Who's who in der antiken Mythologie
Meleagros
MeleagrosSohn des Königs Oineus* von Kalydon und der Althaia*, ein großer Jäger, der zusammen mit anderen Helden den furchtbaren Kalydonischen** Eber erlegte. Als unter den Jagdgenossen um Kopf und Schwarte des Riesentiers ein Streit ausbrach, erschlug Meleagros die Brüder seiner Mutter, und diese verfluchte ihren Sohn. Darauf blieb der Held grollend dem Kampf fern, der zwischen Aitoliern und Kureten um die Stadt Kalydon tobte. Umsonst flehten ihn die alten Männer der Stadt, umsonst selbst sein Vater, seine Mutter, seine Schwestern an: Er blieb taub für ihre Bitten. Erst als die Kureten schon die Mauer erstiegen und Feuer in die Festung warfen, ließ sich Meleagros von den Klagen seiner Frau rühren, rüstete sich und rettete seine Vaterstadt (Ilias IX 527–599). Diese Geschichte erzählt in der Ilias der alte Phoinix (2)* dem Achilleus*, der seinerseits grollt und sich vom Kampf um Troja fernhält. Auch die wohlgesetzten Worte des Phoinix lassen ihn kalt. Für uns aber sind sie ein wichtiger Hinweis auf ein längst verschollenes Heldenlied, das älter und in vielem auch altertümlicher war als die Ilias. Das tragische Ende der Geschichte wird von Phoinix nur angedeutet: Meleagros muß sterben, der Fluch der Mutter erfüllt sich. Spätere Dichter berichten von einem Holzscheit, an das Me-
leagers Leben gebunden gewesen sei und das Althaia** in ihrer Wut verbrannt habe.
Von Meleagros-Tragödien des Sophokles und Euripides sind nur Fragmente erhalten; manches daraus mögen die packende Gestaltung des Stoffs durch Ovid (Metamorphosen VIII 267–546) und der Bericht Apollodors (Bibliothek I 63–73) bewahren. Die Eberjagd wurde, wohl wegen ihres tragischen Ausgangs, gern auf Sarkophagen dargestellt. Ein besonders schöner steht im Museum von Eleusis bei Athen. Einen marmornen Meleager, die Kopie einer um 350 v. Chr. geschaffenen Bronzestatue des Skopas, besitzen die Vatikanischen Sammlungen in Rom. Szenen aus der Jagd auf den Kalydonischen Eber finden sich auch auf der François-Vase (um 570 v. Chr., Florenz, Museo Archeologico) und im Fries des Heroen-Heiligtums von Trysa (um 430 v. Chr., Kunsthistorisches Museum Wien). Zusammen mit der Jägerin Atalante*, deretwegen bei Ovid jener verhängnisvolle Streit ausbricht, hat Peter Paul Rubens den Helden von Kalydon mehrfach gemalt. Eine um 1635 entstandene Fassung besitzt die Alte Pinakothek in München. Auch die Eberjagd war im 16. und 17. Jahrhundert ein beliebtes Motiv, dessen sich unter anderen Nicolas Poussin annahm (um 1650, Madrid, Prado). Von zahlreichen dramatischen Bearbeitungen und Opern hat keine die Zeiten überdauert.
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Ansicht: Meleagros