Who's who in der antiken Mythologie
Europa
EuropaTochter des phönizischen Königs Agenor, von Zeus* in Stiergestalt über das Meer nach Kreta entführt, Mutter des Minos*, Rhadamanthys* und Sarpedon*. Die ältesten Belege für den von Moschos aus Syrakus in seinem Kleinepos ›Europe‹ (2. Jahrhundert v. Chr.) und von Ovid in den Metamorphosen (II 836–875) farbig geschilderten ›Raub der Europa‹ sind eine Metope des ältesten Tempels in Selinunt (Tempel S, um 560 v. Chr., Palermo, Museo Archeologico Nazionale), eine schwarzfigurige attische Amphore (um 550 v. Chr.; Rom, Vatikanische Museen) und eine etwa zur gleichen Zeit entstandene Vase aus Caere (Rom, Museo Nazionale di Villa Giulia). Häufig abgebildet wird auch ein pompejanisches Wandgemälde zum gleichen Thema (Neapel, Museo Archeologico Nazionale).
Das Mädchen auf dem Stier, das »ängstlich nach dem verlassenen Gestade zurückblickt« (Ovid), war vom 16. bis ins 20. Jahrhundert ein beliebtes Thema der Maler; man findet es beispielsweise im Konservatorenpalast von Rom und im Dogenpalast von Venedig, beide von Paolo Veronese (1528–1588), im Buckingham-Palast zu London (von Claude Lorrain, 1667) und in zahllosen weiteren Schlössern und Galerien. Europa hält sich mit der einen Hand an einem Horn
des Stiers fest, die Linke stützt sich auf dessen Rücken, der Mantel bauscht sich im Wind – genau, wie Ovid es beschrieben hat. Auch für die Karikaturisten ist das Mädchen auf dem Stier eine bequeme Chiffre, die sie im Zeichen der europäischen Einigung häufig benützen. Geistreiche Variationen des Mythos bringt Georg Kaiser in seinem Tanzspiel ›Europa‹, das unter der Regie von Max Reinhardt 1920 in Berlin uraufgeführt wurde. Auch die Oper Darius Milhauds ›Die Entführung der Europa‹ (1927) geht frei mit dem Mythos um, macht Agenor kurzerhand zum König von Theben und führt einen Freier um Europa ein, der ihr ihre Neigung zu Kühen und Stieren verübelt.
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Ansicht: Europa