Who's who in der antiken Mythologie
Paris
ParisSohn des Königs von Troja, Priamos*, und der Hekabe*. Da diese geträumt hatte, sie bringe eine Fackel zur Welt, die ganz Troja in Brand stecke, wurde Paris auf den Rat seines Stiefbruders Aisakos*, eines Traumdeuters, gleich nach seiner Geburt im Idagebirge ausgesetzt. Er wurde aber von einer Bärin gesäugt, wuchs unter Hirten auf, wurde schön und stark und bekam, weil er seine Leute beschützte, den Namen Alexandros (»der Männer abwehrt«). Damals erfuhr er, wer seine Eltern waren, und gewann die Liebe der Nymphe Oinone** (Apollodor, Bibliothek III 148–154). Als Paris den Streit der Göttinnen Hera*, Athene* und Aphrodite* um den Apfel der Eris* zugunsten der Liebesgöttin entschieden hatte, half ihm diese dabei, die schöne Helena** zu entführen (Euripides, Troerinnen 924–995, in Form eines Streitgesprächs zwischen Helena und der gefangenen Hekabe). Im folgenden Kampf um Troja machte Paris keine besonders gute Figur: Erst fordert er die tapfersten aller Griechen auf, sich mit ihm zu messen, doch als Menelaos* sich nähert, schrickt er zurück wie vor einer Schlange und verbirgt sich im großen Haufen, bis sein Bruder Hektor ihn beschimpft: Er verwünscht den »Unglücks-Paris«, der nur aussehe wie ein Held, aber keinen Mut habe, der nur Frauen entführen
könne und sich nun zum allgemeinen Gespött mache. So herb getadelt, faßt Paris sich ein Herz und will den Zweikampf mit Menelaos wagen; das hätte sein Ende bedeutet, wenn Aphrodite ihn nicht ins Gemach seiner Helena entrückt hätte (Ilias III 15–461). Daß der starke Achilleus* durch Paris und Apollon* fallen werde, prophezeit seinem Bezwinger der sterbende Hektor (Ilias XXII 559f.). Paris selbst erliegt einem der vergifteten Pfeile des Philoktetes*, da Oinone* zu seiner Rettung zu spät kommt.
Einen schönen, stattlichen Paris mit phrygischer Mütze und dem Wurfholz, das man für die Hasenjagd benützte, hat Antonio Canova geschaffen (Marmorstatue, 1807/8, München, Neue Pinakothek). Des Parisurteils nahmen sich seit der Antike bevorzugt die Maler an; das älteste erhaltene Beispiel dafür ist die sogenannte Chigi-Kanne (protokorinthisch, um 640 v. Chr., Rom, Museo Nazionale di Villa Giulia). Weitere wurden im Zusammenhang mit Aphrodite angeführt. Hier seien noch das in seiner Art faszinierende Monumentalgemälde von Max Klinger (›Das Urteil des Paris‹, 1884–86, Wien, Kunsthistorisches Museum) und Anselm Feuerbachs ›Parisurteil‹ (1870, Hamburg, Kunsthalle) genannt. Christoph Willibald Gluck brachte ›Paris und Helena‹ 1770 auf die Opernbühne, César Bresgen 1943 ›Das Urteil des Paris‹; die mythologische Szene ist hier allerdings nur
Spiel im Spiel, Oper in einer Oper, in der es um Liebeleien an einem Fürstenhof des 19. Jahrhunderts geht. Als Autobiographie des zwielichtigen Helden gibt sich Rudolf Hagelstanges Roman ›Spielball der Götter‹ (1959).
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Ansicht: Paris