Adelung Wörterbuch
Anhangen
, verb. reg. act. an etwas hängen, und zwar, 1. Eigentlich. Den Mantel, das Kleid anhängen, an den Haken. Das Siegel anhängen, mit Schnüren an eine Urkunde befestigen. Der Katze die Schelle anhängen, figürlich, sich einer gefährlichen, bedenklichen Sache unterziehen.
 
Die Schäfer hatten schon die Flöten weggethan,
Und hingen (hängten) sich nunmehr die leeren Flaschen an,
Rost.
 
2. In weiterer Bedeutung, an eine andere Sache befestigen, als ein Reciprocum. Der Brey hängt sich in dem Topfe an. Das Pech hängt sich an die Hände an. Die Kletten hängen sich an. Sich an den Wagen anhängen.
3. Figürlich. 1) Beyfügen. Noch etliche Zeilen anhängen. Er hängt immer noch etwas an die Erzählung an. Vornehmlich als ein Reciprocum. Sich an jemanden anhängen, sich in seine Gesellschaft, ingleichen in seinen Schutz begeben, doch nur im verächtlichen Verstande. Er hängt sich überall an, dringt sich einem jeden auf. Jeder Empfindung hängt sich eine sanfte Leidenschaft an, die mich in eine süße Unruhe versetzet, Dusch. Den Begriffen von Reichthum haben sich Nebenbegriffe angehangen (angehänget,) die seinen Werth ungemein erhöhen, ebend. 2) Ein bleibendes Übel auf eine unerlaubte Art zufügen, in verächtlicher Bedeutung. Einem einen Schimpf, einen Schandflecken anhängen. Er stellete ihm den Schimpf vor, den er seiner Familie angehängt hatte, Dusch. Sie haben ihm die leichtfertigsten Reden angehangen, (angehänget), Gell. So auch, einem eine Krankheit anhängen, ihn damit anstecken. Einem die Krätze anhängen. 3) Ohne vernünftige Ursache zuwenden, folglich auch nur im verächtlichen Verstande. Er hänget seinen Freunden alles an. Man muß nicht einem Kinde alles allein anhängen.
Anm. So leicht das Neutrum von dem Activo so wohl in der Conjugation als Bedeutung zu unterscheiden ist, so sehr wird doch dawider verstoßen. Und hingest deiner Ehre einen Schandfleck an, für hängtest, sagt schon Luther, Sir 47, 21, ob es gleich bey eben demselben Ps. 78, 66. ganz richtig heißt: Und hängete ihnen eine ewige Schande an. Daß sich aber auch neuere und zum Theil gute Schriftsteller diese Verwechselung zu Schulden kommen lassen, erhellet aus den oben angeführten Beyspielen. S. auch Anhenken.
 
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