Who's who in der antiken Mythologie
Lucretia
LucretiaFrau des Lucius Tarquinius Collatinus, der während eines Feldzugs derart von ihren Vorzügen schwärmte, daß der Prinz Sextus Tarquinius und andere Adlige, die so viel Tugend unglaublich fanden, einen Beweis verlangten. Collatinus ritt noch in der Nacht mit den Zweiflern nach Rom und traf Lucretia inmitten ihrer Dienerinnen beim Spinnen. Tarquinius verliebte sich sogleich in die schöne Frau, kam nach einigen Tagen allein, wurde eingelassen – und vergewaltigte sie. Nachdem sie ihrem Mann, ihrem Vater und weiteren Römern, darunter dem späteren ersten Konsul der Republik, Iunius Brutus, von der schändlichen Tat des Königssohns berichtet und Rache verlangt hatte, erstach sie sich. Brutus und die anderen riefen zum Sturz des Königs auf, fanden die Unterstützung des Volks und beendeten die Herrschaft der Tarquinier (Livius, Ab urbe condita I 57, 6–59, 6; Ovid, Fasti II 685–852). Der historische Kern der von Livius und Ovid in liebevoller Breite erzählten Sage ist die Vertreibung einer etruskischen Dynastie aus Rom, die nach Livius 510 v. Chr. erfolgte.
In seinen ›Legends of Good Women‹ (1386) stellte Geoffrey Chaucer Lucretia neben die großen Frauengestalten des Mythos wie z.B. Alkestis*, Dido*, Medeia* und Ariadne*. Diesem Werk mag William
Shakespeare die Anregung zu seinem Versepos ›Lucrece‹ (1594) verdanken, in dem er die Tugend der Heldin pathetisch rühmt. Ein der Sagenhandlung vergleichbarer Mordfall in Padua gab 1656 Anlaß zu der Verstragödie ›Lucrezia‹ des Kardinals Giovanni Delfino, einem ziemlich moralinsauren Barockdrama. 1953 übertrug Jean Giraudoux in seinem Schauspiel ›Pour Lucrèce‹ den antiken Stoff ins großbürgerliche Milieu des 19. Jahrhunderts und ließ die für eine liebestolle Provinzstadt empörend anständige und durch ihre Fähigkeit, Verfehlungen aufzudecken, gefährliche Lucrèce Opfer einer bösen Intrige werden. Den Selbstmord der keuschen Lukretia malten u.a. Albrecht Dürer (1518) und Lucas Cranach d. Ä. (um 1540; beide Bilder befinden sich in München in der Alten Pinakothek).
LucretiaFrau des Lucius Tarquinius Collatinus, der während eines Feldzugs derart von ihren Vorzügen schwärmte, daß der Prinz Sextus Tarquinius und andere Adlige, die so viel Tugend unglaublich fanden, einen Beweis verlangten. Collatinus ritt noch in der Nacht mit den Zweiflern nach Rom und traf Lucretia inmitten ihrer Dienerinnen beim Spinnen. Tarquinius verliebte sich sogleich in die schöne Frau, kam nach einigen Tagen allein, wurde eingelassen – und vergewaltigte sie. Nachdem sie ihrem Mann, ihrem Vater und weiteren Römern, darunter dem späteren ersten Konsul der Republik, Iunius Brutus, von der schändlichen Tat des Königssohns berichtet und Rache verlangt hatte, erstach sie sich. Brutus und die anderen riefen zum Sturz des Königs auf, fanden die Unterstützung des Volks und beendeten die Herrschaft der Tarquinier (Livius, Ab urbe condita I 57, 6–59, 6; Ovid, Fasti II 685–852). Der historische Kern der von Livius und Ovid in liebevoller Breite erzählten Sage ist die Vertreibung einer etruskischen Dynastie aus Rom, die nach Livius 510 v. Chr. erfolgte.
In seinen ›Legends of Good Women‹ (1386) stellte Geoffrey Chaucer Lucretia neben die großen Frauengestalten des Mythos wie z.B. Alkestis*, Dido*, Medeia* und Ariadne*. Diesem Werk mag William
Shakespeare die Anregung zu seinem Versepos ›Lucrece‹ (1594) verdanken, in dem er die Tugend der Heldin pathetisch rühmt. Ein der Sagenhandlung vergleichbarer Mordfall in Padua gab 1656 Anlaß zu der Verstragödie ›Lucrezia‹ des Kardinals Giovanni Delfino, einem ziemlich moralinsauren Barockdrama. 1953 übertrug Jean Giraudoux in seinem Schauspiel ›Pour Lucrèce‹ den antiken Stoff ins großbürgerliche Milieu des 19. Jahrhunderts und ließ die für eine liebestolle Provinzstadt empörend anständige und durch ihre Fähigkeit, Verfehlungen aufzudecken, gefährliche Lucrèce Opfer einer bösen Intrige werden. Den Selbstmord der keuschen Lukretia malten u.a. Albrecht Dürer (1518) und Lucas Cranach d. Ä. (um 1540; beide Bilder befinden sich in München in der Alten Pinakothek).