Who's who in der antiken Mythologie
Gyges
GygesEin Leibwächter des Königs Kandaules von Lydien, den sein Gebieter zwang, in seinem Schlafgemach versteckt der Königin beim Auskleiden zuzusehen und sich von ihrer einmaligen Schönheit zu überzeugen. Die Frau, die Gyges erkannte, als er sich wieder davonschlich, stellte ihn tags darauf vor die Wahl: Entweder solle er Kandaules töten und den Thron besteigen oder selbst sterben. Widerstrebend wurde Gyges zum Mörder seines Herrn (Herodot I 7–14).
Nach Platon (Politeia 359d–360b) war Gyges ein Hirt, der nach einem Wolkenbruch einen Erdspalt fand, hinabstieg und neben anderen Wunderdingen ein ehernes Pferd erblickte, in dessen hohlem Leib er durch eine Öffnung einen übermenschlich großen Leichnam sehen konnte. Dem zog er einen goldenen Ring vom Finger und steckte ihn sich selbst an. Als er sich später bei den anderen Hirten einfand und zufällig den Stein seines Rings zur Handinnenseite drehte, war er plötzlich unsichtbar, und seine Gefährten sprachen von ihm wie von einem Abwesenden. Gyges erprobte mehrfach die Macht seines Rings; dann ließ er sich als Bote zum König entsenden, verführte dessen Frau, lauerte mit ihr dem König auf, brachte ihn um und bestieg selbst dessen Thron.
Friedrich Hebbel folgt in seiner Tragödie ›Gyges und
sein Ring‹ (1856) der Erzählung Herodots, bringt aber den Zauberring ins Spiel, um dessen Macht – so seine Darstellung – Kandaules weiß. Unsichtbar betritt also Gyges das Schlafgemach der Königin, erkennt jedoch das Schändliche seines Tuns und dreht den Ring, so daß er sichtbar wird. Kandaules müßte ihn nun töten; stattdessen verbirgt er ihn vor seiner Frau, die erst nach und nach erfährt, was geschehen ist, und schließlich Gyges zum Zweikampf mit Kandaules auffordert. Dieser fällt, und auch die Königin tötet sich, kaum daß sie mit Gyges vermählt ist, weil sie sich nur so von der Schmach, die ihr angetan wurde, entsühnen zu können meint. Hebbel hat mit viel psychologischem Geschick das Handeln seiner Personen begründet, so daß man beinahe vergißt, daß in der Handlung des Dramas zwei divergente Geschichten vermengt sind.
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