Who's who in der antiken Mythologie
Prometheus
PrometheusSohn des Titanen* Iapetos* und der Klymene, Bruder des Atlas*, Menoitios* und Epimetheus*, Vater des Deukalion*, Feind des Zeus* und Helfer der Menschen. Als diese in grauer Vorzeit zu Mekone auf der Peloponnes während einer Zusammenkunft mit den Göttern klären wollten, welche Teile der Opfertiere jeder der beiden Parteien künftig zustünden, zerlegte Prometheus einen starken Stier und deckte über Fleisch und Eingeweide, die er den Menschen zugedacht hatte, den häßlichen Rindermagen, während er den Haufen der Knochen gefällig mit Fett garnierte. Dann ließ er Zeus* die Wahl, und der griff – angeblich wider besseres Wissen – nach dem schlechteren Teil. Seitdem verbrannten die Menschen den Göttern nur Knochen und Fett auf ihren Altären, Zeus aber ärgerte sich fürchterlich über die Täuschung (!) und strafte die Sterblichen, indem er ihnen das Feuer vorenthielt. Doch Prometheus raubte es und brachte die kostbare Glut in einem hohlen Schilfrohr zu seinen Schützlingen. Nun war wieder Zeus am Zuge und ließ als ewige Plage das erste Weib, Pandora**, in eine bisher anscheinend nur von Männern bewohnte Welt kommen. Prometheus aber wurde an eine Säule gefesselt, und täglich kam ein Adler, um die immer wieder nachwachsende Leber des Unglücklichen zu fressen,
bis ihn Herakles* von seiner Qual erlöste (Hesiod, Theogonie 507–616).
Bei Prometheus, den Homer nicht erwähnt, dürfte es sich um einen vorgriechischen Handwerkergott und Kulturbringer handeln, den vor allem Schmiede und Töpfer verehrten. Sein Name wurde als »Vorbedacht« gedeutet, seine Klugheit, ja Verschlagenheit betont Hesiod, der auch in den ›Werken und Tagen‹ (42–105) von ihm berichtet. Auf die Bühne gebracht wurde der Stoff von Aischylos, in dessen Tragödie ›Der gefesselte Prometheus‹ der Titanensohn als ungerecht Bestrafter erscheint. Während er von Hephaistos* an eine Felswand des Kaukasus geschmiedet wird, beklagt er sich über Zeus, der ihm seine Hilfe im Kampf mit den Titanen* so übel lohne. Darum werde er auch nicht verraten, wodurch die Macht des Göttervaters bedroht sei. Am Ende des Dramas wird der Unbeugsame in den Tartaros* gestürzt, ist sich aber seiner späteren Erlösung sicher: Ein Nachkomme der Io* werde ihn befreien, ein Unsterblicher, der Kentaur* Chiron*, für ihn sterben, und Zeus ihm noch dankbar sein, wenn er ihn vor einer Verbindung mit der Göttin Thetis* warne. Nahezu den gleichen Stoff hat um 160 n. Chr. Lukian in seinem Dialog ›Prometheus oder der Kaukasos‹ satirisch verfremdet. Platon bringt Prometheus und seinen Bruder Epimetheus** im ›Protagoras‹ (320d ff.) mit der Erschaf-
fung der Lebewesen in Verbindung, Spätere berichten, Prometheus habe Menschen aus Ton gebildet (z.B. Ovid, Metamorphosen I 83), worauf Goethe in dem unvollendeten Schauspiel ›Prometheus‹ (1773) und auch in dem gleichnamigen Gedicht eingeht: »Bedecke deinen Himmel, Zeus, mit Wolkendunst ... Hier sitz ich, forme Menschen nach meinem Bilde, ein Geschlecht, das mir gleich sei, zu leiden, zu weinen, zu genießen und zu freuen sich und dein nicht zu achten, wie ich!« Ludwig van Beethovens Ballett ›Die Geschöpfe des Prometheus‹ verrät schon im Titel den Bezug auf dieses Element der Sage. In dem lyrischen Drama ›Der entfesselte Prometheus‹ (Prometheus Unbound, um 1819) läßt Percy Bysshe Shelley seinen Helden durch das Leid zur sittlichen Vollkommenheit gelangen, dank deren er, der selbst auf Rache verzichtet hat, die Wilkürherrschaft Jupiters beenden und der Menschheit das Heil bringen kann. Die schon vom frühen Christentum, z.B. von Tertullian, empfundene Nähe des leidenden Helfers Prometheus zu Christus klingt auch bei Shelley an. Parodistisch-satirisch spielte André Gide in seinem ›Schlecht gefesselten Prometheus‹ (1899) mit dem Mythos: Jedermann, so versichert der Held dieses Stücks, brauche seinen persönlichen Adler – und verspeist am Ende den seinen.
