Who's who in der antiken Mythologie
Philemon
PhilemonEin gutmütiger Armer, der mit seiner Frau Baukis* Zeus* und Hermes* bewirtet, als diese in Menschengestalt Obdach suchen und, überall sonst abgewiesen, an die Tür seiner Hütte klopfen. Da der aufgetragene Wein nicht weniger wird, erkennen die beiden Alten, daß sie Götter zu Gast haben, und wollen ihnen zu Ehren ihre einzige Gans schlachten. Die Olympier verwehren das und fordern Philemon und Baukis auf, ihnen zu folgen. Kaum haben sie einen Hügel erklommen, da versinken die Häuser ihrer hartherzigen Nachbarn in den Fluten eines Sees; nur die gastliche Hütte bleibt stehen und wird, als die Götter den beiden einen Wunsch freigeben, zu einem prachtvollen Tempel. Den hüten Philemon und Baukis, bis sie, hochbetagt, in Bäume verwandelt werden, die seitdem göttliche Ehren empfangen (Ovid, Metamorphosen VIII 626–724).
Die von Ovid mit zahlreichen reizvollen Details ausgestattete und nach seinem Vorbild von Johann Heinrich Voß 1785 liebevoll nachgedichtete Idylle wird im 5. Akt von Goethes Faust II eigenwillig verfremdet: Dort stört die Behausung der Alten Fausts große Bauprojekte. Mephisto weiß Rat: Bald brennt die Hütte samt ihren Bewohnern. Im Zweiten Weltkrieg, unter griechischen Bauern, Widerstandskämpfern und deut-
schen Soldaten, spielt Leopold Ahlsens Drama ›Philemon und Baukis‹ (1956), das sich nur in zwei Punkten noch mit Ovid berührt: Gütig sind die Alten, die sowohl Deutschen wie Griechen helfen und gerade deshalb sterben müssen, gemeinsam sterben dürfen. Die Maler betonten in der Regel das idyllische Element, jedoch in sehr unterschiedlicher Weise: Während Peter Paul Rubens in seiner ›Landschaft mit Philemon und Baucis‹ (um 1625, Wien, Kunsthistorisches Museum) die mythologische Szene nur als Dreingabe serviert, liefert Christofano Allori (Jupiter und Merkur bei Philemon und Baucis, um 1600, München, Alte Pinakothek) gewissermaßen eine Momentaufnahme der bei Ovid geschilderten Gänsejagd der Baukis. Hintergrundfiguren sind die beiden Alten in Johann Carl Loths Bild ›Jupiter und Merkur bei Philemon und Baucis‹ (vor 1659, Wien, Kunsthistorisches Museum).
PhilemonEin gutmütiger Armer, der mit seiner Frau Baukis* Zeus* und Hermes* bewirtet, als diese in Menschengestalt Obdach suchen und, überall sonst abgewiesen, an die Tür seiner Hütte klopfen. Da der aufgetragene Wein nicht weniger wird, erkennen die beiden Alten, daß sie Götter zu Gast haben, und wollen ihnen zu Ehren ihre einzige Gans schlachten. Die Olympier verwehren das und fordern Philemon und Baukis auf, ihnen zu folgen. Kaum haben sie einen Hügel erklommen, da versinken die Häuser ihrer hartherzigen Nachbarn in den Fluten eines Sees; nur die gastliche Hütte bleibt stehen und wird, als die Götter den beiden einen Wunsch freigeben, zu einem prachtvollen Tempel. Den hüten Philemon und Baukis, bis sie, hochbetagt, in Bäume verwandelt werden, die seitdem göttliche Ehren empfangen (Ovid, Metamorphosen VIII 626–724).
Die von Ovid mit zahlreichen reizvollen Details ausgestattete und nach seinem Vorbild von Johann Heinrich Voß 1785 liebevoll nachgedichtete Idylle wird im 5. Akt von Goethes Faust II eigenwillig verfremdet: Dort stört die Behausung der Alten Fausts große Bauprojekte. Mephisto weiß Rat: Bald brennt die Hütte samt ihren Bewohnern. Im Zweiten Weltkrieg, unter griechischen Bauern, Widerstandskämpfern und deut-
schen Soldaten, spielt Leopold Ahlsens Drama ›Philemon und Baukis‹ (1956), das sich nur in zwei Punkten noch mit Ovid berührt: Gütig sind die Alten, die sowohl Deutschen wie Griechen helfen und gerade deshalb sterben müssen, gemeinsam sterben dürfen. Die Maler betonten in der Regel das idyllische Element, jedoch in sehr unterschiedlicher Weise: Während Peter Paul Rubens in seiner ›Landschaft mit Philemon und Baucis‹ (um 1625, Wien, Kunsthistorisches Museum) die mythologische Szene nur als Dreingabe serviert, liefert Christofano Allori (Jupiter und Merkur bei Philemon und Baucis, um 1600, München, Alte Pinakothek) gewissermaßen eine Momentaufnahme der bei Ovid geschilderten Gänsejagd der Baukis. Hintergrundfiguren sind die beiden Alten in Johann Carl Loths Bild ›Jupiter und Merkur bei Philemon und Baucis‹ (vor 1659, Wien, Kunsthistorisches Museum).