Who's who in der antiken Mythologie
Hekabe
Hekabe(Lat.: Hecuba); Gattin des Priamos*, Königin von Troja, Mutter des Hektor*, Paris*, Helenos*, der Kassandra* und weiterer Söhne und Töchter, deren Tod sie beklagen muß. Nach dem Fall Trojas wird sie Sklavin des Odysseus*. Als dessen Schiffe in Thrakien landen, wird ihre Tochter Polyxena* dem toten Achilleus* als Opfer geschlachtet. Eine Dienerin soll Wasser holen, um die Tote zu waschen; dabei findet sie den Leichnam von Hekabes jüngstem Sohn Polydoros*, den der Thrakerkönig Polymestor*, statt ihn zu beschützen, aus Habsucht ermordet hat. Die alte Königin lockt den Mörder mit dem Versprechen, ihm das Versteck reicher Schätze zu verraten, in einen Hinterhalt und rächt sich zusammen mit den anderen Trojanerinnen grausam an ihm. Als die Thraker daraufhin mit Steinen nach ihr werfen, wird sie in einen Hund verwandelt. Dessen Grab sieht man bei dem Ort Kynossema (»Hundegrab«) am Hellespont (Euripides, Hekabe; Ovid, Metamorphosen XIII 422–577).
Das Schicksal der Hekabe behandelte Euripides auch in den ›Troerinnen‹ (415 v. Chr.), die in unserem Jahrhundert von Franz Werfel (1914) und Jean-Paul Sartre (Les Troyennes, 1965) bearbeitet wurden. Senecas gleichnamige Tragödie schildert in aller Breite die Grausamkeit der siegreichen Griechen und den
Jammer der Besiegten. Nicht von ungefähr hat Martin Opitz 1625, in den ersten Jahren des Dreißigjährigen Kriegs, gerade dieses Stück übersetzt. In Shakespeares ›Hamlet‹ (II 2, 589–591) ist der Titelheld von der Leistung eines Schauspielers beeindruckt, der das Leid der Hekuba mit viel Pathos beschrieben hatte. Wie kann der Mann sich so erregen? »Alles das um nichts! Um Hekuba! Was ist ihm Hekuba, was ist er ihr, daß er um sie soll weinen?« In einer Reichstagsrede vom 11. Januar 1887 erklärte der damalige Kanzler Otto von Bismarck, die orientalische Frage sei ihm Hekuba – und er meinte damit: völlig egal.
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