Vom Adler gequält sieht man Prometheus, zusammen mit seinem Bruder Atlas, auf dem Innenbild einer la-
konischen Schale (6. Jahrhundert v. Chr., Museo Gregoriano Etrusco, Vatikan). Als Menschenschöpfer wurde er von Piero di Cosimo gemalt (Szene aus der Prometheussage, um 1500, München, Alte Pinakothek), als Leidender unter anderem von Gustave Moreau (Prometheus, 1868, Paris, Musée Gustave Moreau); 1950 vollendete Oskar Kokoschka sein Triptychon ›Prometheus-Saga‹ (London, Sammlung Graf Seilern). Die eminente literarische und künstlerische Nachwirkung des Prometheus-Mythos, die hier nur angedeutet werden kann, ist wohl eine Folge der vielfältigen Deutungsmöglichkeiten seiner Gestalt, wofür das heute freilich kaum mehr genießbare, hochpathetische »Gleichnis« Carl Spittelers ›Prometheus und Epimetheus‹ (1880) als extremes Beispiel gelten mag.
bis ihn Herakles* von seiner Qual erlöste (Hesiod, Theogonie 507–616).
Bei Prometheus, den Homer nicht erwähnt, dürfte es sich um einen vorgriechischen Handwerkergott und Kulturbringer handeln, den vor allem Schmiede und Töpfer verehrten. Sein Name wurde als »Vorbedacht« gedeutet, seine Klugheit, ja Verschlagenheit betont Hesiod, der auch in den ›Werken und Tagen‹ (42–105) von ihm berichtet. Auf die Bühne gebracht wurde der Stoff von Aischylos, in dessen Tragödie ›Der gefesselte Prometheus‹ der Titanensohn als ungerecht Bestrafter erscheint. Während er von Hephaistos* an eine Felswand des Kaukasus geschmiedet wird, beklagt er sich über Zeus, der ihm seine Hilfe im Kampf mit den Titanen* so übel lohne. Darum werde er auch nicht verraten, wodurch die Macht des Göttervaters bedroht sei. Am Ende des Dramas wird der Unbeugsame in den Tartaros* gestürzt, ist sich aber seiner späteren Erlösung sicher: Ein Nachkomme der Io* werde ihn befreien, ein Unsterblicher, der Kentaur* Chiron*, für ihn sterben, und Zeus ihm noch dankbar sein, wenn er ihn vor einer Verbindung mit der Göttin Thetis* warne. Nahezu den gleichen Stoff hat um 160 n. Chr. Lukian in seinem Dialog ›Prometheus oder der Kaukasos‹ satirisch verfremdet. Platon bringt Prometheus und seinen Bruder Epimetheus** im ›Protagoras‹ (320d ff.) mit der Erschaf-
fung der Lebewesen in Verbindung, Spätere berichten, Prometheus habe Menschen aus Ton gebildet (z.B. Ovid, Metamorphosen I 83), worauf Goethe in dem unvollendeten Schauspiel ›Prometheus‹ (1773) und auch in dem gleichnamigen Gedicht eingeht: »Bedecke deinen Himmel, Zeus, mit Wolkendunst ... Hier sitz ich, forme Menschen nach meinem Bilde, ein Geschlecht, das mir gleich sei, zu leiden, zu weinen, zu genießen und zu freuen sich und dein nicht zu achten, wie ich!« Ludwig van Beethovens Ballett ›Die Geschöpfe des Prometheus‹ verrät schon im Titel den Bezug auf dieses Element der Sage. In dem lyrischen Drama ›Der entfesselte Prometheus‹ (Prometheus Unbound, um 1819) läßt Percy Bysshe Shelley seinen Helden durch das Leid zur sittlichen Vollkommenheit gelangen, dank deren er, der selbst auf Rache verzichtet hat, die Wilkürherrschaft Jupiters beenden und der Menschheit das Heil bringen kann. Die schon vom frühen Christentum, z.B. von Tertullian, empfundene Nähe des leidenden Helfers Prometheus zu Christus klingt auch bei Shelley an. Parodistisch-satirisch spielte André Gide in seinem ›Schlecht gefesselten Prometheus‹ (1899) mit dem Mythos: Jedermann, so versichert der Held dieses Stücks, brauche seinen persönlichen Adler – und verspeist am Ende den seinen.
Vom Adler gequält sieht man Prometheus, zusammen mit seinem Bruder Atlas, auf dem Innenbild einer la-
konischen Schale (6. Jahrhundert v. Chr., Museo Gregoriano Etrusco, Vatikan). Als Menschenschöpfer wurde er von Piero di Cosimo gemalt (Szene aus der Prometheussage, um 1500, München, Alte Pinakothek), als Leidender unter anderem von Gustave Moreau (Prometheus, 1868, Paris, Musée Gustave Moreau); 1950 vollendete Oskar Kokoschka sein Triptychon ›Prometheus-Saga‹ (London, Sammlung Graf Seilern). Die eminente literarische und künstlerische Nachwirkung des Prometheus-Mythos, die hier nur angedeutet werden kann, ist wohl eine Folge der vielfältigen Deutungsmöglichkeiten seiner Gestalt, wofür das heute freilich kaum mehr genießbare, hochpathetische »Gleichnis« Carl Spittelers ›Prometheus und Epimetheus‹ (1880) als extremes Beispiel gelten mag.