige angelegen seyn lasse, Gell. S. auch Angelegenheit und Angelegentlich. 2) Einem anliegen, ihn dringend und unaufhörlich bitten; gemeiniglich mit einem verächtlichen Nebenbegriffe. Er liegt mir unaufhörlich an, ihm darzu zu verhelfen. Du hörest nicht auf, mir anzuliegen, Dusch. Auf ihr Anliegen hat er es gethan, Less. Wenn einige hier die vierte Endung der Person gebrauchen, so ist solches theils wider die Bedeutung der Präposition an in Verbindung mit einem Neutro, theils wider den beständigen Gebrauch älterer und neuerer Schriftsteller.
Als lang lagen sie mir an,
heißt es bey dem Hornegk, in der Vorrede. Ehedem war diese Bedeutung des Verbi anliegen von einem viel weitern Umfange, und bedeutete auch drängen, dringen, beschwerlich seyn, nothwendig seyn u.s.f. Ther liut imo analag, das Volk drängete ihn, heißt es bey dem Ottfried B. 4, Kap. 24, V. 45; und, do sie mir so analagen, bedeutet bey dem Notker, da sie mir beschwerlich waren. S. auch Haltaus h. v.
Anm. Anliegen, für, daran gelegen seyn, ist im Hochdeutschen veraltet. Da liegt mir nichts an, Gal. 2, 6; für, daran liegt mir nichts. Auf gleiche Art sagt Opitz:
Wem würde was anliegen,
Daß ein dergleichen Mann ganz sollte seyn verschwiegen.