Who's who in der antiken Mythologie
Hades
HadesSohn des Kronos* und der Rheia*, Bruder des Zeus* und des Poseidon*, dem bei der Teilung der Welt das Totenreich zufiel. Es wird darum, nach seinem Herrscher, auch »Hades« genannt. Hades seinerseits, der Gott mit der Tarnkappe, wurde im Lauf der Zeit, vermutlich unter dem Einfluß der Mysterien von Eleusis, mit dem verborgen wirkenden Spender des Reichtums, Plutos oder Pluton, gleichgesetzt. Dadurch verbesserte sich das Image des von Homer als verhaßt und abscheulich charakterisierten Gottes merklich: Er wird nun mit Füllhorn und Szepter dargestellt. Seine Gemahlin ist Persephone**, die er in sein finsteres, vom Höllenhund Kerberos* bewachtes Reich entführt hat: »Von giftigen Eiben umdüstert senkt sich jäh ein Weg. Er führt durch dumpfes Schweigen hinab zur Wohnstatt der Toten. Die träge Styx haucht Nebel aus, und der jüngst Verstorbenen Schatten steigen dort hinunter, nur Schemen jenseits des Grabes. Fahle Dämmerung und Winter herrschen in dieser Öde, und die neu angekommenen Seelen wissen weder den Weg zur Stadt an der Styx noch zur schauervollen Burg des finsteren Pluto. Weitläufig ist die Stadt, tausend Zu-
gänge hat sie und auf allen Seiten offene Tore. So wie das Meer die Ströme der ganzen Erde, so nimmt sie alle Seelen auf. Nirgendwann ist sie für ihre Bevölkerung zu klein, noch spürt sie das Wachsen der Menge. Blutleer, ohne Fleisch und Gebein, irren die Schatten umher. Die einen suchen den Markt auf, andere den Palast des Herrschers dort unten, andere treiben ein Gewerbe, ganz wie einst im Leben, wieder andere leiden gebührende Strafe« (Ovid, Metamorphosen IV 432–446).
Die große Masse der Toten führt also, wenn sie der Fährmann Charon* über den Acheron* gebracht hat und sie aus der Lethequelle Vergessen getrunken haben, ein empfindungsloses Schattendasein. Nur für schwere Sünder gibt es unterhalb des Hades den schrecklichen Tartaros*, und einige wenige Prominente gelangen in das paradiesische Elysion – wenn es die Totenrichter Minos*, Aiakos* und Rhadamanthys* gut mit ihnen meinen. Lebend in den Hades kamen unter anderen Herakles*, Orpheus*, Odysseus* und Aineias*. Was die beiden letztgenannten in der Totenwelt erlebten, schildern der 11. Gesang der ›Odyssee‹ und der 6. von Vergils ›Aeneis‹. Vieles davon spiegelt sich im ersten Teil von Dantes ›Divina Commedia‹, dem ›Inferno‹. Daß man die Unterwelt auch zum Schauplatz deftiger Späße machen kann, bewies Aristophanes in seiner Komödie ›Die Frösche‹
(405 v. Chr.), in der Dionysos* auf der Suche nach einem ordentlichen Dichter zu den Schatten geht. Lustig bis boshaft sind auch die Totengespräche des geistreichen und scharfzüngigen Lukian von Samosata (um 170 n. Chr.).
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