Who's who in der antiken Mythologie
Penelope
PenelopeFrau des Odysseus**, auf dessen Heimkehr von Troja sie zwanzig Jahre lang warten mußte, Mutter des Telemachos*. Penelope ist das Muster einer treuen Ehefrau; sie weiß ihre zahlreichen Freier zu vertrösten, indem sie vorgibt, sie müsse erst ein Totentuch für ihren Schwiegervater weben, und regelmäßig in der Nacht wieder auftrennt, was sie am Tag gewebt hat. Das geht drei Jahre gut, bis eine Dienerin sie verrät und die Freier sie bei ihrem nächtlichen Treiben überraschen (Odyssee II 93–110; XIX 134–156). Die ›Odyssee‹ endet mit der Heimkehr des Odysseus und der Bestrafung der Freier; wie die nach so langer Zeit wieder vereinigten Eheleute miteinander auskamen, darüber hat schon die Antike gegrübelt. »Einige sagen«, referiert Apollodor, »Penelope sei von einem der Freier, Antinoos, vergewaltigt worden.« Als Odysseus das hinterbracht worden sei, habe er sie zu ihrem Vater zurückgeschickt. Auf dem Weg zu diesem habe sich Hermes an sie herangemacht, dem sie später den Pan* geboren habe. Andere glaubten, Odysseus habe sie selbst wegen einer Affäre mit einem anderen Freier umgebracht; wieder andere lassen sie nach dem Tod des Odysseus durch seinen Sohn von Kirke*, Telegonos*, den Vatermörder heiraten (Apollodor, Bibliothek X 37–40; Hyginus, Fa-
bulae 127). Am weitesten geht wohl der alexandrinische Dichter Lykophron, der Penelope von allen (gr. pantes) Freiern zusammen den Pan empfangen läßt (Alexandra 772).
Ein Gegenbild zur vorbildlichen Gattin der Odyssee entwarf auch der neugriechische Schriftsteller Kostas Varnalis in seinem ›Tagebuch der Penelope‹ (1947). In der Oper ›Penelope‹ von Rolf Liebermann (1954) läßt Penelope ihre Freier hinter dem von ihr gewebten Tuch in die Zukunft schauen und eine moderne Heimkehrergeschichte erleben: In ihr hat Penelope wieder geheiratet, und nun wird plötzlich die Ankunft ihres Mannes gemeldet – allerdings, das stellt sich bald heraus, fälschlicherweise. Die Meldung hat jedoch fatale Folgen: Penelopes zweiter Mann hat sich, aus Liebe zum Verzicht bereit, inzwischen erhängt. ›Penelope am Webstuhl‹ wurde auch gern gemalt, u.a. von Giorgio Vasari (um 1550, Deckenfresko im Palazzo Vecchio, Florenz).
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Ansicht: Penelope