Who's who in der antiken Mythologie
Melampus
MelampusSohn des Amythaon von Pylos, ein von Apollon* begnadeter Wahrsager, Zeichendeuter und Heilkundiger, der auch die Stimmen der Tiere verstand, seit von ihm aufgezogene Schlangen seine Ohren ausgeleckt hatten. Als sein Bruder Bias* um die schöne Tochter des Neleus* warb und dieser als Brautgabe die Rinder des Iphiklos forderte, ließ sich Melampus dazu bestimmen, für Bias stehlen zu gehen, obwohl er wußte, daß man ihn fassen und gefangennehmen würde. Doch nach einem Jahr, das wußte er ebenfalls, würde er wieder frei sein und die Rinder bekommen. Tatsächlich wurde er ertappt und eingesperrt. Als fast ein Jahr vergangen war, fragte er die Holzwürmer, die im Gebälk seines Gefängnisses hausten, wie lange die Balken noch halten würden. »Sie sind fast völlig zernagt«, war die Antwort. Da verlangte Melampus von seinen Bewachern, sofort in ein anderes Gebäude gebracht zu werden – und hinter ihm stürzte das Haus zusammen, das er eben verlassen hatte. Der Vater des Iphiklos, dem alles berichtet wurde, erkannte gleich, daß Melampus mehr könne als Brot essen. Er ließ ihn frei und versprach ihm die gewünschten Rinder, wenn er ihm sagen könne, wie die Impotenz seines Sohnes zu heilen sei. Melampus schlachtete daraufhin zwei Stiere und wartete bei den Kadavern auf Aasvögel.
Sobald der erste Geier anflog, befragte er den wegen des Iphiklos. »Als der Junge noch klein war«, sagte das kluge Tier, »hat sein Vater ein blutiges Opfermesser neben ihn gelegt. Davor ist das Kind erschrocken und ausgerissen. Das Messer hat der Vater in den Stamm einer heiligen Eiche gesteckt, deren Rinde es mittlerweile ganz umwachsen hat. Man muß es herausholen, den Rost abschaben und davon dem Iphiklos zehn Tage lang ein wenig in Wasser zu trinken geben, dann wird er einen Sohn zeugen können!« Alles kam, wie der Geier verkündet hatte, und Melampus kehrte mit den Rindern zu seinem Bruder zurück, der nun die umworbene Braut heimführen konnte. Als später Dionysos* die Frauen von Argos in Wahnsinn verfallen ließ, ging Melampus mit Bias dorthin und heilte die Rasenden. Für diese Leistung bekamen er und sein Bruder von König Proitos*, dessen Töchter als erste verstört aus dem Haus gestürmt waren, je ein Drittel des Königreichs. Melampus aber wurde der Ahnherr einer ganzen Wahrsagerdynastie, unter anderem des Amphiaraos* und des Theoklymenos* (Apollodor, Bibliothek I 96–103; II 27–29). Apollodors detailreiches Referat legt die Vermutung nahe, daß Melampus der Held einer alten epischen Dichtung, der ›Melampodie‹, war, auf die bereits in der Odyssee (XI 287–297; XV 225–245) Bezug genommen wird.
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