Who's who in der antiken Mythologie
Philomele
PhilomeleTochter des Pandion*, Schwester der Prokne*, deren Mann Tereus* sie vergewaltigte, ihr die Zunge herausschnitt und sie in einem einsamen Gebäude gefangenhielt. Durch eine Sklavin konnte Philomele ein Tuch, in das sie ihre Leidensgeschichte gewebt hatte, aus ihrem Gefängnis zu Prokne bringen lassen. Diese las die schreckliche Botschaft und dachte nur noch an Rache. Zufällig feierten die Frauen des Landes gerade ein bacchantisches Fest; so konnte sie im Schutz der Nacht und der heiligen Feiern ihr Haus verlassen, die Schwester befreien und, mit ihr zurückgekehrt, dem Tereus ein schreckliches Mahl bereiten: Itys, den eigenen Sohn, schlachtet sie und reicht ihn als Speise dem Vater. Erst als der sich an seinem eigenen Fleisch und Blut gesättigt hat, deutet sie, was geschehen ist, in dunklen Worten an. Zugleich stürzt Philomele ins Zimmer und wirft ihrem Peiniger hohnlachend den Kopf seines Kindes ins Gesicht. Tereus geht sogleich mit gezücktem Schwert auf die beiden Frauen los, doch sie entkommen auf Flügeln: Philomele wird zur Nachtigall, Prokne zur Schwalbe. Auch der Verfolger wird in einen Vogel, einen Wiedehopf, verwandelt – und noch immer trägt er einen Helmbusch, noch immer, gleich einer Waffe, den überlangen Schnabel (Ovid, Metamorphosen VI 441–670).
Wenn Dichter die Nachtigall ›Philomela‹ nennen und ihren Gesang als klagend empfinden, dann denken sie an Ovids gräßliche Geschichte, die Christoph Ransmayr in seinem Roman ›Die letzte Welt‹ (1988) wirkungsvoll ans Ende plaziert hat, und vielleicht auch daran, daß Nachtigallen »oityoity« zu singen scheinen. Das klingt wie die griechischen Worte: Ach, mein Itys, mein Itys. In älteren griechischen Fassungen der Sage wird nämlich Prokne zur Nachtigall.
PhilomeleTochter des Pandion*, Schwester der Prokne*, deren Mann Tereus* sie vergewaltigte, ihr die Zunge herausschnitt und sie in einem einsamen Gebäude gefangenhielt. Durch eine Sklavin konnte Philomele ein Tuch, in das sie ihre Leidensgeschichte gewebt hatte, aus ihrem Gefängnis zu Prokne bringen lassen. Diese las die schreckliche Botschaft und dachte nur noch an Rache. Zufällig feierten die Frauen des Landes gerade ein bacchantisches Fest; so konnte sie im Schutz der Nacht und der heiligen Feiern ihr Haus verlassen, die Schwester befreien und, mit ihr zurückgekehrt, dem Tereus ein schreckliches Mahl bereiten: Itys, den eigenen Sohn, schlachtet sie und reicht ihn als Speise dem Vater. Erst als der sich an seinem eigenen Fleisch und Blut gesättigt hat, deutet sie, was geschehen ist, in dunklen Worten an. Zugleich stürzt Philomele ins Zimmer und wirft ihrem Peiniger hohnlachend den Kopf seines Kindes ins Gesicht. Tereus geht sogleich mit gezücktem Schwert auf die beiden Frauen los, doch sie entkommen auf Flügeln: Philomele wird zur Nachtigall, Prokne zur Schwalbe. Auch der Verfolger wird in einen Vogel, einen Wiedehopf, verwandelt – und noch immer trägt er einen Helmbusch, noch immer, gleich einer Waffe, den überlangen Schnabel (Ovid, Metamorphosen VI 441–670).
Wenn Dichter die Nachtigall ›Philomela‹ nennen und ihren Gesang als klagend empfinden, dann denken sie an Ovids gräßliche Geschichte, die Christoph Ransmayr in seinem Roman ›Die letzte Welt‹ (1988) wirkungsvoll ans Ende plaziert hat, und vielleicht auch daran, daß Nachtigallen »oityoity« zu singen scheinen. Das klingt wie die griechischen Worte: Ach, mein Itys, mein Itys. In älteren griechischen Fassungen der Sage wird nämlich Prokne zur Nachtigall.