Who's who in der antiken Mythologie
Pyramus
PyramusEin junger Mann aus Babylon, der die Nachbarstochter Thisbe liebt, aber, da die Eltern verfeindet sind, nur heimlich, durch einen Spalt in der Brandmauer, mit ihr plaudern kann. Endlich entschließt sich das Liebespaar zur Flucht; vor der Stadt, bei einem alten Grabmal, wollen sie sich treffen. Thisbe kommt etwas früher und muß vor einer Löwin fliehen, die eben Rinder gerissen hat und nun an der nahen Quelle ihren Durst löschen will. Bei der Flucht verliert das Mädchen seinen Mantel, den die Bestie mit blutigem Maul zerreißt. Als Pyramus erscheint, findet er das blutbefleckte Kleidungsstück und glaubt, seine Geliebte sei einem Raubtier zum Opfer gefallen. Voller Verzweiflung ersticht er sich. Den Sterbenden findet Thisbe und gibt sich mit seinem Schwert den Tod (Ovid, Metamorphosen IV 55–161).
Ovids Rührszene wurde seit dem 14. Jahrhundert mehrmals dramatisch und episch nachgestaltet; am reizvollsten gelungen ist William Shakespeare jene Einlage im ›Sommernachtstraum‹ (1660), in der zur Hochzeitsfeier des Königs Theseus* einige biedere Handwerker das traurige Stück umwerfend komisch einstudieren; einer stellt dabei die Wand dar, zwei Finger sind der ominöse Spalt, ein anderer darf sich als Löwe versuchen und wird mit dem zum geflügel-
ten Wort gewordenen Satz gelobt: »Gut gebrüllt, Löwe!« An diese sogenannten »Rüpelszenen« lehnt sich das ›Schimpff-Spiel Absurda comica oder Herr Peter Squentz‹ (um 1657) von Andreas Gryphius an, das sich in Wortspielen und satirischen Ausfällen auf die Unbildung einfacher Menschen gar nicht genug tun kann. Ein schönes Gemälde von Hans Baldung Grien (Pyramus und Thisbe; um 1530) besitzt die Gemäldegalerie im Kulturforum, Berlin-Tiergarten. Der zu seiner Zeit als Antikenmaler hochgeschätzte Etienne Jeaurat bestand 1733 die Aufnahmeprüfung in die Akademie zu Paris, deren Rektor er später wurde, mit einem dramatisch gemalten, großflächigen Leinwandbild, auf dem Thisbe sich über der Leiche des Geliebten tötet (Roanne an der Loire, Musée et Bibliothéque Joseph Dechelette).
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Ansicht: Pyramus